Rauchverbote für Gen Z könnten Millionen Leben retten
Studie zeigt: Verkaufsverbot von Tabak für nach 2006 Geborene könnte 1,2 Millionen Lungenkrebs-Todesfälle verhindern. Ein ethischer Imperativ für die Politik?
Rauchen ist in Deutschland nach wie vor ein großes Problem – und es betrifft nicht nur Menschen im mittleren und höheren Alter, sondern auch die junge Generation. Rund sechs Prozent der 12- bis 17-Jährigen und etwa 25 Prozent der 18- bis 25-Jährigen greifen regelmäßig zur Zigarette.
Die Folgen sind fatal: Lungenkrebs ist die häufigste Krebstodesursache und zu 90 Prozent auf das Rauchen zurückzuführen. Allein im Jahr 2016 erkrankten laut Robert-Koch-Institut in Deutschland rund 57.500 Menschen neu an Lungenkrebs, davon 36.000 Männer und 21.500 Frauen. Davon waren schätzungsweise 45.300 Fälle auf das Rauchen zurückzuführen.
Was wäre, wenn die Politik jetzt radikale Maßnahmen ergreifen würde, um die nächste Generation vor dem Rauchen zu schützen? Eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
Die Forscher modellierten, wie sich ein vollständiges Verkaufsverbot für Tabakwaren auf die rund 650 Millionen Menschen auswirken würde, die zwischen 2006 und 2010 geboren wurden – die sogenannte Generation Z. Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2095 könnten dadurch weltweit 1,2 Millionen Todesfälle durch Lungenkrebs verhindert werden.
Wie die Forscher zu ihren Ergebnissen kamen
Für ihre Berechnungen nutzten die Wissenschaftler Daten zu Krebserkrankungen und Todesfällen aus 185 Ländern. Sie gingen davon aus, dass sich ohne Gegenmaßnahmen die derzeitigen Trends fortsetzen und es bei den zwischen 2006 und 2010 Geborenen fast drei Millionen Todesfälle durch Lungenkrebs geben wird.
Würde man dagegen den Verkauf von Tabakprodukten an diese Altersgruppe vollständig verbieten, ließen sich den Modellrechnungen zufolge 45 Prozent der Todesfälle bei Männern und 31 Prozent bei Frauen vermeiden. Die größten Effekte erwarten die Forscher in Nordamerika, Australien, Neuseeland und Teilen Europas.
Rauchverbot allein reicht nicht
Die Autoren der Studie betonen aber auch, dass ein Verkaufsverbot für die Generation Z allein nicht ausreichen wird, um die Gesundheitsgefahren durch Tabak zu bekämpfen. Gerade für die heutigen Raucher seien flankierende Maßnahmen wie höhere Tabaksteuern, mehr rauchfreie Umgebungen und Unterstützung beim Rauchstopp notwendig.
Nur durch eine Kombination von Prävention bei den Jüngeren und Unterstützung beim Rauchstopp bei den Älteren kann die Zahl der tabakbedingten Erkrankungen und Todesfälle langfristig drastisch gesenkt werden.
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Ethische Verpflichtung für die Politik?
Für die Politik werfen die Studienergebnisse grundlegende ethische Fragen auf: Ist es vertretbar, wissentlich eine weitere Generation in die Tabaksucht laufen zu lassen, wenn man die katastrophalen Folgen kennt? Oder gibt es nicht vielmehr eine moralische Verpflichtung, Jugendliche mit allen Mitteln vor dem Einstieg ins Rauchen zu bewahren? Immerhin stehen allein in der Generation Z Millionen Menschenleben auf dem Spiel.
Länder wie Neuseeland haben die Zeichen der Zeit erkannt und haben 2022 als erstes Land der Welt den Verkauf von Zigaretten an alle nach 2008 Geborenen verboten. Allerdings hat die neugewählte konservative Regierung das Rauchverbot inzwischen wieder gekippt. Aber auch in Großbritannien gibt es Pläne für ein Verkaufsverbot ab dem Jahrgang 2009.
Hierzulande scheint ein solch konsequenter Jugendschutz noch in weiter Ferne. Dabei wäre gerade in Deutschland mit seiner hohen Raucherquote ein Umdenken dringend erforderlich.