Raumfahrt: Indien stockt Budget und Pläne für Raumstation auf
Indien treibt seine Raumfahrtpläne voran. Das Gaganyaan-Programm wird massiv ausgeweitet. Doch reicht das Budget für die ehrgeizigen Ziele?
Vor wenigen Tagen hat das Kabinett in New Delhi den Bau der ersten Einheit der Bharatiya Anatriksh Orbitalstation (BAS) genehmigt. Wie die Asian News International schreibt, wurde dies durch eine entsprechende Erweiterung des indischen Gaganyaan-Raumfahrtprogramms ermöglicht.
Der Beschluss kommt kurz nachdem die indische Raumfahrtbehörde ISRO beschlossen hatte, die geplante Größe der Station von 25 auf 52 Tonnen mehr als zu verdoppeln. Die BAS soll drei bis vier Astronauten Platz bieten und kurzfristig auch sechs Menschen beherbergen können. Die äußeren Abmessungen werden dann 20 zu 27 Metern betragen.
Zum Vergleich: Die ISS ist 108 Meter lang und wiegt 500 Tonnen.
2028 soll das erste Modul starten
Die ersten Planungen für die BAS wurden erst vor fünf Jahren veröffentlicht und das indische Gaganyaan-Programm zur bemannten Raumfahrt wurde 2018, nur ein Jahr früher gestartet. Mit dem aktuellen Kabinettsbeschluss umfasst es nun acht Missionen, die bis Dezember 2028 mit dem Start der ersten BAS-Einheit abgeschlossen werden sollen.
Das Gaganyaan-System hat bisher drei unbemannte Testflüge absolviert – ein erster bemannter Flug ist für nächstes Jahr vorgesehen.
Materiell scheint der Kabinettsbeschluss zur Erreichung solch ambitionierter Ziele auf den ersten Blick kaum ausreichend: Von der zuvor genehmigten Nettofinanzierung in Höhe von umgerechnet 1,23 Mrd. Euro wurde die Gesamtfinanzierung für Forschung und Entwicklung zum Gaganyaan-Programm auf 2,22 Mrd. Euro knapp verdoppelt.
Geringe Kosten
Allerdings hat Indien bereits mehrfach bewiesen, dass seine Ingenieure komplexe Aufgaben mit einem Bruchteil des Budgets bewältigen können, die ihren westlichen oder auch russischen Kollegen zur Verfügung stehen.
2014 hat die ISRO ihre erste Marsmission mit sage und schreibe umgerechnet 74 Mio. US-Dollar zum Erfolg geführt. Und auch die unbemannte Chandrayaan-3 Mondlandemission des letzten Jahres wurde mit vergleichbar geringfügigen Mitteln absolviert. Allerdings erlaubt die ISRO keine Einblicke in ihre Finanzen.
Wenn diese ehrgeizigen Planungen dennoch realisiert werden können, würde Indien seinen bemannten Vorstoß ins All noch schneller bewerkstelligen als China. Peking hatte sich zwischen der Ankündigung und dem ersten Start zwölf Jahre Zeit gelassen und vorher bereits Erfahrungen mit kürzeren bemannten Orbitalprojekten gesammelt.
Rein nationale Projekte
Doch anders als die ISS und die chinesische Tianhe-Station ist die BAS ein ausdrücklich nationales Projekt. Die indischen Weltraum-Planungen sind eng in das Amrit-kaal-Programm der regierenden Hindu-Nationalisten integriert. Dieses 2022 ins Leben gerufene Programm sieht einen 25 Jahre dauernden radikalen Umbau der fragmentierten indischen Wirtschaft bis 2047 vor. 2047 wird Indien 100 Jahre unabhängig sein.
Sowohl den Veröffentlichungen der ISRO als auch den amtlichen Verlautbarungen und in einschlägigen Presseartikeln fehlen selbst propagandistische Hinweise auf den Nutzen, den die Menschheit außerhalb des Subkontinents aus den indischen Raumfahrtaktivitäten ziehen könnte.
Premierminister Narendra Modi bezeichnete die Genehmigung der Entwicklung der ersten Einheit der Bharatiya Anatriksh Station denn auch als "großartige Nachricht". Die "bahnbrechende Entscheidung" des Kabinetts bringe Indien dem Ziel einer autarken indischen Raumfahrt bis 2035 näher und ebne den Weg für eine Mondmission mit Besatzung bis 2040.
Weitere Raumfahrtaktivitäten Delhis
Neben den bemannten Raumfahrtmissionen und dem Bau der ersten Einheit der Bharatiya Anatriksh Raumstation ist die ISRO mit drei weiteren Großprojekten beschäftigt.
Das sind die Mondmission Chandrayaan-4, die zweite Venus Orbiter Mission und die Entwicklung des wiederverwendbaren Next Generation Launch Vehicle Raketensystems.
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