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Redaktionelle und technische Neuaufstellung: Telepolis auf neuer Domain

Harald Neuber

Themen des Tages: Was der Nato-Chef in der Ukraine befĂĽrchtet. Wie die deutsche Wirtschaft auf Teuerungen reagiert. Und warum Telepolis eine neue Adresse hat.

Liebe Leserinnen und Leser,

1. Zwei Friedensaktivisten analysieren die US-Rolle in der Ukraine.

2. Deutsche Unternehmen haben einen Neujahrskater.

3. Auf Seite 2 lesen Sie, warum Telepolis eine neue Adresse hat.

Doch der Reihe nach.

Die USA und der Krieg

Mit der Rolle der USA im Ukraine-Konflikt befassen sich heute bei Telepolis die US-Friedensaktivisten Medea Bejamin und Nicolas J. S. Davies [1]. Sie erinnern daran, wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kürzlich in einem Fernsehinterview in seinem Heimatland Norwegen seine größte Befürchtung für diesen Winter geäußert habe: dass die Kämpfe in der Ukraine außer Kontrolle geraten und zu einem großen Krieg zwischen der Nato und Russland führen könnten. "Wenn die Dinge schiefgehen", so habe er gewarnt, "können sie furchtbar schiefgehen".

Das war ein seltenes Eingeständnis von jemandem, der sehr stark in den Krieg involviert ist. Es spiegelt den Zwiespalt wider zwischen den jüngsten Erklärungen der politischen Führer der USA und der Nato auf der einen und denen der Militärs auf der anderen Seite.

Medea Benjamin, Nicolas J.S. Davies

Die deutsche Wirtschaft und die Krise

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sei ausgesprochen schlecht, berichtet heute Telepolis-Autor Bernd Müller [2]: Vier von zehn Unternehmen erwarten in diesem Jahr einen Rückgang ihrer Geschäftstätigkeit. Das ergab eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), deren Ergebnisse am Montag vorgestellt wurden.

Es sind vorwiegend die hohen Energiekosten, Probleme in den Lieferketten und die Folgen des Krieges in der Ukraine, die für die trüben Geschäftsaussichten verantwortlich gemacht werden. Im Winterhalbjahr sei zwar die Gefahr einer Gasmangellage nicht mehr so bedrohlich wie im Sommer 2022, aber die Energiepreise blieben auf einem hohen Niveau. Produktionsstörungen seien deshalb nicht ausgeschlossen.

Brasilien und der Putschversuch

Mit dem Putschversuch in Brasilien befasst sich heute Telepolis-Redakteurin Claudia Wangerin. Sie erinnerten die Szenen in Brasilia an den Sturm der Anhänger des Ex-US-Präsidenten Donald Trump auf das Kapitol in Washington [3] vom 6. Januar 2021. Die radikalen Anhänger des rechten brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro drangen in den Nationalkongress, den Obersten Gerichtshof und den Regierungssitz Palácio do Planalto ein und randalierten in Sitzungssälen und Büros.

"Was sie heute getan haben, ist beispiellos in der Geschichte des Landes", sagte Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, der zum Zeitpunkt der Attacke nicht in der Hauptstadt war, aber kurz darauf eintraf, laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur. "Das war Barbarei. Das waren Faschisten. Sie müssen gefunden und bestraft werden."

Ansgar Heise: "FĂĽr mich ist Telepolis eine Herzensangelegenheit"

Das neue Jahr beginnt für Telepolis – wie einige Leserinnen und Leser heute schon bemerkt haben – zunächst mit einer technischen Neuerung. Nach mehr als 25 Jahren tritt unser Magazin von heute an unter einer eigenen Adresse auf: telepolis.de. Das ist, wie wir finden, eingängiger als das bisherige URL-Kürzel "heise.de/tp" und wird dem Projekt gerecht: Denn Telepolis war von jeher ein in sich geschlossenes publizistisches Projekt der Heise Gruppe.

Der Auftritt von Telepolis mit einer eigenen Domain hat vor allem aus der Entwicklungsperspektive Sinn. Suchmaschinen goutieren es, wenn Inhaltsarten deutlich getrennt sind. Mit dem eigenen Webauftritt bleibt Telepolis integraler Bestandteil der Heise-Publikationen, zugleich trennen wir den politischen Journalismus deutlicher von den technischen und fachspezifischen IT-Inhalten.

Verleger Ansgar Heise betont indes die Gemeinsamkeiten. "Für mich ist Telepolis eine Herzensangelegenheit", sagt er: "Genauso wie die anderen Publikationen aus dem Hause Heise den IT- und Technikbereich kritisch hinterfragen, beleuchtet Telepolis gesellschaftliche und politische Entwicklungen. Dabei greift Telepolis auch Themen auf, die in anderen Medien nicht zu finden sind und stärkt so den Meinungspluralismus. Die Domain telepolis.de sehen wir als Chance, die eigenständige Position von Telepolis als unabhängiges Portal für politische Themen und Diskussionen – die durchaus kontrovers sein dürfen – zu schärfen."

Im vergangenen Jahr hat Telepolis dafür mehrere Expertinnen und Experten mit an Bord geholt. Wie an dieser Stelle im Dezember schon angekündigt wurde [4], werden neben dem ehemaligen Staatssekretär und Chef-Volkswirt bei der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung, Heiner Flassbeck, neue Kolumnisten bei Telepolis einsteigen. Zu ihnen gehört der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Anti-Lobby-Aktivist Marco Bülow, der Politikwissenschaftler Christian Hacke und der Medienwissenschaftler Michael Haller.

"Die technischen und redaktionellen Neuerungen bei Telepolis sind Teil eines publizistischen Konzeptes, das wir im vergangenen Jahr in enger Zusammenarbeit mit Fachabteilungen im Haus entwickelt haben und das wir in diesem Frühjahr präsentieren werden", so Telepolis-Chefredakteur Harald Neuber: Telepolis werde künftig noch stärker als bisher mit einer dominierenden Tendenz brechen, die Journalismus in politische und mediale Schubladen einordnet.

"Nicht die politische Haltung steht im Vordergrund, sondern mehr noch als bisher professionelle Standards und ein möglichst breiter Meinungskorridor – darin sehen wir unseren journalistischen Kernauftrag", so Neuber: "Telepolis wirft ein Schlaglicht auf die blinden Flecken in der Berichterstattung, bricht mit Polarisierungen und bietet exklusive Inhalte sowie neue Sichtweisen auf alte und neue Akteure der Medienlandschaft."

Artikel zum Thema:

Harald Neuber: Telepolis 2023: Es wird viel Neues geben [5]
Volker Zota: "Telepolis stärker zu einem Referenzmedium entwickeln" [6]
Harald Neuber: Millionen Steuergeld fĂĽr Meinungsmache: Ist das legitim? [7]


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7453295

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.telepolis.de/features/Koennen-Nato-und-Pentagon-einen-diplomatischen-Ausweg-in-der-Ukraine-finden-7452185.html
[2] https://www.telepolis.de/features/Hohe-Energiekosten-Stimmung-der-deutschen-Wirtschaft-truebt-sich-ein-7452802.html
[3] https://www.telepolis.de/features/Putschversuch-von-Bolsonaro-Fans-Kapitol-Sturm-auf-Brasilianisch-7452647.html
[4] https://www.telepolis.de/features/Telepolis-2023-Es-wird-viel-Neues-geben-7442518.html?seite=2
[5] https://www.telepolis.de/features/Telepolis-2023-Es-wird-viel-Neues-geben-7442518.html
[6] https://www.telepolis.de/features/Telepolis-staerker-zu-einem-Referenzmedium-entwickeln-5001580.html
[7] https://www.telepolis.de/features/Millionen-Steuergeld-fuer-Meinungsmache-Ist-das-legitim-7440534.html