Rezession oder Aufschwung: Was die Konjunktur 2024 bringt
Ökonomen geben gemischte Ausblicke auf die Konjunktur im kommenden Jahr. Inflation sinkt, Konsum steigt. Aber reicht das für ein Wachstum?
Wächst die deutsche Wirtschaft oder schrumpft sie – darüber streiten sich einmal mehr die Institute. Doch auch wenn die Konjunktur wieder anzieht, wie einige prognostizieren, wird das Wachstum schwach ausfallen.
Die Experten des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung sehen die Entwicklung pessimistisch. Sie prognostizieren für 2024 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent.
Einfluss der Finanzpolitik auf die Wirtschaft
Die Finanzpolitik der Bundesregierung trage zur Schrumpfung der deutschen Wirtschaft bei, auch nach dem jüngsten Haushaltskompromiss. Sie schreiben:
Kürzungen bei den Staatsausgaben, höhere Abgaben und die zusätzliche Unsicherheit über die weitere Förderung von Klimaschutzprojekten dürften den bremsenden Effekt von hohen Zinsen und verhaltener Entwicklung der Weltwirtschaft verstärken.
Inflation und ihre Auswirkungen auf den Konsum
Durch die sinkende Inflation könnte sich im kommenden Jahr zwar der private Konsum wieder etwas erholen. Doch die negative Entwicklung am Bau, bei Investitionen und im Außenhandel könnte dadurch nicht aufgefangen werden.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, dürfte die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr steigen. Für 2024 rechnen die IMK-Experten mit einem Anstieg um rund 240.000 Personen, was einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent entspricht. Im Jahr 2023 lag sie noch bei 5,7 Prozent.
Positive Konjunkturaussichten der Deutschen Bundesbank
Von einer gegenläufigen Entwicklung geht die Deutsche Bundesbank aus. Ab Anfang 2024 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren, heißt es im aktuellen Monatsbericht, der am Montag veröffentlicht wurde.
Derzeit würden die schwache Auslandsnachfrage in der Industrie, der zögerliche private Konsum und die hohen Zinsen, die Investitionen verteuern, noch bremsen. Doch infolge "wachsender ausländischer Absatzmärkte" nehmen jetzt die Exporte wieder zu. Auch die privaten Haushalte zeigen sich dank kräftig steigender Löhne und sinkender Inflation wieder in Konsumlaune.
Langfristige Wachstumsprognosen und Anpassungen
Zu den Konjunkturaussichten heißt es im Monatsbericht:
Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) legt nach dieser Projektion 2024 kalenderbereinigt um 0,4 Prozent zu, nach einem leichten Rückgang um 0,1 Prozent im laufenden Jahr. In den Jahren 2025 und 2026 wächst die Wirtschaft um 1,2 Prozent bzw. 1,3 Prozent.
Aber auch die Deutsche Bundesbank zeigt sich in ihrer aktuellen Prognose pessimistischer als noch im Juni. Das BIP für 2024 wurde deutlich und für 2025 leicht nach unten korrigiert. Ausschlaggebend dafür sind eine schwächere Auslandsnachfrage, ein langsamerer Anstieg des Konsums und restriktivere Finanzierungsbedingungen.
Optimistischer Ausblick für Ostdeutschland und Sachsen
Vergleichsweise überschwänglich fällt der Ausblick der Dresdner Niederlassung des ifo Instituts auf das kommende Jahr aus. Für Ostdeutschland und Sachsen erwarten die Ökonomen ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent und 0,7 Prozent.
Aber auch sie haben ihre Erwartungen gegenüber ihrer Sommer-Prognose leicht gesenkt. Die Stimmung in der ostdeutschen Wirtschaft war im zu Ende gehenden Jahr gedämpft, sodass die Unternehmen keinen Schwung in das neue Jahr mitnehmen.
"Im Jahr 2024 dürfte sich die Inflation nochmals deutlich abschwächen, was zusammen mit deutlich höheren Löhnen zu einer Steigerung der Realeinkommen der privaten Haushalte führt", sagt Joachim Ragnitz.
"Dies wird zu einer steigenden Konsumnachfrage führen, von der vor allem die konsumnahen Dienstleistungen profitieren dürften", so Ragnitz weiter. Allerdings macht sich in Ostdeutschland zunehmend die ungünstige demografische Entwicklung bemerkbar, die zusätzlich auf die Stimmung drückt.
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