Rohstoff der Energiewende: Folgt auf die Opec nun ein Lithium-Kartell?

Seite 2: Die Konkurrenz schläft nicht

Und die Konkurrenz der westlichen Bergbaukonzerne schläft nicht: Kürzlich meldete Kabul Now, dass das chinesische Unternehmen Gochin zehn Milliarden US-Dollar für die exklusive Ausbeutung des afghanischen Lithiums geboten habe. Shahabuddin Delawar, der afghanische Minister für Bergbau und Erdöl erhofft sich von dieser Investition 120.000 Jobs für sein kriegszerstörtes Land, denn Gochin habe zugesichert, das Leichtmetall in Afghanistan zu verarbeiten.

Wie viel Lithium in Afghanistan zu holen ist, scheint zumindest im Westen nicht genau bekannt zu sein. Die US-Amerikaner hatten die Vorkommen offensichtlich übersehen.

Alle derartigen Initiativen werden vom knappen Lithiumangebot auf den Weltmärkten auf absehbare Zeit begünstigt, denn die Nachfrage nach dem Leichtmetall ist nicht nur ungebrochen – sie wächst weiterhin rasant. Die BGR prognostiziert Nachfragesteigerungen auf mindestens 316.000 beziehungsweise mehr als 550.000 Tonnen pro Jahr.

Im schlechtesten Fall würden 2030 dann 300.000 Tonnen Lithium pro Jahr fehlen – im besten Fall werden es demnach immer noch 90.000 Tonnen sein. Zum Vergleich: 2020 wurden weltweit etwa 105.000 Tonnen gefördert; 55.000 Tonnen davon in Australien.

In der aktuellen Phase rasant wachsender Lithiummärkte und -industrien besteht noch kein großer ökonomischer Druck, ein Kartell zu gründen.

Dennoch könnte ihre weitere Entwicklung zum Indikator für die Fortschritte auf dem Weg zu einer multipolaren Welt werden. Denn je mehr Lithium-Vorkommen weltweit ausgebeutet werden und je größer der Anteil des Recyclings an der Produktion wird, desto wichtiger wird für die großen Exportländer die Koordination untereinander. Auch ein Quantensprung in der Batterietechnik könnte die Marktlage noch fundamental verändern.

Es wird spannend sein, zu sehen, ob die betroffenen Regierungen die nächsten Jahre nutzen können, um dem Ressourcenfluch zu entgehen – zumindest beim Lithium.

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