Russische Regisseure gegen "besorgte Bürger"
Seite 2: Der Sprecher von Putin schaltet sich ein
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Einer der ersten, die auf die Äußerungen von Raikin reagierten, war Dmitri Peskow, der Pressesprecher des russischen Präsidenten. Er hatte erklärt, Zensur sei in der Kunst "nicht hinnehmbar". Man müsse jedoch Zensur und staatlich geförderte Kunst unterscheiden. Wenn der Staat eine bestimmte Aufführung finanziell unterstütze, habe der Staat auch das Recht, das Thema zu bestimmen. Bei den Aufführungen, die privat finanziert werden, müsse man einfach nur die gesetzlichen Regeln einhalten. Peskow forderte Raikin auf zu sagen, von wem und wann seine Arbeit als Regisseur zensiert worden sei.
Mit harten Worten reagierte auf die Raikin-Rede der Leiter des Motorradclubs Nachtwölfe, Aleksandr Saldostanow. Er sagte, "die Raikins" wollten "das Land zu einem Abflusskanal machen, in dem Dreck fließt". Er werde alles dafür tun, dass Russland "vor der amerikanischen Demokratie geschützt wird".
Das ging Dmitri Peskow deutlich zu weit. Er forderte den Nachtwolf-Chef auf, sich bei Raikin zu entschuldigen, worauf Saldostanow meinte, er achte Raikin als Künstler, entschuldigen werde er sich aber nicht. Der Leiter von Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, solidarisierte sich mit seinem "Freund", dem "Nachtwolf"-Chef und verschärfte den Ton, als er sagte, eine "Kaste von Kulturschaffenden" meine, "sie könne das religiöse Gefühl von Millionen Christen und Moslems verletzen".
Nun hatte die Debatte ihren Höhepunkt erreicht. Auch diejenigen ergriffen jetzt das Wort, welche sich bisher zurückgehalten hatten. Unterstützung erhielt Satirikon-Chef Konstantin Rajkin von den Moskauer Regisseuren Oleg Tabakow, Jewgeni Mironow und Andrej Swjaginzew sowie dem bekannten Fernsehmoderator Wladimir Posner.
Der russische Kulturminister will den Konflikt mit Raikin beenden
Der Kulturminister Wladimir Medinski ist sichtlich nicht daran interessiert, dass die Debatte über den Zensur-Vorwurf weiter ausufert. Am vergangenen Samstag teilte das Kulturministerium mit, Minister Medinski und Regisseur Rajkin hätten sich getroffen und sich beide "für ihre emotionalen Äußerungen entschuldigt". "Alle Fragen würden nun ruhig und ohne die Medien" besprochen.
Bei den "Fragen" geht es um die Finanzierung des Theaters Satirikon. Nach Aussage von Rajkin braucht das Satirikon zusätzliches Geld, weil wegen der Renovierung des Theaters ein anderer Spielort angemietet werden musste. Wenn es kein zusätzliches Geld gäbe, drohe dem Theater der Tod. Einige gehässige Stimmen hatten im Internet geäußert, Raikin habe den Skandal um die drohende Zensur in Russland nur angezettelt, um die Miete für den Ersatz-Spielort des Theaters vom Staat zu bekommen.
Die Vorwürfe der Zensur wies der russische Kulturminister zurück. Gegenüber der Nachrichtenagentur TASS erklärte der Minister am Montag, die Theater in Russland seien "absolut frei" trotz staatlicher Finanzierung. Solch eine Freiheit für die Theater wie im heutigen Russland habe es "seit dem alten Griechenland" nicht mehr gegeben. Diese Behauptung werden konservative Russen sicher unterstützen, die liberalen und linken Russen und Russinnen ganz sicher nicht.