Russland dreht Hahn für Benzin und Diesel zu: Wird Tanken jetzt zum Luxus?

Exportverbot aus Moskau trifft den Weltmarkt – und Europa. Die jüngste Entscheidung könnte Spritpreise in neue Höhen katapultieren. Ist Luxus-Tanken die neue Norm?

Die Preise für Benzin und Diesel kennen nur einen Weg: nach oben. An den Tankstellen in Deutschland dürfte es sich bald ein weiterer Preisschub bemerkbar machen: Russland hat mit sofortiger Wirkung den Export von Benzin und Diesel verboten. Der ohnehin angespannte Weltmarkt für Diesel dürfte damit weiter unter Druck geraten und die Preise in die Höhe treiben.

Mit dem Exportstopp will die russische Regierung den Binnenmarkt stabilisieren, wie sie am Donnerstag mitteilte. In den vergangenen Monaten hatte das Land unter einem Mangel an Benzin und Diesel gelitten, der die Großhandelspreise in die Höhe getrieben hatte.

"Die vorübergehenden Beschränkungen werden dazu beitragen, den Treibstoffmarkt zu sättigen, was wiederum die Preise für die Verbraucher senken wird", heißt es in der Erklärung der Regierung in Moskau.

Wann der Export wieder freigegeben wird, ist unklar, ein Datum wurde nicht genannt. "Wir gehen davon aus, dass der Markt die Auswirkungen schnell genug spüren wird", sagte der stellvertretende russische Energieminister Pavel Sorokin. Alles hänge von der Sättigung des Marktes und den Ergebnissen ab.

Ausgenommen von dem Verbot sind nur die Staaten, die der Eurasischen Wirtschaftsunion angehören. So werden Weißrussland, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan weiterhin beliefert.

Russland ist einer der weltweit größten Exporteure von Rohöl und raffinierten Erdölprodukten. Trotz aller Sanktionen westlicher Staaten konnte das Land weiterhin Benzin und Diesel exportieren. Länder wie Saudi-Arabien haben ihre Importe aus Russland erhöht und ihrerseits mehr Kraftstoffe nach Europa exportiert.


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Diese Mengen fallen nun weg und können nicht durch andere Quellen kompensiert werden, berichtet jetzt das Handelsblatt unter Berufung auf den aktuellen Ölmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA). Außerhalb Russlands gebe es schlicht zu wenig Raffineriekapazitäten, sodass die Preise für Diesel schneller stiegen als für Rohöl.

In den vergangenen Monaten gab es vor allem in einigen südlichen Regionen Russlands, die als Kornkammer des Landes gelten, Probleme mit der Dieselversorgung. Der Treibstoff ist dort entscheidend für die Ernte. Mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im März will der Kreml eine Krise vor Ort vermeiden.

Der schwache Rubel hatte den Export von Diesel und Benzin attraktiv gemacht. Gleichzeitig gab es Wartungsarbeiten in den Ölraffinerien und Engpässe bei der Eisenbahn. All dies setzte den Treibstoffmarkt unter Druck.

Das russische Exportverbot ist nicht der einzige Faktor, der die Preise an den Tankstellen beflügelt. Auch der Preis für Rohöl ist im Steigen begriffen. Hedgefonds würden längst darauf wetten, dass die Preise die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel überschreiten werden, schrieb kürzlich die Finanical Times. Aktuell notiert die Ölsorte Brent bei knapp 94 US-Dollar je Barrel.

Preistreibend wirkt unter anderem die Entscheidung Russlands und Saudi-Arabiens, ihre zusätzliche Förderkürzung um eine Million Barrel pro Tag bis zum Jahresende zu verlängern. Diese Kürzung erfolgt zusätzlich zu der von den Opec+-Staaten beschlossenen Kürzung.

Aber auch in den USA schrumpft die Ölproduktion, wie die US-Energiebehörde EIA für Oktober prognostiziert. Damit würde sie den dritten Monat in Folge sinken, berichtet das Handelsblatt. Experten würden dies als besorgniserregend einstufen, heißt es weiter, da die USA der Haupttreiber des Produktionswachstums außerhalb der Opec seien.

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