Russland und Iran vereinbaren historischen Gas-Liefervertrag

Gasleitung von Russland- zu Iranflagge

Russland und Iran schmieden einen historischen Pakt. Putin verspricht massive Gaslieferungen in die Islamische Republik. Doch der Deal hat einen Haken.

Im letzten Dezember entschuldigte sich Irans Präsident Masoud Pezeshkian bei der Bevölkerung für die Energiekrise im Land und beschwor dabei Gott. Hilfe winkt ihm nun aus Moskau. Präsident Wladimir Putin will den Iran an das russische Gasnetz anschließen, um dortigen Engpässe zu beheben und die eigene Exportbilanz anzuheben.

Bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr könnten es werden. Über Aserbaidschan sollen zunächst zwei Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland in den Iran durchgeleitet werden. Das erklärte Putin auf der Pressekonferenz mit seinem iranischen Amtskollegen am 17. Januar in Moskau.

Erste praktische Schritte 2025 umsetzen

"Die Konsultationen zu diesem Thema dauern an. Wir haben diesbezüglich wichtige Vereinbarungen getroffen. Es gibt noch einige kleinere Fragen, an denen noch gearbeitet wird", sagte der iranische Botschafter in Russland, Kazem Jalali, gegenüber russischen Reportern jüngst im Februar und ergänzte:

Wir hoffen, dass im Jahr 2025 die ersten praktischen Schritte umgesetzt werden.

Die jüngste Energiekrise im Iran trug bestimmt dazu bei, beim russischen Gasanschluss Gas zu geben, damit der Präsidentenpalast nicht dauerhaft im Dunkeln steht und Industrieanlagen nicht ausfallen, weil Gaskraftwerke keinen Strom liefern können.

Transportadern liefern Energie

Pezeshkian sprach auf der Pressekonferenz mit Putin davon, dass Hindernisse beseitigt und Versorgungsrouten ausgebaut werden müssten. Eine Reihe technischer Probleme gebe es, aber große Schritte seien bereits unternommen worden. Russland und der Iran könnten daher bei der Energiezusammenarbeit ein neues Kapitel aufschlagen.

Was die Gaskooperation betrifft, lasse sich sagen, "dass der Mensch als Organismus über bestimmte Fähigkeiten verfügt. Es sind die Adern, die verschiedene Körperteile mit der nötigen Energie versorgen. Und wir brauchen solche Adern wie Marschrouten, um die Energie an den richtigen Ort zu liefern."

Der russische Gasanschluss an den Iran sei Teil des Nord-Süd-Transportkorridors, an dem tausende Leute und zu 80 Prozent lokale Baufirmen arbeiten würden. Ein spezielles Büro kümmere sich um die technischen, administrativen, finanziellen und organisatorischen Probleme, die lösbar seien, bekräftigte Putin.

Der Preis ist Suche nach einem Kompromiss

Beide Präsidenten unterzeichneten russischen Presseberichten zufolge am 17. Januar ein Abkommen über eine umfassende strategische Partnerschaft zwischen dem Iran und Russland. Es soll Bereiche wie Verteidigung, Terrorismusbekämpfung, Energie, Finanzen, Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Technologie abdecken. Dass der Iran über die zweitgrößten Gasreserven verfügt, blieb unerwähnt.

Als Gaslieferroute sei Aserbaidschan vereinbart.

Wir befinden uns jetzt in der finalen Verhandlungsphase – der Preisbestätigung. Die Mengen wurden bereits festgelegt. Der Preis ist immer eine kommerzielle Frage. Es geht um die Suche nach einem Kompromiss.

Sergej Ziviljew, russischer Energieminister

Eine Gasleitung zwischen Russland und Aserbaidschan kann für Gastransporte in beiden Richtungen genutzt werden. Die Kapazität ist auf zehn Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr ausgelegt. Eine Gasleitung von gleicher Auslegungsgröße verbindet Aserbaidschan und den Iran. Allerdings waren die letzten Gasströme weit unter dieser Kapazität.

Russland trägt die Kosten

Da die Gasleitungen in die Jahre gekommen sind, dürften Modernisierungsarbeiten anstehen. Um mehr als das fünffache Volumen durchleiten zu können, sind auf der Strecke mehr Leitungsrohre und leistungsstärkere Verdichter nötig.

Im Juni 2024 unterzeichneten der russische Gaskonzern Gazprom und die Nationale Iranische Gasgesellschaft NIGC ein strategisches Memorandum zur Entwicklung der Organisation russischer Gaslieferungen in den Iran. Die Kosten für die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur soll Russland tragen. Der finanzielle Umsatz des Projekts ist auf zehn bis zwölf Milliarden US-Dollar pro Jahr veranschlagt.

Die iranische Seite teilte später mit, dass 300 Millionen Kubikmeter Gas täglich (109 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr) von Russland über das Kaspische Meer in den Iran geliefert werden sollen. 2023 förderte der Iran nach Zahlen des letzten Statistical Review of World Energy 251,7 Milliarden Kubikmeter Gas, während der Verbrauch im Land bei 245,6 Milliarden Kubikmeter Gas lag. Der Spielraum für Gasexporte ist somit knapp.

Iran will Gas günstig einkaufen

Im Rahmen des besagten Memorandums mit dreißigjähriger Laufzeit möchte der Iran überschüssiges importiertes Gas an andere Länder weiterverkaufen und rechnet mit einem Einkaufspreis von 100 US-Dollar je 1.000 Kubikmeter für russisches Gas. Dies wird bestimmt ähnlich wie bei der Gasleitung "Kraft Sibiriens 2" noch für einigen Gesprächsstoff sorgen.

Da zugleich die Kosten für Lieferungen in den Iran niedriger sein könnten als nach Europa und China, sei es für Gazprom inzwischen wichtiger, neue Märkte zu finden und das Exportvolumen aufrechtzuerhalten, als über Preise zu feilschen, erklärte Walerij Andrianow, Dozent an der Finanzuniversität der russischen Regierung.