Russland unter Druck: G7-Staaten führen Preisdeckel auf russisches Rohöl ein

Seite 2: Preisdeckel für russisches Rohöl in Kraft

Heute sind zwei Maßnahmen der Europäischen Union in Kraft getreten, mit denen Russland wirtschaftlich unter Druck gesetzt werden soll: ein EU-Embargo für russisches Rohöl, das auf dem Seeweg geliefert wird, und der Preisdeckel für den Seetransport des Rohstoffs.

Bislang ist noch offen, wie Russland auf die Maßnahmen reagieren wird. Zuletzt hatte der stellvertretende Ministerpräsident Russlands, Alexander Novak, erklärt, es werde an Mechanismen gearbeitet, das Einführen einer Obergrenze für Öllieferungen zu verhindern.

Er betonte, dass Moskau auch bereit sei, die Produktion zu drosseln, wenn es notwendig sei. Die Folgen für die Weltwirtschaft könnten in einem solchen Fall erheblich sein. Mit einem deutlichen Anstieg der Ölpreise wäre zu rechnen, da die Mengen aus Russland nicht durch andere Produzenten ausgeglichen werden können.

Das ist keine leere Drohung. Helima Croft, leitende Rohstoffstrategin beim kanadischen Broker RBC, sagte dem Wall Street Journal, dass Russland seinen Worten Taten folgen lassen könnte. "Bislang hat Moskau seine Drohungen mit mehreren Unterbrechungen wahr gemacht", sagte sie.

Am Freitag hatten sich die G7-Staaten, Australien und die Länder der Europäischen Union auf eine Preisobergrenze von 60 US-Dollar je Barrel für russisches Rohöl geeinigt. In diesem Sanktionspaket ist ein Mechanismus integriert, mit dem der Grenzwert zu einem späteren Zeitpunkt angepasst werden kann. Für Mitte Januar ist geplant, die Höhe des Preisdeckels zu überprüfen.

Wenig zufrieden zeigte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij mit der Preisobergrenze. Die Welt habe Schwäche gezeigt, denn sie würde Russland kaum davon abhalten, einen Krieg in der Ukraine zu führen. "Man würde es nicht als ernsthafte Entscheidung bezeichnen, eine solche Obergrenze für russische Preise festzulegen, die für das Budget eines terroristischen Staates recht komfortabel ist", so Selenskij.

Es könnte allerdings auch sein, dass der Preisdeckel nicht die erhoffte Wirkung erzielen wird. Branchenvertreter und ein US-Beamter hatten im Oktober erklärt, dass Russland Zugang zu genügend Tankern habe, um den größten Teil seines Rohöl über der Obergrenze hinaus zu verschiffen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die in der OPEC+ organisierten Ölproduzenten am Sonntag beschlossen, die Produktion nicht ausweiten zu wollen. Im Oktober hatte die Organisation beschlossen, die Produktion um zwei Millionen Barrel pro Tag zu reduzieren – und nun wurde das Förderniveau bestätigt.

Vor dem Treffen sollen sich einige Mitglieder der OPEC+ dafür ausgesprochen haben, die Produktion hochzufahren, heißt es im Wall Street Journal. Einige OPEC-Mitglieder, darunter der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman, brachten sogar die Idee einer weiteren Produktionskürzung ins Spiel. Doch kurz vor dem Treffen habe sich dann der Konsens herausgebildet, dass es nicht der richtige Zeitpunkt sei, die Fördermengen zu erhöhen.

Für Analysten ist die Entscheidung nachvollziehbar, heißt es bei Bloomberg. Amrita Sen, Chefanalystin des Beratungsunternehmens Energy Aspects, erklärte demnach: In Anbetracht der Ungewissheit über die russischen Fördermengen nach Einführung des Preisdeckels und eines schwächeren Chinas sei diese Entscheidung getroffen worden.

"Die Gruppe wird die Märkte weiter beobachten und sich im Falle einer Verschlechterung der Fundamentaldaten vor Juni – dem derzeit geplanten nächsten Ministertreffen – treffe", so Sen weiter.

Das nächste Ministertreffen der OPEC+ ist für Juni 2023 geplant. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass die Produktionspläne Anfang nächsten Jahres nach oben korrigiert werden könnten.

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