Russland wirbt um indische LNG-Käufer – erfolglos

Ein LNG-Tanker fährt vor russischen Küsten

Vertreter des russischen Energieunternehmens Novatek umwerben indische Gaskäufer mit günstigen Angeboten. Sie spekulieren auf ein Ende der US-Sanktionen.

Auf einer überfüllten Energiekonferenz am Rande der indischen Hauptstadt Neu-Delhi machten Führungskräfte von Novatek, einem der größten Energieunternehmen Russlands, indischen Käufern ein verlockendes Angebot: Nehmen Sie jetzt unser arktisches Flüssigerdgas (LNG), solange es noch günstig ist.

Novatek-Vertreter spekulieren auf Ende der Sanktionen durch Trump

Die Vertreter von Novatek erklärten laut Bloomberg den potenziellen indischen Kunden, dass US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin über ein Ende des Krieges in der Ukraine verhandeln und letztlich die Sanktionen aufheben werde.

Sollte dies geschehen, könnte die russische Anlage Arctic LNG 2 wieder ohne große Probleme arbeiten. Dort wird Erdgas auf minus 162 Grad heruntergekühlt und so verflüssigt, damit es platzsparend per Schiff transportiert werden kann.

Allerdings ist unklar, ob Trump die Sanktionen tatsächlich lockern wird – die Argumente sprechen dagegen. Schließlich haben die USA öffentlich signalisiert, dass es vor einer Einigung über die Ukraine keine Erleichterungen geben werde. Damit aber der Kreml zu Verhandlungen motiviert wird, hat Trump seine Berater angewiesen, zu überprüfen, welche Maßnahmen angepasst werden könnten.

Indische Käufer reagieren vorsichtig auf russisches Angebot

Die indischen LNG-Importeure reagierten laut Bericht auf der Konferenz zurückhaltend, trotz der verlockenden Rabatte. Keiner der Käufer habe unterschrieben, berichteten demnach Teilnehmer. Einige hätten aber angedeutet, dass sie interessiert sein könnten, wenn sich die Bedingungen ändern.

Indien unterhält historisch enge Beziehungen zu Russland und hat nach Beginn des Ukraine-Kriegs verstärkt russisches Öl zu ermäßigten Preisen gekauft. Beim LNG sind die Käufer aber vorsichtiger. Denn anders als beim Öl gibt es nur eine begrenzte Zahl spezialisierter Tanker, deren Bewegungen sich kaum vor den Aufsichtsbehörden verbergen lassen.

Aufhebung der Sanktionen könnte LNG-Markt überfluten

Würden die Sanktionen aufgehoben, könnte günstiges russisches LNG den Markt überfluten, hatte Telepolis kürzlich berichtet. Das russische Vorzeigewerk Arctic LNG 2 im hohen Norden musste die Produktion einstellen, weil es von US-Sanktionen betroffen war.

Novatek baute zwar eine Schattenflotte von LNG-Tankern auf, doch diese Schiffe bleiben bisher weitgehend ungenutzt. Keines von ihnen sei einen Überseehafen angelaufen, um LNG zu liefern. Und die meisten Lieferungen wurden demnach in russischen Lagern entladen. Momentan ankern die meisten von ihnen wohl vor russischen Küsten.

Käme aber das Erdgas aus von Arctic LNG 2 auf den Markt, würden wohl die Preise sinken, was US-Produzenten nicht gefallen dürfte. Denn die Russen stehen in direkter Konkurrenz zu den US-Gasexporten. "Es herrscht große Begeisterung für die Ankurbelung weiterer US-Exporte", sagt der ehemalige US-Diplomat Geoffrey Pyatt. "Novatek ist ein direkter Konkurrent."

Experten gehen laut Bloomberg davon aus, dass Käufer kein Risiko eingehen werden, solange es keine formelle Aufhebung der Sanktionen gibt. Die nächste Gelegenheit für Exporte aus der Anlage Arctic LNG 2 bietet sich, wenn das Eis in den Sommermonaten zurückgeht – frühestens Ende Mai.

Russische Öl- und Gasindustrie verstärkt Lobbyarbeit

Unterdessen hat die russische Öl- und Gasindustrie ihre Lobbyarbeit verstärkt. Ein Novatek-Manager reiste nach Washington und Brüssel, um für eine Vertiefung der Beziehungen zu Russland zu werben – als Mittel gegen ein aufstrebendes China.

In einer Mitteilung an US-Politiker heißt es, Chinas Investitionsinitiative "Belt and Road" bedrohe die Energiesicherheit der USA. "Eine Neuausrichtung der Beziehungen zwischen den USA und Russland könnte diese Risiken mindern", so der Lobbyist. Ob diese Argumente verfangen, bleibt abzuwarten. Klar ist: Beim Poker um die Zukunft von russischem LNG ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.