Russlands Ölexporte erreichen Drei-Monats-Hoch
Moskauer Ölexporte steigen stark. Trotz westlicher Sanktionen fließt das Öl vor allem nach Asien. China und Indien konsumieren stark. Welche Rolle spielt Europa noch?
Russlands Rohöllieferungen sind in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit drei Monaten gestiegen. Das berichtet der Finanzdienst Bloomberg und beruft sich dabei unter anderem auf Schiffstracking-Daten.
Demnach hatten 35 Tanker insgesamt 26,17 Millionen Barrel russisches Rohöl geladen. Damit stiegen die täglichen Rohöllieferungen Russlands über den Seeweg um rund 850.000 Barrel auf den höchsten Wert seit Ende Juni.
Asien als Hauptabnehmer russischen Öls
Der Großteil des russischen Öls geht trotz der westlichen Sanktionen nach Asien. In den vier Wochen bis zum 29. September beliefen sich die beobachteten Lieferungen an asiatische Kunden auf durchschnittlich 3,11 Millionen Barrel pro Tag. Hauptabnehmer sind China und Indien.
Allein nach China wurden durchschnittlich 1,37 Millionen Barrel Rohöl pro Tag verschifft. Hinzu kamen rund 800.000 Barrel, die per Pipeline direkt oder über Kasachstan geliefert wurden. Nach Indien gingen durchschnittlich 1,5 Millionen Barrel pro Tag.
Europa und Türkei spielen kaum noch eine Rolle
Während Asien seine Importe ausbaut, sind die Rohölexporte Russlands nach Europa fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Lieferungen nach Bulgarien wurden Ende letzten Jahres eingestellt. Anfang 2023 stellten auch Polen und Deutschland ihre Käufe ein, wodurch Moskau rund 500.000 Barrel pro Tag an Pipeline-Exporten verlor.
Die Türkei ist nun der einzige verbliebene Kurzstreckenmarkt für Lieferungen aus den westlichen Häfen Russlands. In den 28 Tagen bis zum 29. September lagen die Lieferungen konstant bei rund 160.000 Barrel pro Tag - der niedrigste Wert seit März 2023.
Russland steigert Ölexporte über Arktis-Route
Um die Sanktionen zu umgehen, hat Russland seine Rohöllieferungen über die Nordostpassage durch die Arktis nach China erhöht. Mitte September wurde bereits mehr Öl transportiert als im gesamten Vorjahr - einen Monat bevor die Gewässer für den Transit zu eisig und gefährlich werden.
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Der Bruttowert der russischen Rohölexporte stieg in der Woche bis zum 29. September auf 1,68 Milliarden US-Dollar gegenüber 1,29 Milliarden US-Dollar in der Vorwoche. Während die durchschnittlichen Exportpreise für die Ostsee und das Schwarze Meer sanken, stiegen die Preise für die wichtige pazifische Sorte ESPO um etwa einen US-Dollar pro Barrel.
OPEC+ Vereinbarungen als Stütze für Russland
Russland hat sich mit der OPEC+ auf eine Begrenzung der Ölförderung geeinigt. Das Produktionsziel liegt bis Ende November bei 8,978 Millionen Barrel pro Tag. Ferner plant Moskau bis September 2025 weitere Produktionskürzungen, um Überschreitungen der OPEC+-Quoten auszugleichen.
Diese Vereinbarungen helfen Russland, trotz der Sanktionen hohe Ölpreise zu erzielen und seine Einnahmen zu stabilisieren. Obwohl der Wert der Exporte unmittelbar nach Inkrafttreten der G7-Preisobergrenze im Dezember 2022 zunächst auf 930 Millionen US-Dollar pro Woche sank, erholte er sich schnell wieder.