Säuberungspläne in Israel: "Einzigartige Chance, Gaza komplett zu evakuieren"
Seite 2: Seltene Gelegenheit: Wie realistisch ist eine komplette Säuberung?
- Säuberungspläne in Israel: "Einzigartige Chance, Gaza komplett zu evakuieren"
- Seltene Gelegenheit: Wie realistisch ist eine komplette Säuberung?
- Auf einer Seite lesen
Das Misgav Institute for National Security & Zionist Strategy, eine israelische Denkfabrik, veröffentlichte vor Kurzem ein Positionspapier, in dem es heißt, dass dank der brutalen Hamas-Angriffe vom 7. Oktober "derzeit eine einzigartige und seltene Gelegenheit besteht, den gesamten Gazastreifen zu evakuieren". In dem Bericht, über den die Nachrichtenmagazine Mondoweiss und The Intercept in den USA informiert haben, heißt es:
Es besteht kein Zweifel daran, dass für die Verwirklichung dieses Plans viele Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein müssen. Im Moment sind diese Bedingungen gegeben, und es ist unklar, wann sich eine solche Gelegenheit wieder ergibt, wenn überhaupt.
Nach der israelischen Denkfabrik soll Gaza komplett ethnisch gesäubert werden, während man Ägypten dafür bezahlt (20 bis 30 Milliarden Dollar), die früheren Gaza-Bewohner in leeren Wohnungen nahe Kairo unterzubringen.
Das Misgav Institute wird von Mair Ben Shabbat geleitet. Er war vier Jahre lang Israels Stabschef für nationale Sicherheit, nachdem er 2017 von Premierminister Benjamin Netanjahu in diese Position berufen worden war. Zuvor war er ein hoher Beamter des israelischen Geheimdienst Schin Bet. Auch andere prominente Vertreter der israelischen Regierungen haben am Institut Ämter übernommen.
Die israelische Nachrichtenmagazin Calcalist berichtet zudem in einem Artikel über ein Dokument, das eine ähnliche Strategie im Auge hat und ethnische Säuberungen propagiert. Es trägt das offizielle Logo des israelischen Ministeriums für Nachrichten- und Geheimdienste, Militärnachrichtendienst und Militärgeheimdienst, angeführt von Minister Gila Gamliel (Likud).
Im Artikel auf Palestine Chronicle zu dem Dokument heißt es, dass in Ägypten dabei eine Sicherheits- bzw. Pufferzone über "mehrere Kilometer breit" errichtet werden soll. Das würde bedeuten, dass ägyptisches Territorium besetzt werden müsste, um die zwangsdeportierten Palästinenser daran zu hindern, in ihre Heimat zurückzukehren.
Wie der Journalist und Nahost-Kenner, Robert Inlakesh, jedoch einwendet, müssten solche Pläne der ethnischen Säuberung große Hindernisse überwinden. Der ägyptische Präsident Abdel-Fattah al-Sisi ist vehement gegen jegliche Aufnahme und Zeltlager im Sinai für Gaza-Vertriebene. Zudem würde die Hisbollah im Libanon in Reaktion auf die Säuberung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Krieg vom Norden aus starten.
Realistischer scheint da, dass Israel versuchen wird, den Nordteil Gazas abzukoppeln und keine Rückkehr der Palästinenser dorthin zuzulassen. Der an sich schon extrem dicht besiedelte Gaza-Käfig (de facto ohne gesicherten Ausgang für seine Bewohner) würde dann mehr oder weniger halbiert. Man muss kein Nahost-Experte sein, um sich auszumalen, was das für Palästinenser und die Region insgesamt bedeuten würde.