Sanktionen gegen Russland: Die Top Ten des Scheiterns

Seite 2: TOP 2: Indien liefert Öl nach Europa

Mit dem Verzicht auf russische Energieträger wollten westlichen Länder vor allem eines erreichen: Den russischen Staatshaushalt auf lange Frist trockenlegen. Denn ein Großteil der benötigten Finanzen stammen aus dem Verkauf von Erdöl und -gas und deren Folgeprodukten. Diese Einnahmen machen etwa 40 Prozent des russischen Staatshaushaltes aus.

Eine besondere Bedeutung hat dabei das Erdöl; allein sein Verkauf trägt ungefähr zur Hälfte dieser Einnahmen bei. Was lag also näher, als Sanktionen auf russisches Erdöl einzuführen?

Der Bedarf der westlichen Nationen, der wegen des beschlossenen Embargos nicht mehr direkt aus Russland gedeckt werden kann, wird künftig wohl indirekt immer noch mit russischem Erdöl gedeckt werden.

Inzwischen ist Indien zu einem der bedeutendsten Importeure von russischem Rohöl aufgestiegen. Vor dem Krieg in der Ukraine importierte es gerade einmal ein Prozent seines Bedarfs aus Russland. Nun kommt ungefähr ein Fünftel von dort.

Doch Indien behält den Rohstoff nicht für sich, sondern raffiniert ihn und verschifft ihn dann sanktionsfrei in die ganze Welt. Das zeigten die Recherchen des Wall Street Journals.

Demnach beliefern private indische Ölraffinerien die USA – und vermutlich auch Europa – mit Benzin und Diesel, die teilweise aus russischem Rohöl gewonnen wurden, ohne die Herkunft des Rohöls preiszugeben.

Die indischen Exporte von Kraftstoffen sind demnach in den letzten fünf Monaten um etwa 15 Prozent gestiegen. Die täglichen Lieferungen in die EU sollen sich im Quartalsvergleich um ein Drittel erhöht haben, jene in die USA um 43 Prozent. Und sie sollen keineswegs günstig sein, was die Inflation in den westlichen Staaten weiter anheize.

Die EU-Sanktionen verfehlten ihr Ziel deutlich, schrieb Żaklin Nastic, Bundestagsabgeordnete der Linken, auf Facebook. Eine solche Politik, die die Lebensverhältnisse verschlechtere, sei kaum noch vermittelbar. "Der Westen muss seine Politik der Sanktionen endlich revidieren und schnellstmöglich merken, dass er seine Ziele verfehlt und zur Verarmung eines großen Teils der Bevölkerung führt", schrieb sie weiter.