Sanktionen gegen Russland: Die Top Ten des Scheiterns

Seite 6: TOP 6: Holz, Paletten und Kabeltrommeln

Paletten sind unabdingbar für eine flüssige und schnelle Logistik. Sie werden in Deutschland vor allem von mittelständischen Firmen hergestellt. Rund 180 von ihnen gibt es in der Bundesrepublik und im Schnitt beschäftigt jeder von ihnen 35 Menschen.

Sie haben durch die Sanktionen auf russischen Stahl ein Problem: Denn die Nägel für die Paletten werden zu 90 Prozent aus Stahl hergestellt, der in der benötigten Qualität fast nur aus Russland bezogen wird.

Wie der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE) im April mitteilte, gibt es keine kurzfristigen Alternativen. Es würde bis zu acht Monate dauern, bis der richtige Stahl aus anderen Märkten ankommen könne.

Ein weiteres Problem: Die deutschen Fertigungsmaschinen lassen sich auch nicht auf andere Nägel umrüsten. Was dazu führen könnte, dass in der Bundesrepublik demnächst Millionen von Paletten fehlen.

Selbst wenn man die Nägel aus Fernost beziehen wollte, dann stünde man vor dem nächsten Problem: Auf dieser Strecke gibt es nicht genug Frachtkapazitäten.

Neben der Fehlmenge an Paletten aus deutscher Produktion werden jetzt auch Palettenimporte aus Russland, Belarus und der Ukraine ausbleiben. 2021 wurden gut 10 Millionen Paletten von dort importiert. Das waren 14,5 Prozent der Gesamtmenge deutscher Palettenimporte.

Hinzu kamen im Vorjahr 9,55 Millionen Paletten aus Polen und dem Baltikum, deren Hersteller eine große Abhängigkeit von russischen Holzimporten aufweisen. Und russische Holzimporte fallen inzwischen auch unter die EU-Sanktionen. Somit addieren sich die Fehlmengen auf rund 20 Millionen Paletten. Andere Bezugsquellen für Paletten gibt es in der EU nicht, da wohl alle europäischen Länder das gleiche Versorgungsproblem mit Nägeln haben wie Deutschland.

Betroffen von den Sanktionen ist nicht nur die Palettenproduktion, sondern auch die Verfügbarkeit von Transportkisten und Kabeltrommeln. Der Mangel bei Kabeltrommeln könnten den Glasfaserausbau, der derzeit überall vorangetrieben wird, bald ausbremsen, weil die Glasfasern in Leerrohren verlegt werden, die auf großen Trommeln angeliefert werden.