Sanktionen gegen Russland: Wie der Globale Süden ausschert

Seite 4: Mehrheit schließt sich Sanktionen nicht an

Der Kontrast zwischen den Staaten, die die Invasion Russlands im Nachbarland verurteilen, und denjenigen, die Strafmaßnahmen gegen Moskau ergreifen, ist frappant. Sanktionen erlassen haben maßgeblich die USA, das Vereinigte Königreich, Kanada, Südkorea, die Schweiz, Japan, Australien, Neuseeland, Taiwan, Singapur und die EU. Adler schreibt dazu:

Viele der größten Nationen der Welt – darunter China, Indien, Brasilien, Bangladesch, Pakistan, Indonesien und sogar das Nato-Mitglied-Türkei – haben sich geweigert, sich den Sanktionen anzuschließen.

David Adler, Guardian

Trotz ihrer Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine haben in Lateinamerika zwei Regionalmächte – Brasilien und Mexiko – keine konkreten Maßnahmen ergriffen, um Moskau Einhalt zu gebieten.

"Wir glauben nicht, dass [der Krieg] uns betrifft", sagte Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador, "und wir denken, dass es das Beste ist, den Dialog zu fördern, um Frieden zu erreichen".

Er schließe Sanktionen aus, fügte er hinzu, "weil wir gute Beziehungen zu allen Regierungen der Welt haben wollen".

Auch der rechtsextreme brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro kündete indes an, seine Regierung werde einen "ausgewogenen Ansatz" verfolgen.

Und Argentiniens Außenminister Santiago Cafiero betonte, dass sich sein Land trotz der Verurteilung der Ukraine-Invasion nicht an Sanktionen beteiligen werde: "Argentinien ist nicht der Ansicht, dass sie ein Mechanismus sind, um Frieden und Harmonie zu schaffen oder das Klima für offene Verhandlungen, die dazu dienen, Leben zu retten."

Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis ist angesichts der globalen Stimmungslage überzeugt: "Niemand kann diesen Krieg gewinnen." Der einzige Ausweg liege in einem Friedensschluss, der von Russland, den USA und der EU gestützt wird:

"Der globale Süden sanktioniert Russland nicht, nicht weil er Putin unterstützt", fügte Varoufakis an, "sondern weil er genug von der Heuchelei der US-Regierung hat."