Satt essen und abnehmen – wie geht das?
Seite 2: Folgeerkrankungen der Adipositas
Eine große Anzahl von Todesfällen, die heute auf Übergewicht und Adipositas zurückgeführt werden, hängten mit Folgeerkrankungen zusammen, deren relatives Risiko (RR) dadurch erhöht ist8:
- Deutlich erhöhtes Risiko (RR größer als 3): z. B. Diabetes mellitus Typ 2, Insulinresistenz, Fettstoffwechselstörungen, Metabolisches Syndrom, Gallenblasenerkrankungen, Obstruktive Schlafapnoe
- Mäßig erhöhtes Risiko (RR 2 bis 3): z. B. Koronare Herzkrankheit (KHK), Bluthochdruck, Herzschwäche, Schlaganfall, Gicht, Arthrosen der großen Gelenke, verschleißbedingte Wirbelsäulenprobleme
- Gering erhöhtes Risiko (RR 1 bis 2): z. B. Periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine, Polycyclische Ovarien, verminderte Fertilität, fetale Defekte, erhöhtes Operationsrisiko
Der engste Zusammenhang besteht zwischen Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2. Das Lebenszeitrisiko bei Adipositas für die Entstehung eines Diabetes mellitus liegt bei 30 Prozent, das heißt etwa jeder dritte Adipöse entwickelt im Laufe seines Lebens einen Typ-2-Diabetes.
Da die Adipositas in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat, ist es parallel dazu zu einem steilen Anstieg des Diabetes mellitus gekommen. Das bedeutet, dass derzeit ca. 8,5 Millionen Diabetiker in Deutschland leben. Wenn man eine Dunkelziffer von ca. zwei bis drei Millionen dazu zählt, dann dürften derzeit mehr als zehn Prozent der deutschen Bevölkerung Diabetiker sein. Bei mehr als 95 Prozent besteht ein Typ-2 Diabetes.
Auch die weiteren medizinischen Folgen der Diabetesepidemie sind gravierend. Das kardiovaskuläre Risiko steigt bei Diabetikern um etwa das 4-fache an. 2001 wurden bei Diabetikern in Deutschland 28.000 (von 40.000) Fußamputationen durchgeführt und 6.000 (von 20.000) Neuerblindungen sowie 8.300 (von 21.000) neue Dialysefälle festgestellt.
"Mit 20 Jahren adipös, mit 50 Jahren krank" – zeigt eine eindrucksvolle prospektive dänische Studie an 6.503 Männern, die vom 22. bis zum 50. Lebensjahr beobachtet wurden und die 2013 erschienen ist.9
Die Ergebnisse: Im Vergleich zu Normalgewichtigen hatte sich in der Beobachtungszeit von über 30 Jahren bei Adipösen die Zahl der Patienten mit Bluthochdruck verdoppelt (14 bzw. sieben Prozent), mit Herzinfarkt mehr als verdoppelt (sieben bzw. drei Prozent) und die Zahl der Patienten, die frühzeitig verstorben waren, ebenfalls mehr als verdoppelt (16 bzw. sieben Prozent). Die Zahl der Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 hatte sich in der Beobachtungszeit um das achtfache erhöht!
Daneben wirken sich eine Reihe von Folgeerkrankungen der Adipositas ungünstig auf die Mortalität aus. Dazu zählen insbesondere der Bluthochdruck, die koronare Herzkrankheit (KHK) mit dem Herzinfarkt und die zerebrale Ischämie mit dem Schlaganfall (siehe oben).
Übergewicht und Adipositas begünstigen aber auch die Entstehung von Krebserkrankungen, vorwiegend solchen mit hormoneller Genese, wie in einer großen Metaanalyse gezeigt wurde, die mehr als 280.000 Patienten einschloss.10 Auch wenn das relative Risiko bei Adipositas für die meisten Krebserkrankungen nur gering erhöht ist, wirkt sich diese Risikoerhöhung auf die Mortalität wegen der großen Anzahl dieser Erkrankungen deutlich aus.
In einer großen prospektiven Studie an mehr als 900.000 Erwachsenen konnte 2003 gezeigt werden, dass der Anteil von Übergewicht und Adipositas an der Krebssterblichkeit der Frauen 20 Prozent und der Männer 14 Prozent betrug.11 Bei den Frauen war vor allem das relative Risiko für Krebserkrankungen der Gebärmutter und der Nieren deutlich erhöht, während bei Männern besonders die Leber und die Bauchspeicheldrüse betroffen waren.
Insgesamt kann gesagt werden, dass bei einem BMI von 35 das Sterberisiko aufgrund der angeführten Folgeerkrankungen etwa verdoppelt ist und mit höherem BMI noch weiter ansteigt.12
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