Satt essen und abnehmen – wie geht das?

Seite 3: Ursachen der Adipositas

Rein formal lässt sich die Ursache der Adipositas auf eine positive Energiebilanz zurückführen, d. h. die Energiezufuhr muss über längere Zeit größer gewesen sein als der Energieverbrauch.

Für die Energiezufuhr ist bedeutsam, dass die Energiedichte von Fett mit 9 kcal/g hoch ist und die von Kohlenhydraten und Eiweißen nur etwa die Hälfte beträgt. Von großer praktischer Bedeutung ist ebenfalls die Energiedichte von Alkohol mit sieben kcal/g.

Beim Energieverbrauch ist der durchschnittliche Grundumsatz beim Erwachsenen mit ca. 1.700 kcal/Tag zu berücksichtigen, zusätzlich kommen ca. 200 kcal für die Thermogenese und ca. 200 kcal für den üblichen körperlichen Leistungsumsatz dazu. Dabei ist aber festzustellen, dass der Grundumsatz von Person zu Person stark differieren kann.

Normalerweise nehmen Adipöse 10 bis 20 kg Gewicht im Verlauf von 10 bis 20 Jahren zu. Das bedeutet einen jährlichen Gewichtszuwachs von ein bis drei Kilogramm bzw. eine tägliche positive Energiebilanz von 50 bis 80 kcal, entsprechend einem halben Brötchen oder einem Apfel.

Die entscheidende Ursache für die Gewichtszunahme sehen Schusdziarra und Mitarbeiter nicht in einer fehlerhaften Regulation der Nahrungsaufnahme im Sinne einer Essstörung, sondern in einer Fehlanpassung des Essverhaltens an ein adipositasförderndes Umfeld, das sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.13

Fünf Millionen Jahre galt in der menschlichen Evolutionsgeschichte: "Bewegung garantiert – Essen vielleicht". Seit zwei bis drei Generationen gilt jedoch in den Industrieländern für die meisten Menschen: "Essen garantiert – Bewegung vielleicht". Es wird eine Ernährung mit zu hoher Energiedichte (zu fett und zu kalorienreich) praktiziert, außerdem ist ein hoher Konsum von Alkohol und zuckerhaltigen Getränken zu verzeichnen.

Andererseits ist die Notwendigkeit zu körperlicher Aktivität bei der Berufstätigkeit, im Haushalt und in der Freizeit drastisch gesunken. Natürlich wirken sich diese Veränderungen auf einer genetischen Grundlage aus. Diese bestimmt die Regulation von Hunger und Sättigung und die Fähigkeit, überschüssige Energie als Fettgewebe zu speichern.

Die Mehrzahl der Menschen lebt heute in den entwickelten Industrieländern hinsichtlich der Ernährung in einer "Überflussgesellschaft". Diese ist gekennzeichnet dadurch, dass die breite Masse der Bevölkerung sich relativ preisgünstige energiedichte Lebensmittel, Snacks und Süßigkeiten leisten kann, deren Konsum noch dazu mit ausgefeilter Werbung gefördert wird.

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die natürliche Regulation von Hunger und Sättigung, die weiter unten dargestellt ist, durch Vorstellungen und Wissen über besonderen Geschmack, Geruch und Aussehen bestimmter Speisen leicht überspielt werden kann, wie jeder aus eigener Erfahrung weiß. Auch geselliges Zusammensein in Familien- und Freundeskreis kann die verstandesmäßig gesteuerte Hemmschwelle zum Überkonsum von Nahrungsmitteln leicht senken.

Diese Betrachtungsweise ist eine Erklärung dafür, dass es in den Industrieländern und auch in vielen Schwellenländern in den letzten Jahrzehnten zu einem massenhaften Auftreten der Adipositas und z. B. auch des Diabetes mellitus Typ 2 gekommen ist. Man spricht von einer Adipositas-Epidemie bzw. -Pandemie.

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