zurück zum Artikel

"Scharia ist die schlimmste Form des Rassismus und der Geschlechterungerechtigkeit"

Sabatina James über islamische Paralleljustiz in Deutschland

In ihrem Buch Scharia in Deutschland [1] schildert die unter einem Pseudonym schreibende Ex-Muslima Sabatina James [2] das informelle Fußfassen eines islamischen Rechtssystems in Deutschland, das - obwohl es deutschen Rechtsleitlinien zuwiderläuft - hiesige Politiker auch offiziell [3] einführen wollen.

Frau James, Sie schreiben in Ihrem Buch, dass das Leben eines Großteils der 4,3 Millionen in Deutschland gemeldeten Muslime eher durch ihr Herkunftsland als ihr Leben in Deutschland bestimmt werde. Woran machen Sie dies fest und wie erklären Sie sich das?
Sabatina James: Die meisten Muslime kommen aus Ländern, in denen die Scharia als Gottesgesetz gesellschaftlich anerkannt ist. Anders als in Deutschland, entscheidet dort die Religion darüber, was man isst, was man trinkt, wen man heiratet, wie man Frauen und Minderheiten behandelt und welchen Gesetzen man folgt. Der Islam ist dort nicht nur rituelle Religionsausübung, sondern ein soziopolitisches System.
Welcher Muslim verwirft nun die antidemokratischen Aspekte der Scharia bei der Einreise nach Europa? Die Denkweise der Muslime, ihre Handlungen, ihre Sicht auf Andersdenkende, Andersglaubende und Frauen sind weiterhin vom Islam geprägt. Hinzu kommt, dass der Koran die Integration seiner Anhänger in eine westliche Gesellschaft nicht als besonders erstrebenswert darstellt. Er untersagt zum Beispiel in Sure 5:51 [4] Muslimen die Freundschaft zu Juden und Christen.
So leben viele Anhänger des Islam in Deutschland in Parallelgesellschaften. Sie finden in ihren zum Großteil von Migranten bewohnten Wohnvierteln sowieso alles, was sie zum Leben benötigen: Also arabische Ärzte, "Halal- Supermärkte", Moscheen und Rechtsanwälte. Vor allem Frauen kommen so kaum in Kontakt mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft und müssen sich oft an demselben Ehrenkodex halten wie im Herkunftsland.
Sie sind unfrei in einem freien Land. Selbst die Entscheidung ihres Herzens, nämlich den Mann zu heiraten, den sie lieben, wird ihnen oft nicht gewährt, wenn er der Zukünftige Nichtmuslim ist. Auch wenn diese Unterdrückung nicht alle muslimische Frauen betrifft, darf man sich durchaus fragen, warum es kaum muslimische Frauen gibt, die einen Deutschen als Lebenspartner haben.

"Wer einen gemäßigten Islam vertritt, begeht Verrat am Islam"

Warum denn?
Sabatina James: Weil es das klassische Scharia-Recht untersagt, sowohl im Herkunftsland der Muslime als auch hier bei uns. Nicht die Demokratie und die westlichen Werte bestimmen über Recht im Leben eines Muslims, sondern die Lehren Mohammeds und der arabischen Gelehrten. Yusuf Al Qaradawi [5] zum Beispiel, der wohl einflussreichste islamischer Theologe zur Zeit. Sein Fernsehprogramm verfolgen über 60 Millionen Muslime. Er verpflichtet die Muslime in Europa die dauerhaft anderen zu sein und sich auf keinen Fall zu integrieren. Wer laut Qaradawi einen gemäßigten Islam vertritt und die westlichen Idealen von Freiheit und Demokratie bejaht, begeht Verrat am Islam.
Menschen, die den Gelehrten hören, lesen oder und seine Fatwas über das Internet abrufen, führt diese Mission im besten Fall in eine Parallelgesellschaft, im schlimmsten Fall zum Fundamentalismus.

"Mohammed und seine Funktion als Gesetzgeber stehen im Widerspruch zu unseren Werten und der Demokratie"

Welches Verhältnis hat nach Ihrer Meinung der Islam zu Menschenrechten und Demokratie?
Sabatina James: Das klassische islamische Recht befürwortet die Todesstrafe für Kritiker des Islam und die Hinrichtung von Abtrünnigen und Ehebrechern. Die Zeugenaussage einer Frau vor Gericht gilt halb so viel wir die Aussage eines Mannes. Frauen dürfen zu ihrer Züchtigung geschlagen werden. Menschen, die den Islam verlassen, müssen mit dem Tod rechnen. Ihnen können die Kinder entzogen werden, da nach dem islamischen Recht muslimische Kinder nicht von einem Nichtmuslim erzogen werden dürfen. Ihre Ehe wird zwangsgeschieden, sie verlieren ihren Rechtsstatus und werden oft von ihrer Familie und der Gesellschaft ausgestoßen. Das habe ich als Ex- Muslimin am eigenen Leib erfahren.
Juden und Christen gelten im Islam nicht als gleichwertig. Sie sind Bürger zweiter Klasse. Ihre Häuser dürfen nie höher gebaut werden als die der Muslime, sie müssen durch ihre Kleidung in der Öffentlichkeit erkennbar sein und dürfen durch ihre Religion keine muslimischen Gefühle verletzen. Bis heute gibt aus der etablierten islamischen Theologie keine Absage an diese Menschenrechtsverletzungen, da diese Interpretation den Lehren Mohammeds und des Frühislams entspricht. Demokratie und Freiheitsrechte entstehen nicht zufällig. Sie brauchen weltanschauliche Begründungen mit denen sich die Mehrheit einer Gesellschaft identifizieren kann.
Solange die etablierte Theologie die Scharia und das Vorbild Mohammeds weiterhin als Wegweiser für unser Zeitalter lehrt, wird es schwierig bleiben, Entwicklungen in Bereichen der Menschenrechte in islamischen Ländern zu sehen. Mohammed und seine Funktion als Gesetzgeber stehen im Widerspruch zu unseren Werten und der Demokratie.
sabatina James. Foto: Knaur
Ist der Islam anfällig für patriarchalische Strukturen und Werte - und wenn ja, warum?
Sabatina James: Eine Studie des Pew Research Center [6] belegt: Neunzig Prozent der 1,5 Milliarden Muslime weltweit sind davon überzeugt, dass eine Ehefrau immer ihrem Ehemann gehorsam sein muss. Ich finde das alarmierend. In patriarchalischen oder fundamentalistischen islamischen Gruppierungen gilt die Frau als das Eigentum des Mannes. Von ihrem Verhalten hängt das Ansehen der Familie, die sogenannte Ehre ab. Die Frau muss sich nach den Regeln des Islam oder des Clans, dem sie angehört, verhalten. Ansonsten verliert die Familie ihr Gesicht vor der Gemeinschaft. Das Individuum und seine Interessen spielen dabei keine große Rolle.

"Die Zwangsheirat wird zur Reglementierung der Sexualität der Mädchen benutzt"

Wie steht es um Frauen aus Migrantenmilieus, die in Deutschland aufgewachsen sind?
Sabatina James: Diese Frauen haben aber oft eine starke Sehnsucht nach Freiheit. Sie wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Die Angst der Familie vor einem möglichen "Ehrverlust" ist dann groß. Viele wollen nicht, dass die weiblichen Familienmitglieder zu westlich werden oder einen Freund haben. Sie glauben an einen Zusammenhang zwischen ihrer Ehre und der Jungfräulichkeit ihrer Töchter. So benutzen sie die zum Beispiel die Zwangsheirat zur Reglementierung der Sexualität ihrer Mädchen. Damit sollen junge Frauen wieder auf die "rechte" Bahn gebracht und durch die Kontrolle des Ehemanns sollen sie vor dem freizügigen westlichen Lebensstil geschützt werden. Erfüllen sie diese Erwartungen nicht, werden Disziplinierungsmaßnahmen eingeleitet. Gewalt und psychischer Druck sind oft die ersten Mittel zur "Züchtigung". In extremen Fällen werden die Opfer sogar im Namen der "Ehre" hingerichtet.
Wie weit sind denn Zwangsehen hierzulande in den islamischen Gemeinschaften verbreitet?
Sabatina James: Frauen aus religiösen Migrantenfamilien sind die häufigsten Opfer einer Ehe wider Willen. Und fast immer sind es Musliminnen. Das belegt eine Studie [7], die das Familienministerium im November 2011 veröffentlichte. Demnach wurden allein im Jahr 2008 ganze 3443 Fälle von Zwangsheiraten registriert.
Wie viele es genau sind, weiß niemand - denn die Dunkelziffer ist viel höher. Meistens schweigen die Opfer aus Scham oder aus Unwissenheit über ihre Rechte. Fast ein Drittel der Betroffenen in Deutschland ist 17 Jahre oder jünger. Rund 40 Prozent sind zwischen 18 und 21 Jahren alt. Etwa 83 Prozent dieser Mädchen und Frauen stammen aus muslimischen Elternhäusern. Fast die Hälfte der Betroffenen besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit, gut ein Drittel ist in Deutschland geboren.
Gibt es mit dem Ehrenmord vergleichbare Verbrechen auch bei Deutschen, die aber anders ("häusliche Gewalt" et cetera) benannt werden?
Sabatina James: Es gibt große Unterschiede zwischen der häuslichen Gewalt und der Gewalt im Namen der Ehre. Ein Deutscher, der seine Frau oder seine Kinder schlägt, weiß, dass er etwas moralisch Verwerfliches tut. Auch die Gesellschaft in der er lebt, verurteilt häusliche Gewalt als ein Verbrechen. Moralisch und gesellschaftlich wird Gewalt an Frauen in der westlichen Kultur abgelehnt. Die Opfer erfahren Hilfe. Die Täter werden bestraft.
Das ist in islamischen Gesellschaften leider anders. Wenn dort eine Frau geschlagen wird, sucht man die Schuld beim Opfer, ganz nach dem Motto: Wäre sie gehorsam, würde er nicht schlagen.
Weder der Täter noch die Gesellschaft sieht es als moralisch verwerflich an, wenn ein Vater seine Tochter misshandelt, weil sie keine Jungfrau mehr ist oder einen Freund hat. Das Opfer erfährt innerhalb der islamisch-patriarchalischen Gesellschaft keine Hilfe. Die Täter werden nicht zur Rechenschaft gezogen.
Sie schreiben, dass mehrere muslimische Familienclans in deutschen Großstädten eine hohe Affinität zur organisierten Kriminalität aufweisen würden. Was hat diese Ausrichtung mit Religion zu tun?
Sabatina James: Allein in Berlin hatten 2009 etwa achtzig Prozent der 550 polizeibekannten Intensivtäter einen muslimischen Migrationshintergrund. Die Familienclans halten sich nicht an die deutsche Rechtsordnung sondern folgen ihren eigenen Gesetzen. Viele von denen mischen alte archaische Stammesregeln ihrer Herkunftskultur in einer gefährlichen Weise mit Religion. Sie haben keinen Respekt vor dem deutschen Recht und interpretieren den Koran, wie sie wollen.
Hier müssen die Islamverbände ihr Versagen eingestehen. Sie sehen zu, wie ihre Glaubenbrüder islamische Paralleljustiz durch sogenannte Friedensrichter betreiben, ohne diese zu thematisieren. Durch kriminelle Familienclans und durch deren Stammesjustiz machen wir unser Land politisch instabil.

"Politikern und deutschen Richtern, die mit der Scharia flirten, ist die westliche Zivilisation anscheinend zu langweilig geworden"

Deutsche Politiker können sich durchaus vorstellen, Scharia-Gerichte in Deutschland einzuführen. In England ist dies bereits geschehen. Was haben Sie daran auszusetzen? Ist der Versuch, die durch kein staatliches Recht gedeckten Ämter, welche von privaten Scharia-Richter in den hiesigen Gemeinschaften ausgeübt werden, unter staatliche Kontrolle zu bringen nicht legitim - und werden von deutschen Richtern nicht schon längst Urteile nach Scharia-Ausrichtung gesprochen?
Sabatina James: Das klingt nach einer Lust zum Einknicken vor dem Islam. Scharia-Gerichte wie in England laden zum Missbrauch von Frauen ein. Haitham al-Haddad, einer der britischen Scharia-Richter, der unter anderem auch der Berater der "Islamic Sharia Council" ist, äußerte öffentlich in einem Interview, dass ein Mann niemals gefragt werden sollte, warum er seine Frau schlägt. Muslimische Frauen aus England, denen Gewalt angetan wurde, haben sich bereits beklagt, dass sie sich von Großbritannien verraten fühlen. Sie kamen hierher, um von der Gewalt zu flüchten - und nun es ist noch schlimmer als in ihrem Herkunftsland.
Wollen wir in einer Kultur leben, in der Frauen so behandelt werden? Wollen wir wirklich, dass unsere Länder so unfrei werden wie die islamischen Staaten? Ist es nicht selbstverständlich, dass Menschen, die in unser Land kommen, sich an die hiesigen Gesetze halten?
Falls es Migranten gibt, die unseren Rechtsstaat ablehnen, dürfen wir ihnen nicht zustimmen, indem wir Scharia-Gerichte einführen. Vielmehr müssen wir unsere Freiheit verteidigen, damit sie weiterhin bestehen kann. Politikern und deutschen Richtern, die mit der Scharia flirten, ist die westliche Zivilisation anscheinend zu langweilig geworden. Vielleicht sollten sie mal einige Jahre in der Scharia-Zone des pakistanischen Swat-Tals verbringen, um die Freiheit wieder zu schätzen.

"Bankrotterklärung der europäischen Kirche"

Salafismus und IS sind unter einigen muslimischen Jugendlichen zu einer Art Pop-Phänomen geworden. Können Sie sich das erklären?
Sabatina James: Salafismus ist nicht nur unter muslimischen Jugendlichen ein Trend, sondern auch für Deutsche, die zum Islam konvertieren. In unserer säkularisierten Gesellschaft sind wir materiell reich, aber seelisch arm. Unsere Konsumgesellschaft füttert den Bauch, aber lässt die Seele verhungern. In diesem spirituellen Vakuum hat der radikale Islam besonders große Chancen.
Gerade Jugendliche suchen oft nach Sinn und Orientierung. Viele wollen in unserer stark individualisierten Gesellschaft, in der Familien instabil sind, nach einer neuen Familie suchen. Einer Art Bruderschaft. So begeben sich auf einer Suche nach Gott und Gemeinschaft. Und mal ehrlich: Es ist heutzutage leichter, einen Salafisten auf Deutschlands Strassen zu finden, der einem den Koran erklärt, als einen Christen, dem der Glaube an Jesus heilig ist.
Ich habe Aussteiger aus dem Dschihad kennen gelernt. Als ich sie gefragt habe, warum sie den Weg zum radikalen Islam gewählt haben, gaben mir fast alle dieselbe Antwort - "Ich wollte an Gott glauben und die Extremisten waren die einzigen, die mir sagen konnten, wer Gott ist." Das klingt nach einer Bankrotterklärung für die europäische Kirche. Aber es ist die Realität. Wir in Europa wissen nicht mehr was unsere Identität ist, was wir glauben und wofür wir stehen.
Sehen Sie in der deutschen Salafisten-Szene eine echte Bedrohung der Sicherheit?
Sabatina James: Der Salafismus ist deswegen gefährlicher als andere Strömungen des Islam, weil er Zustände wie zu den Zeiten Mohammeds anstrebt und das geistige Rüstzeug für Dschihadisten in Europa bietet. Eine Ideologie, die Gewalt an Frauen und Andersdenkenden rechtfertigt, ist natürlich eine Bedrohung für unsere Sicherheit. Wenn wir den Islamismus bekämpfen wollen, müssen wir unsere Sicherheitsbehörden darin schulen, was die Islamisten ideologisch motiviert. Nur wer die Radikalen ideologisch versteht, kann uns auch vor ihnen schützen.
Wie finanziert sich diese Szene?
Sabatina James: Ich denke, der puritanische Islam bekommt Unterstützung durch Saudi Arabien, beziehungsweise Katar.

"Wir suchen nach Lösungen, ohne das Problem zu verstehen"

Welchen Anteil hat der Westen am Aufkommen islamistischer Organisationen wie dem IS?
Sabatina James: Auf diese schwierige Frage gibt es keine einfache Antwort. Ich bin keine Spezialisten für Außenpolitik und es gibt Menschen, die hier einen besseren Einblick haben. Dennoch habe ich eine Meinung dazu: Ich glaube, dass Europa und die USA mit den Dschihadisten zu naiv umgegangen sind. Wir haben die Rebellen in Syrien unterstützt und sie als Freiheitskämpfer gefeiert. Dieselbe Bande nennt sich heute IS und richtet ein Blutbad an. Diese Verbrecher köpfen, vergewaltigen und kreuzigen Menschen - und für ihre Opfer ist keine Hilfe in Sicht. Wir hier im Westen sind derweil mit Gedanken über das Wetter beschäftigt oder freuen uns auf die nächste Fernsehserie.
Unsere Politiker sehen im Islamischen Staat wiederum nichts anderes als eine kleine Gruppierung von Psychopathen, die angeblich keine religiöse Natur hat. Allen voran Barack Hussein Obama, der den IS sogar als "unislamisch" bezeichnete. Durch solche Aussagen werden wir in die Irre geführt. Wir suchen nach Lösungen, ohne das Problem zu verstehen. Denn in Wirklichkeit sind die Gräueltaten des IS konsequent umgesetzte islamische Theologie nach den Lehren Mohammeds. Der IS will unsere heutige Welt in das Zeitalter Mohammeds zurückversetzen. Wer das verschleiert, hilft den Terroristen.

"Mir fehlt der Aufstand der moderaten Muslime"

Wie haben sich die islamischen Institutionen in Deutschland von Hebdo-Morden und den Taten des IS distanziert?
Sabatina James: Was mir bei den islamischen Institutionen in Deutschland auffällt ist, dass sie sehr gerne Islamophobie beklagen aber gleichzeitig keine Verantwortung für die Muslime übernehmen, die Gewalt gegen Andersgläubige ausüben. Mir fehlt der Aufstand der moderaten Muslime gegen die Mörder von Charlie Hebdo und des IS. Die Stimme der Moderaten ist im Vergleich zu den Terroristen sehr leise. Warum fühlen sich moderate Muslime beleidigt, wenn Karikaturen Mohammeds gezeigt werden, aber nicht, wenn im Namen Mohammeds getötet und versklavt wird? Da hilft auch das "Das hat nicht mit dem Islam zu tun"-Gerede in deutschen Talkshows nicht.
In den Moscheen sollten sie das verkünden und ihre Glaubensbrüder davon überzeugen. Es ist es an der Zeit, dass innerhalb der etablierten islamischen Theologie eine historisch kritische Betrachtung des Islam stattfindet.
Sie kritisieren in Ihrem Buch den Bau von Moscheen in Deutschland. Begeben sie sich hiermit nicht in ein rechtes Fahrwasser? Was ist Ihre Haltung zu den rechten Islamhassern, zu Geert Wilders, zu Pegida, zur FPÖ et cetera?
Sabatina James: Wer aus Gründen der political correctness Menschenrechtverletzungen in der islamischen Kultur verschweigt, übergibt das Thema den Rechten. Ich kritisiere den ursprünglichen Islam, weil ich der Meinung bin, dass er mit seinem Rechtssystem, der Scharia, die schlimmste Form des Rassismus darstellt. Mein Großvater war ein Imam. Ich habe in einer Moschee den Koran lesen gelernt. Und dann gesehen, wie durch denselben Koran Gewalt an Frauen gerechtfertigt wird. Wäre die Moschee nur ein Haus zur rituellen Religionsausübung, hätte ich kein Problem. Aber sie ist leider viel zu oft die Quelle zur Radikalisierung vieler Muslime.
In meiner Heimat Pakistans musste ich erleben, wie Frauen brutal missbraucht, ermordet und wegen Ehebruch in Gefängnisse gesperrt werden. Scharia ist die schlimmste Form der Geschlechterungerechtigkeit. Mich verfolgt täglich der Hilfeschrei von Menschen, die unter diesen Gesetzen leiden. Wissen Sie was es bedeutet, wenn man seine Heimat und Familie verliert, nur weil man den Islam verlassen hat? Können Sie sich vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man nicht selber entscheiden darf, wen man liebt? Haben Sie jemals den Schmerz gespürt, den man im Herzen trägt, weil man von der eigenen Familie und Gesellschaft verfolgt wird, nur weil man anders denkt wie sie? Ich habe es erfahren und so wie mir geht es Tausenden. Für sie spreche ich. Die Liebe zu ihnen treibt mich an. Und es ist mir herzlich egal, wer sich dadurch beleidigt oder bestätigt fühlt.

URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3375114

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.droemer-knaur.de/ebooks/7947551/scharia-in-deutschland
[2] http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/videos/eine-ex-muslima-im-visier-der-islamisten-100.html
[3] http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-02/scharia-schiedsgerichte
[4] http://www.muslima-aktiv.de/forum/viewtopic.php?t=275
[5] http://www.trafoberlin.de/pdf-dateien/2011_04_26/Bettina%20Graef%20Jakob%20Skovgaard-Petersen%20Global%20Mufti.pdf
[6] http://www.pewresearch.org/topics/muslims-and-islam/
[7] http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Zwangsverheiratung-in-Deutschland-Anzahl-und-Analyse-von-Beratungsf_C3_A4llen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf