Schlafmangel verändert Immunzellen binnen 24 Stunden
(Bild: Max kegfire / Shutterstock.com)
Neue Studie zeigt: Schon 24 Stunden Schlafmangel verändern Immunzellen wie bei Übergewichtigen. Das kann Diabetes und Herzleiden begünstigen.
Ausreichend Schlaf ist entscheidend für unsere Gesundheit, doch das gerät in modernen Gesellschaften aus dem Blickfeld. Der hektische Alltag mit ständiger Erreichbarkeit und langen Bildschirmzeiten raubt vielen Menschen regelmäßig den Schlaf.
Eine neue Studie liefert jetzt Hinweise, dass selbst eine einzige Nacht ohne Schlaf das Immunsystem durcheinanderbringen kann. Geschieht das auf Dauer, so kann das Risiko für Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Leiden steigen.
Dass anhaltender Schlafmangel krank machen kann, ist schon länger bekannt und wissenschaftlich untersucht. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Menschen mit chronischen Schlafstörungen häufiger an Typ-2-Diabetes, Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen entzündungsbedingten Erkrankungen leiden.
Doch wie genau beeinflusst zu wenig Schlaf das Immunsystem und fördert Entzündungsprozesse im Körper? Dieser Frage gingen Forscher des Dasman Diabetes Institute in Kuwait nach.
Immunzellen reagieren empfindlich auf Schlafentzug
Für ihre im Journal of Immunology veröffentlichte Studie analysierten die Wissenschaftler die Schlafqualität und Blutwerte von 237 gesunden Erwachsenen mit unterschiedlichem Körpergewicht. Sie fanden heraus: Übergewichtige Teilnehmer schliefen deutlich schlechter, hatten eine höhere chronische Entzündungsaktivität und mehr sogenannte nicht-klassische Monozyten im Blut als schlanke Probanden.
Monozyten sind weiße Blutkörperchen und Teil der ersten Immunabwehr. Sie patrouillieren im Körper, erkennen Krankheitserreger und leiten die Immunantwort ein. Man unterscheidet drei Untergruppen: klassische, intermediäre und nicht-klassische Monozyten. Letztere reagieren auf Entzündungssignale und regulieren die Immunreaktion.
Um den Einfluss von Schlafmangel auf diese Immunzellen gezielt zu untersuchen, ließen die Forscher fünf schlanke, gesunde Probanden 24 Stunden lang wach bleiben. Blutanalysen zeigten: Bereits diese eine Nacht ohne Schlaf veränderte die Anteile der Monozyten-Untergruppen. Das Profil ähnelte dem von Übergewichtigen mit chronischen Entzündungen.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Immunsystem sehr empfindlich auf Schlaf reagiert und sich möglicherweise schnell an Veränderungen des Schlafmusters anpasst", erklärt Studienleiterin Fatema Al-Rashed. Halten diese Veränderungen an, könnten sie zu langfristigen Entzündungszuständen beitragen und das Krankheitsrisiko erhöhen, so die Forscherin.
Moderne Lebensweise stört den Schlaf
Die Studienergebnisse unterstreichen laut Al-Rashed eine wachsende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit:
Technologische Fortschritte, längere Bildschirmzeiten und sich wandelnde gesellschaftliche Normen stören zunehmend die regelmäßigen Schlafzeiten. Diese Schlafstörungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit des Immunsystems und das allgemeine Wohlbefinden.
In weiteren Studien möchten die Forscher die genauen Mechanismen aufklären, die Schlafmangel und Immunveränderungen verbinden. Auch mögliche Gegenmaßnahmen wie Schlaftherapien oder Regeln zur Techniknutzung sollen untersucht werden.
Langfristig hoffen die Wissenschaftler, mit ihrer Forschung Richtlinien und Strategien voranzutreiben, die die entscheidende Rolle des Schlafs für die öffentliche Gesundheit anerkennen. Al-Rashed kann sich Reformen am Arbeitsplatz und Aufklärungskampagnen vorstellen, die gesunde Schlafgewohnheiten fördern – besonders für Menschen, die aufgrund von Technik und Beruf einem erhöhten Risiko für Schlafstörungen ausgesetzt sind.
"Letztlich könnte dies dazu beitragen, die Belastung durch entzündliche Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern", betont die Forscherin. Denn wie die aktuelle Studie zeigt, benötigt das Immunsystem regelmäßigen, erholsamen Schlaf, um uns gesund zu halten.