Schnupfen für Alle - und die Raucherkneipen dürfen bald wieder aufsperren!
Von Corona-Erkältungsviren, Rauchen und Übersterblichkeit
Radio Inside-Berlin meldet: Gestern wurden sensationelle Pläne der Regierung bekannt. Nachdem Regierungs-Chefvirologe Drosten herausgefunden hat, dass gut 1/3 der Bevölkerung Anti-Körper gegen Corona-Viren im Blut hat, die aber nicht von C-19 stammen können, also von Corona-Erkältungsviren stammen müssen, und die möglicherweise für den milden oder sogar symptomlosen Verlauf bei einem Großteil der Infizierten verantwortlich sind, werden in Spahns Pannenministerium jetzt Pläne gemacht, die Bevölkerung großflächig mit Corona-Erkältungsviren zu infizieren, das ginge wesentlich schneller als auf einen echten C-19 Impfstoff zu warten.
Darüber hinaus sollen Raucher aufgefordert werden, weiter zu rauchen, weil sich in einer französischen Studie herausgestellt hat, dass Raucher fünfmal seltener von einer C-19-Infektion betroffen sind als Nichtraucher, ihre Chance, sich zu infizieren also um 80% verringert ist. Für nichtrauchende Risikogruppen wird - bis zur erfolgreichen "Schnupfen-Immunisierung" - die kostenfreie Ausgabe von Nikotinpflastern erwogen.
Ausgewiesene Raucherkneipen sollen demgemäß auch zwei Wochen vor allen anderen Lokalen ab dem 15. Mai öffnen dürfen, dabei besteht allerdings Rauchpflicht. Die allgemeine Aufhebung des Lockdowns ist nach der Schnupfenkampagne für den 1. Juni geplant.
Liebe Foristen, das ist natürlich ausgewiesener Schmarrn. Kein Schmarrn dagegen sind die Meldungen, die dahinter stecken: Drosten will wirklich bei 34% von Probanden Corona-Antikörper entdeckt haben, die nur zu einem sehr kleinen Bruchteil von C-19 stammen können, einfach weil es dazu nicht genug Infizierte gibt - sie müssen die Immunantwort des Körpers auf eine Infektion mit den artverwandten Corona-Erkältungsviren sein (Vorsicht: nicht mit Rhino-Viren zu verwechseln, in der Auswirkung aber ähnlich). Und Drosten vermutet, dass dabei eine zwar nicht hochspezifische, aber doch wirksame "Hintergrundimmunität" gegen alle Corona-Viren erzeugt wird, die erklären könnte, warum viele C-19 Infizierte - man spricht von bis zu 50% - symptomlos bleiben oder nur ganz milde Symptome entwickeln.
Zur Erläuterung: Antikörpertests, auf denen die obige Meldung beruht, sind nicht mit dem C-19-PCR-Test zu verwechseln. Beim letzteren wird versucht, die aktiven Viren zu vermehren und dann Teile der typischen C-19-Gene zufinden. Nach überstandener Infektion funktioniert dieser Test nicht mehr.
Anti-Körper-Tests können überhaupt erst anschlagen, wenn der Körper Virus-Antikörper bildet, also Tage nachdem der PCR-Test schon positive Ergebnisse geliefert hat. Dafür aber eben auch Wochen oder Jahre später noch. Leider sind solche Anti-Körper-(Schnell)-Tests oftmals ungenau, unspezifisch.
Die Corona-Erkältungsviren-Theorie könnte übrigens auch sehr elegant die Gangelt-Studien-Ergebnisse erklären. Streeck et.al. wollten ja ca. 400 Haushalte in Gangelt, Kreis Heinsberg, auf Antikörper getestet, und aus der Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung sowie den bekannten 7 Toten in Gangelt eine Letalität von 0,37% ermittelt haben, die sofort in der Kritik stand, weil man aus vielen anderen Hotspots eher die zehnfache, nämlich 3,5% Letalität kennt - siehe auch Deutschland-Daten aktuell (24.4.): 5.767 "deaths" /155.054 "cases" =3,7%). 0,37% würden dann allerdings ca. 1.900 Infizierten entsprechen, fast 15% der Bevölkerung - eine Zahl, die kaum ein Epidemiologe glauben wollte, Herr Laschet aber natürlich gerne, dem überhaupt diese niedrige Letalität sehr zu pass kam. Nun könnte aber alles anders sein:
Egal ob 15% oder 35%: Wenn ein Teil der Bevölkerung geschützt ist, muss die Letalität für die Ungeschützten eher höher liegen. Und wenn 1/3 der Bevölkerung eigentlich de facto immun ist, dann würde das die Erklärung der rasenden Ausbreitung von C-19 eher schwieriger machen.
Und noch eine Komplikation tritt ein: Nach dieser französischen Studie sind Raucher völlig unterrepräsentiert. Haben sie bei den 65-Jährigen Franzosen normalerweise einen Anteil von 25%, dann waren sie bei den Krankenhauspatienten mit nur 5% insgesamt fünfmal seltener. Wenn sich bei einer normalen Verteilung Raucher genauso häufig anstecken sollten wie Nichtraucher, dann scheint es, dass sie das nur ein einem von 5 Fällen tun.
Was ihr Sterberisiko - bezogen auf die tatsächlich erfolgte Infektionsattake - von z.B. 2% auf 0,4% senken sollte. Oder auch so: Infektionsattacken, die bei Nichtrauchern zu 100% erfolgreich wären, blieben bei Rauchern in 4 von 5 Fällen erfolglos. "Wären" heißt: Solchen ohne die C-Anti-Körper-Geschützten... Huch? Die Theorie dahinter soll sein: Nikotin besetzt denselben Rezeptor, den auch C-19 nutzt. Die Autoren glauben, dass damit auch der häufig berichtete Geruchs- und Geschmacksverlust bei C-19-Infektionen zu erklären wäre, denn dass Raucher schlecht riechen (aktiv und passiv ;-) ist ja allgemein bekannt.
Rauchen kombiniert mit dem C-Erkältungsvirus-Anti-Körper-Immunschutz würde dann aber eine heillose Verwirrung für Epidemiologen und Statistiker erzeugen und alle bisherigen Ergebnisse völlig durcheinander bringen. Denn jetzt würde es ja richtig multivariat: Nicht nur Alter, Gewicht und Vorerkankungen wären zu berücksichtigen, sondern auch noch C-Schnupfen und Nikotinsucht? Ich habe genug gerechnet in den letzten Tagen, mögen die klugen Foristen das zu Ende rechnen, da sind ja einige Großtalente dabei (ernst gemeint :-).
Übersterblichkeit
Ach und das noch: Es gab jede Menge berechtigte Kritik und Korrekturen zu meinem Lockdown/Pandemie-Artikel. Ich will nur diese nennen, die das Problem eines Autors deutlich zeigt: Natürlich kann sich eine Exponentialfunktion nur bei unendlicher Grundgesamtheit jederzeit exponentiell wachsen, in der Realität muss sie sich totlaufen. Jeder, der mal über das Pilotenspiel nachgedacht oder als Kind an den Postkartenspielchen teilgenommen hat, weiß das.
Aber für den relevanten Teil einer Epidemie, den zu Beginn, spielt das noch keine Rolle, erst ab 30% der Infizierten, wenn also jeder Spreader nicht mehr 3 Personen anstecken kann, weil eine davon schon infiziert oder immun ist, würde R°=3 auf ein R°=2 absinken. Bei derzeit weniger als 200.000 "Cases" sind wir vor den 25 Millionen Infizierten, die 30% darstellen würden, aber Faktor 100 oder etliche hunderttausend Tote entfernt. Das extra zu erklären, hätte den ohnehin langen Text noch länger gemacht - das Dilemma jedes Autors.
Ansonsten fand ich die Diskussion wirklich sehr anregend und habe eine Menge dazugelernt. Mancher Forist offenbar nicht, denn obwohl der Euromomo-Verharmloser wie Wodarg bezüglich der Übersterblichkeit so klar widerlegt, wie man sich das nur vorstellen kann, wollen es einige einfach nicht wahrhaben: Ein Wodarg-Verteidiger schrieb am 24.04.2020 10:57:
Die Website heißt: https://www.euromomo.eu und da sieht man für Deutschland (!) auch weiterhin keine Übersterblichkeit
Alles andere würden wir der Regierung auch fett ins Stammbuch schreiben, genau wie die fehlenden Masken etc. Ich empfehle, die Website mal aktuell aufzusuchen. Und dann die Landkarte auf Woche 15/2020 zu positionieren und mit der Maus über die Länder zu fahren. Ergebnis:
[Extremly high excess] in UK, France, Spain, Italy, Belgium, Netherlands
[Very High excess ] in Sweden [High excess] in Switzerland (CH war eine Woche vorher "very high")
Vergleichen mit der "schlimmsten" Woche 01/2018 (Grippewelle bei falschem Impfstoff):
[Very high excess] in Spain und UK. Alles andere war high, moderate oder low, nur NL hat es in Woche 10 noch auf "very high" gebracht.
Ein [Extremly high excess] findet man in den ganzen 4 Jahren nicht, die Euromomo abbildet, nur 2020 und da auch gleich flächendeckend in 6 großen Ländern. Was soll das anders sein als die Auswirkung von C-19?
Nochmal 15/2020: Norwegen, Dänemark, Österreich, Ungarn und D halten sich bei Low oder No excess.
Wie schwierig ist zu verstehen, dass man hier den Unterschied von Politiken sieht? Norwegen und Dänemark vs. Schweden oder UK?
Und jetzt dürfen alle Wodarg- und Schweden-Weg-Fanboys wieder über mich herfallen, ich habe ein dickes Fell :-)