Schöner tauschen

Erster Teil: Napster und seine Freunde

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Die MP3-Tauschbörse Napster sorgt für Wirbel - in den Medien wie vor Gericht. Aber auch die Programmierer schlafen nicht. Clones und Nachahmer schießen wie Pilze aus dem Boden, eine Innovation jagt die nächste. In dieser Artikelserie soll es nicht um die urheberrechtlichen Implikationen der digitalen Tauschbörsen gehen. Vielmehr sollen systematisch die verschiedenen Programme und Services verglichen werden.

File-Sharing (hier übersetzt mit Tauschen) folgt einem simplen Prinzip: Eine große Zahl von Nutzern schließt sich zu einem Netz zusammen. Mit einer Suchmaske ist es möglich, die auf den Festplatten der Teilnehmer gespeicherten und zum Sharing freigegebenen Dateien zu durchsuchen. Anschließend können Treffer zum Download ausgewählt werden.

File-Sharing funktioniert nur, solange ein großer Teil der Nutzer nicht nur Dateien herunterlädt, sondern auch selbst welche anbietet. Außerdem muss eine bestimmte Zahl von Teilnehmern erreicht werden, damit eine genügend große Vielfalt von Dateien zur Verfügung steht und das System somit attraktiv wird.

Um die Festplatten der Benutzer durchsuchbar zu machen, gibt es im wesentlichen zwei Methoden: Einer oder mehrere zentrale Server speichern eine Liste aller im Teilnehmernetz vorhandenen Dateien. Jeder Teilnehmer verbindet sich mit einem solchen Server, lädt nach der Verbindung eine Liste seiner (neuen) Dateien hoch und kann nun den Index abfragen. Im Falle von Treffern stellt er eine direkte Verbindung zum anbietenden Nutzer her und lädt von diesem die gewünschte Datei herunter. Die zweite Methode besteht in sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerken, bei denen es keinen zentralen Server gibt, sondern alle Rechner miteinander verkettet sind.

Der Pionier: Napster

Soweit die Theorie. Zur Realität wurde sie Mitte 1999, als die ersten Beta-Versionen von Napster erschienen. Napster ist, wie wohl mittlerweile fast jeder weiß, speziell auf den Tausch von MP3-Dateien ausgelegt. Das Programm macht es möglich, in Sekundenschnelle Lieder in einer immer größer werdenden Gesamtsammlung zu finden, wobei die Downloads wesentlich zuverlässiger sind als z.B. bei FTP-Suchmaschinen oder dubiosen "Top 100"-Webseiten. Insbesondere Studenten nutzen gerne die Leitungen ihrer Unis und Colleges, um schnell Gigagabytes an Musik zu akkumulieren. Nicht jeder ist von dieser Möglichkeit begeistert, aber fast alle sind sich darüber im Klaren, dass nun ein neues Kapitel des Internet begonnen hat.

Napster arbeitet nach dem oben beschriebenen Prinzip eines zentralen Index. Es gibt zwar mehrere Server, diese sind aber unabhängig voneinander und synchronisieren ihre Indizes nicht. Napsters Index erlaubt nur Suchen nach MP3-Musikdateien, diese sind dafür aber um so komfortabler. So sind Suchen über Künstler- und Titelname möglich, und die Bitrate lässt sich oben wie unten begrenzen. Es ist möglich, Songs während dem Download anzuspielen und so zu prüfen, ob es die richtigen sind. Unvollständige Downloads werden nach Möglichkeit wieder aufgenommen.

Napster enthält neben den Suchfunktionen

  1. einen integrierten MP3-Player, der allerdings wohl von den meisten Nutzern durch WinAmp, Sonique oder einen anderen komfortablen Player ersetzt wird,
  2. eine Liste der beliebtesten User, genannt "Hotlist", die allerdings wenig Sinn macht, da man nur über User informiert wird, die auf dem Server online sind, mit dem man gerade verbunden ist, und dieser wie gesagt beim Login zufällig aus einer Liste von über 80 Napster-Servern ausgewählt wird,
  3. einen Chat, der den Benutzern erlaubt, sich in einer Liste vorgegebener Channels, die alle Namen von Musikgenres tragen, zu unterhalten. Dieses Feature wird kaum genutzt, ein Grund dafür ist die fehlende Möglichkeit, wie im Internet Relay Chat (IRC) eigene Channels einzurichten.

Offensichtlich sind die meisten Napster-User nur an der Dateitausch-Funktion des Programms interessiert, aber dennoch ist der Funktionsumfang eine solide Basis für kommende Erweiterung (so die Gerichte mitspielen). Ein großes Manko stellt jedoch die Server-Architektur dar. Da die verschiedenen Server ihre Indizes nicht synchronisieren, ist für den Napster-Benutzer nur ein Bruchteil der zu jedem Zeitpunkt getauschten Dateien sichtbar. Zwar sind von den über 80 Napster-Servern meist nur wenige gleichzeitig online, aber trotzdem mindert dieses System die Trefferchancen bei einer Suche nach einem weniger bekannten Lied deutlich. Gerüchten zufolge soll dieses Problem aber in den nächsten Wochen beseitigt werden.

Die verteilte Server-Architektur von Napster schützt nicht davor, dass serverübergreifende Benutzerlisten erstellt werden, wie der Fall von Metallica zeigt, eine Rock-Band, die die Aussperrung von 335.435 Benutzern forderte und auch erreichte (Napster, Inc. konzediert, dass Napster für illegale Zwecke eingesetzt werden kann und fordert die Meldung jedes Einzelfalls).

Napster liefert sofort nach einer Suche sowohl die IP-Adresse als auch den Nick-Name (ein frei wählbarer Benutzername) des anbietenden Users zurück. Nachahmer täten gut daran, die IP-Adresse erst nach einem Handshake bekanntzugeben und den Benutzernamen durch eine eindeutige Transaktionsnummer zu ersetzen, denn sonst ist Datensammeln ein Kinderspiel.

Nach dem Start eines Transfers wird der Server im Prinzip überflüssig. Dies kann man sich vergegenwärtigen, indem man während eines Downloads die Verbindung zum Napster-Server abbricht. Die Downloads laufen unbehelligt weiter, denn der Dateitausch findet völlig unter den anbietenden Usern statt. Nicht ein einziges Byte einer MP3-Datei findet je den Weg auf Napsters Server. Etwas ähnliches wie Napster ließe sich auch mit einer dynamischen Linkdatenbank im WWW realisieren, nur weniger komfortabel. (Ein Beispiel dafür ist MP3Board, gerade von der RIAA verklagt, was schon fast ein Qualitätsmerkmal ist.)

Natürlich entwickelten sowohl die Benutzer als auch Napster selbst Methoden, die Sperre zu umgehen. User, die mit regedit umgehen können, löschten die betroffenen Schlüssel, alle anderen konnten bei Napster eine nichtanonyme (!) Gegenanzeige einreichen, die an die Napster-Ankläger weitergereicht wurde.

Send in the Clones

Napster ist Closed-Source-Software, das heißt, dass der Quellcode des Programms nicht zur Verfügung steht. Das erzürnte vor allem Linux-Nutzer, die auch in den Genuss der Dateidatenbank kommen wollten und prompt das von Napster zur Datenübertragung eingesetzte Protokoll hackten. Damit war es möglich, sogenannte "Klone" zu entwickeln, Programme, die nach den offengelegten Vorgaben mit den Napster-Servern kommunizieren und für diese ununterscheidbar vom Originalprogramm sind.

Die Firma Napster, Inc. war davon wenig begeistert und drohte zunächst mit rechtlichen Schritten, wurde sich aber dann wohl darüber klar, dass dies dem öffentlichen Image einer Firma, die mit illegalen Kopien Geld zu verdienen beabsichtigt, wohl nicht gerade zuträglich wäre.

Freie Napster-Server

Mittlerweile ist das Napster-Protokoll bis ins letzte Detail entschlüsselt und dokumentiert. Auf dieser Grundlage entstanden nicht nur etliche Napster-Client-Clones, von denen im Detail noch die Rede sein wird, sondern auch zwei offene Server-Projekte, OpenNap und JNerve.

OpenNap (Multi-Plattform)

OpenNap, der Open Source Napster Server, befindet sich mittlerweile in der Version 0.32 und ist bereits für den Dauerbetrieb geeignet. Das Programm wurde erfolgreich nach Linux, BSDI, Solaris, FreeBSD, IRIX, OS/2 und Windows portiert, Windows-Binaries zum Download finden sich auf der Projekthomepage.

Nach dem Start eines einfachen Setup-Programms kann man den OpenNap-Server in der DOS-Konsole in Betrieb nehmen. Sofort nach dem Start können Benutzer mit dem Server Kontakt aufnehmen, ihre Dateilisten in die Datenbank einspielen und Suchen durchführen. Wenn man über eine Standleitung oder über eine Flatrate verfügt, kann man so ohne weiteres einen Rechner im Dauerbetrieb als Napster-Server konfigurieren. Flatrate-Anwender, deren IP-Adresse sich alle 24 Stunden ändert, können kostenlos ihre IP-Adresse auf einen statischen Hostname wie napster.dyndns.org mappen. Nach jedem Login wird der Anbieter über die neue IP-Adresse informiert. Mehr Informationen dazu gibt es hier.

Aber das ist noch nicht alles. Die OpenNap-Entwickler haben sich bemüht, alle Defizite des Original-Servers auszumerzen. So ist es bei OpenNap möglich, jeden beliebigen Dateityp in den Index einzutragen. Standardmäßig returniert der Server nur MP3-Dateien, aber durch Angabe eines MIME-Typs (z.b. "image/jpeg") bei der Suche können auch andere Dateitypen durchsucht werden. Trotzdem werden beim Suchen nach MP3-Dateien die erweiterten Informationen über Bitrate, Songlänge und Frequenz zurückgegeben.

Darüber hinaus kann OpenNap sich mit anderen Servern zu einem verteilten Netz zusammenschließen. Dies ist die eigentliche Stärke des Programms: Die verschiedenen OpenNap-Server synchronisieren ihre Indizes. So erreicht das OpenNap-Netz aus 4 Servern derzeit schon rund 4 Terabyte an verteilten Daten. Damit z.B. die Plattenindustrie nicht ihren eigenen Sabotage-Server ins Netz einklinkt, muss jeder neue Server von den Operatoren freigeschaltet werden, und für Neuaufnahmen gelten strenge Regeln. So soll auch die dauerhafte Erreichbarkeit des Netzes gewährleistet werden, denn Dialup-User, die nur für ein paar Stunden einen Server laufen lassen, bringen letztlich nicht viel.

Selbst im Falle eines Sieges vor Gericht sieht sich die Plattenindustrie mit einem Netzwerk von OpenNap-Servern konfrontiert, die noch dazu keine kommerziellen Interessen zu verfolgen scheinen und sich in den Medien schwerer als geldgeile Bösewichter porträtieren lassen. Innerhalb von wenigen Minuten können selbst AOLer ihre eigenen Napster-Server installieren und zusammenschließen.

JNerve (Java)

OpenNap lässt eigentlich kaum Wünsche offen, dennoch gibt es mit JNerve noch einen weiteren offenen Napster-Server. Dank Java ist er fast überall lauffähig. Die Projekthomepage ist veraltet und wenig informativ, lediglich auf den Sourceforge-Projektseiten findet man die neueste Version, die Anfang Juni entwickelt wurde. Auch die Installation wird dem Anwender nicht gerade leicht gemacht, es wimmelt von undokumentierten und teilweise obsoleten Batch- und Konfigurations-Dateien. Eine ausführliche Dokumentation sucht man vergeblich. Kurz: ein typisches Ein-Mann-Open-Source-Projekt. Es überrascht nicht, dass es nur wenige JNerve-Server gibt.

Hat man die Hürden überwunden, kann man aus JNerve einen lauffähigen Java-Server machen, der alle wesentlichen Napster-Funktionen unterstützt. In kommenden Versionen soll auch die Verknüpfung mit OpenNap-Netzen möglich werden. Besondere Eigenschaften des Java-Servers sind zum einen die Möglichkeit, das Programm als Meta-Server zu starten (so wird beim Verbindungsaufbau zufällig ein Server aus einer Liste ausgewählt) und zum anderen die "Open Door"-Option, bei der jeder dem System unbekannte Benutzer ohne weiteres Zugriff erlangt. Letztere dient dazu, auf Nutzer-Seite zeitaufwendige Neuanmeldungen zu vermeiden.

Napster-Clients und Tools

Der Original-Napster-Client lässt, wie bereits beschrieben, einige Wünsche offen. Insbesondere die mangelnde Verfügbarkeit auf bestimmten Plattformen hat zur Entwicklung von über 25 Clones geführt. Aber auch die fehlende Konfigurierbarkeit der zu durchsuchenden Server stellt ein klares Defizit des Original-Programms dar.

Einige der im folgenden vorgestellten Clients bieten die Möglichkeit, einen beliebigen Server auszuwählen. Eine ausführliche Liste aller bekannten Napster-Server findet sich auf den Seiten von Napigator. Jeder, der einen 24-h-Napster-Server betreibt, kann sich dort eintragen lassen. Von jedem Server wird auch die Größe der darüber abrufbaren Dateien angezeigt. Dies gilt jedoch nicht für die Server der Firma Napster, die es Napigator untersagt hat, diese Angaben zu veröffentlichen.

Achtung: Die Hostnames der aufgelisteten Napster-Server sind willkürlich von Napigator gewählt worden, wer diese Server manuell eintragen möchte, muss die IP-Adresse wählen.

Napigator (Windows)

Napigator ist ein Programm, das parallel zum Original-Windows-Client läuft und die freie Auswahl eines Napster-Servers ermöglicht. Das erste Problem stellt sich bei den Systemanforderungen: Napigator folgt einer Unsitte vieler neuerer Programme und ist nur mit installiertem Internet Explorer (mindestens Version 4) lauffähig. Es scheidet damit für viele NT-Anwender, die ihr System nicht durch den Microsoft-Browser destabilisieren wollen, von vornherein aus. Benutzer von Windows 98 oder Windows 2000 dagegen dürfte diese Einschränkung dagegen kaum stören.

Nach der Installation kann man aus der Liste der bekannten Server, nach ihrer Größe sortiert, einen auswählen, den man dann wie gewohnt im Napster-Client durchsuchen kann. Das Programm finanziert sich durch ein Werbebanner. Sollte Napster die Server-Option im Client integrieren, wird Napigator überflüssig.

Napster Fast Search (Windows)

Anders funktioniert Napster Fast Search: Das Programm ist völlig unabhängig vom Napster-Client. Es erlaubt eine serverübergreifende Suche, liefert die Ergebnisse zurück und ermöglicht den sofortigen Download. Die Server aus der Napigator-Liste werden automatisch eingetragen. Komfortabler geht es eigentlich nicht. Leider ist das in Visual Basic entwickelte Tool nur zum Suchen in der Lage, eigene Dateien zum Tausch freischalten kann man damit nicht. Napster funktioniert aber nur, wenn genügend Leute selbst MP3-Musik zum Download anbieten. Insofern ist NFS eine Gefahr für das Tauschbörsen-Prinzip.

Media Enforcer (Windows)

Media Enforcer ist ein zweifelhaftes Tool, das dazu gedacht ist, Anbieter von illegalen MP3-Dateien aufzuspüren und ihre Verbannung vom Online-Dienst zu erzwingen (oder auch rechtliche Schritte gegen sie einzuleiten). Der Autor von Media Enforcer bietet mittlerweile nur noch eine eingeschränkte Version offen an, diese macht die Benutzernamen von Napster-Piraten unkenntlich. Erst nach einer Email-Bewerbung mit ausführlicher Begründung erhält man eine uneingeschränkte Kopie des Programms. So soll verhindert werden, dass das "Anti-Piraterie-Werkzeug" selbst zur Piraterie eingesetzt wird.

Das Programm hat jedoch wenig Sinn, denn fast alle Clients bieten die Möglichkeit, nach Belieben neue Nutzer einzurichten. Nur beim Original-Client gestaltet sich dies etwas schwieriger (s.o.).

Wrapster (Windows)

Ein weiteres Tool, das eher einen Workaround darstellt, ist Wrapster. Es tarnt herkömmliche Dateien jedes beliebigen Typs als MP3-Files. Sie werden dann von den Napster-Servern anerkannt. Wrapster erfreut sich keiner allzu großen Beliebtheit: Die Lösung ist schlicht zu umständlich, und alternative Server bieten bereits die Möglichkeit, Nicht-MP3-Dateien zu tauschen.

NapAmp (Windows)

Ein interessantes Konzept verbirgt sich hinter NapAmp. Dieser Napster-Client wird als Plug-In im MP3-Player WinAmp installiert. Leider scheint das Programm nicht mehr aktualisiert zu werden. Dennoch eignet es sich hervorragend zum Downloaden aus dem Player heraus: Mittels ALT+N wird ein Suchfenster geöffnet, in dem man jederzeit nach MP3s suchen kann. Weitere Funktionen wie konfigurierbare Server oder das Freischalten eigener Dateien fehlen allerdings.

File Navigator (Windows)

Eine wirkliche Innovation stellt das erst kürzlich erschienene Programm File Navigator dar. Es handelt sich dabei um einen vollwertigen Ersatz für den Original-Napster-Client.

Nach einer einfachen Installation findet man sich in einer übersichtlichen Progammoberfläche wieder. Mit Registerkarten kann man die folgenden Bereiche anwählen:

  1. Main: Hier sieht man eine Übersicht der in der Konfiguration eingetragenen Server, die auch die Menge der jeweils angebotenen Dateien und die Zahl der eingeloggten User enthält. Server, die nicht erreichbar sind, werden rot markiert. Leider muss man in der ersten Beta-Version noch jeden Server einzeln eintragen, dies soll aber in kommenden Versionen bereinigt werden. Klickt man einen Server aus der Liste an, bekommt man eine Übersicht der sich darauf befindlichen Chat-Channels. Wählt man wiederum einen Channel an, kann man dort wie gewohnt chatten, private Nachrichten verschicken oder die MP3-Sammlungen einzelner Benutzer durchblättern.
  2. Transfers/Downloads: Eine Liste der aus- und eingehenden Dateiübertragungen, mit dem Namen des Benutzers und einer ausführlichen Fortschrittsanzeige.
  3. My Shared Files: Die Liste der für andere Benutzer freigeschalteten MP3-Dateien, mit einstellbarem Listenformat.
  4. Search Results: die Ergebnisse der Suche mit den aus Napster bekannten Informationen über Bitrate, Länge, Ping usw.
  5. Bandwidth Usage: Ein skalierbarer Graph, der die für Up- und Downloads verwendete Bandbreite in BPS darstellt.

Um Bandbreitenverschwendung zu verhindern, kann man die gesamte Bandbreite für Up- und Downloads getrennt festlegen und auch die Zahl der gesamten Uploads sowie die Zahl der Uploads pro User beschränken.

Bei der Suchfunktion kann man auswählen, ob man nur nach MP3-Dateien (mit den bekannten MP3-spezifischen Suchfeldern) oder auch nach Dateien anderen Typs suchen will.

Auch dieses Programm blendet ein zunächst nerviges Werbebanner ein. Dahinter steht jedoch ein durchdachtes Konzept: Jeder, der einen Napster-Server betreibt, kann in die "Message of the Day", die beim Login übertragen wird, einen HTML-Code einbinden, der von FileNavigator interpretiert wird. Der Betreiber bekommt dann bei jedem Login Geld vom Banner-Betreiber. Aber nicht nur das: Auch Musiker können sich bei FileNavigator registrieren lassen. Bei jedem Download eines ihrer Songs wird dann ein Banner ihrer Wahl übertragen. So entgeht FileNavigator dem Vorwurf, man wolle nur auf Kosten anderer Profite machen. Außerdem handelt es sich bei den Bannern um einfachen HTML-Code, für den keine dubiosen Spionage-Werberoboter installiert werden. Dennoch läuft das Programm ohne installierten IE4.

Alles in allem ist dieser Client-Clone der derzeit vielversprechendste unter Windows. Er ist komfortabel, schnell, bietet alle notwendigen Funktionen, ist kostenlos und lässt die Musiker nicht außen vor.

Hackster (Windows)

Hackster ist ein Windows-Client im Beta-Stadium. Er erlaubt die Auswahl eines beliebigen Servers, aber keine Meta-Suchen. Da noch kein Datei-Sharing implementiert ist und das Programm ansonsten nur durch seine IRC-ähnliche Oberfläche auffällt (die auch OpenNap-Befehle unterstützt), dürfte es die wenigsten interessieren. Der Visual Basic Quellcode allerdings ist eventuell für angehende Klon-Autoren interessant.

BWap (Multi-Plattform)

Nur etwas für hartgesottene Windows-Anwender und typische UNIX-User ist BWap. Das Programm basiert auf dem Konsolen-IRC-Client BitchX. Die verschiedenen Versionen finden sich auf dem BitchX-FTP-Server.

Windows-Benutzer sollten sich die Version 1.3 vom FTP-Server herunterladen, eine etwas konfuse Installationsanleitung findet sich in der ZIP-Datei enthaltenen README.txt.

Mit einer IRC-ähnlichen Syntax ist es möglich, sich mit beliebigen Servern zu verbinden und alle Napster-üblichen Funktionen (inkl. Freischaltung eigener Dateien) aufzurufen. Darüber hinaus bietet BWap noch die Möglichkeit, OpenNap-spezifische Administrator-Befehle aufzurufen, mit denen man bswp. Channels erzeugen oder User verbannen kann. Vorteil dieses Clients ist, dass er wesentlich flotter ist als alle anderen, und dank seiner Ableitung von einem IRC-Client eignet er sich ideal zum Chatten in den teilweise etwas besser besuchten OpenNap-Channels. Außerdem kann man, entsprechende Einarbeitungszeit vorausgesetzt, eigene Skripte schreiben, die z.B. in regelmäßigen Abständen bestimmte Suchen über mehrere Server durchführen und ggf. Treffer automatisch downloaden.

BWap ist der Napster-Client für Power-User, Server-Administratoren und notorische Chatter. Unter UNIX zählt er zu den besten Clients überhaupt. Eine eingebaute Funktion zum Durchsuchen mehrerer Server bzw. Server-Netzwerke fehlt ihm aber.

nap (Multi-Plattform)

Nap funktioniert sehr ähnlich wie BWap, ist aber einfacher zu installieren. Das Programm existiert nur in Binärform für Linux, BSD und Windows. Leider scheint die Adresse des Servers festverdrahtet zu sein und ist nicht veränderbar.

Java-Clients

JNapster ist ein einfach zu installierender Java-Napster-Client mit dem üblichen Funktionsumfang. Eine erweiterte Version, die ohne Installationsprogramm auskommt, ermöglicht die gleichzeitige Suche über mehrere Server. Leider fehlt auch diesem Programm die Möglichkeit, Dateien für andere freizuschalten. Gleiches gilt für den Java-Client Jnap, der leider nicht mehr weiterentwickelt wird.

Skripts

Snap ist ein Perl5-Napster-Client, TkNap ist eine Tcl/Tk-Napster-Bibliothek. Beide Programme ermöglichen sowohl Up- als auch Downloads. Nur Suchen und Downloads erlauben die Web-Gateways iNapster (Perl) und WebNap (PHP).

Weitere Clients (UNIX)

Über mangelnde Verfügbarkeit von Napster-Clients kann sich im UNIX/Linux-Lager niemand beklagen. Neben den bereits genannten Multi-Plattform-Clients gibt es noch zahllose weitere, die speziell für UNIX entwickelt wurden. Eine komplette Liste findet sich auf der OpenNap-Homepage. Up- und Download-Unterstützung bieten von den verbleibenden Clients jedoch nur gnapster und KNapster. gnapster erfordert Gnome, KNapster KDE. Gnapster unterstützt auch OpenNap-Befehle und die Suche nach Nicht-MP3-Dateien.

Weitere Clients (sonstige)

Mac-Benutzer können auf gleich drei verschiedene Clients zurückgreifen: Macster, MacStar und Rapster. Bisher unterstützt nur der OpenSource-Clone MacStar Uploads.

Für OS/2 gibt es mit Napster/2 bisher nur einen Kommandozeilen-Client, der aber immerhin das Freischalten eigener Dateien ermöglicht.

Für BeOS gibt es zwei Napster-Clients: BeNapster und Napster for BeOS. BeNapster ermöglicht lediglich Suchen & Downloads, NfB beherrscht auch Uploads.

Kaum zu glauben, aber wahr: Auch für den guten alten Amiga gibt es einen Napster-Client, der sogar mit einem erstaunlichen Funktionsumfang aufwarten kann. Neben Altbekanntem (inkl. Uploads) unterstützt Amster auch die Napigator-Server-Liste, ist in 16 verschiedenen Sprachen verfügbar und kann mit ARexx-Skripts programmiert werden.

Fazit

Wer einen Napster-Server betreiben möchte, sollte wenn möglich auf OpenNap zurückgreifen. Das Programm ist innovativ und gut dokumentiert. Napster-Nutzer unter Windows fahren am besten mit FileNavigator, UNIXer greifen auf BWap, gnapster oder KNapster zurück, Macintosh-Fans nehmen MacStar oder warten auf die Final-Version von Macster, die Uploads unterstützen soll.

Über mangelnde Auswahl kann sich fast niemand beschweren. Praktisch jedes Betriebssystem ist mit Napster-Clients versorgt, und vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der C64 nach dem gerade vorgestellten Web-Browser einen Napster-Client bekommt. Angesichts der ebenfalls offenen und kostenlosen Server-Software stellt sich die Frage, wie die Plattenindustrie nach einem Rechtssieg gegen Napster weiter vorgehen will. Insbesondere dann, wenn mit Tools wie FileNavigator sogar die Musiker selbst vom Dateitausch profitieren. Es bleibt zu hoffen, dass man zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung finden wird.

Zweiter Teil: Napsters Konkurrenten - zentralisierte Tauschbörsen
Dritter Teil: Führerlos: Gnutella, FreeNet, Jungle Monkey & Co.
Vierter Teil: Die Klassiker: Usenet, IRC, FTP, WWW, Hotline