Schweden: Über Koranverbrennungen und abgefackelte Autos

Rasmus Paludan ist neuerdings auch unter Rechtsextremen umstritten. Aber nicht wegen rassistischer Hetze. Foto: News Oresund / CC-BY-2.0

Wenn westliche Rechtsextreme provozieren und das saudische Königshaus die Provokation instrumentalisiert. Ein Kommentar

In den letzten Tagen hat Rasmus Paludan, dänisch-schwedischer Rechtsextremist sowie Oberhaupt und Gründer der radikalen Partei Stram Kurs, für internationale Aufmerksamkeit, nachdem er erneut dazu aufgerufen hatte, öffentlich den Koran zu verbrennen.

Der nach Aufmerksamkeit lechzende Rassist hat schon in der Vergangenheit Aktionen unternommen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann. Neben Koranverbrennungen gefällt es Paludan auch, das Hauptbuch des Islams in Speck einzuwickeln und in die Luft zu schleudern – oder Südafrikaner als "Neger" mit einem niedrigen IQ zu bezeichnen, die nicht in der Lage seien, ihr Land zu regieren.

Rechtsextreme "Alternative für Schweden" distanziert sich von Paludan

Seine Koran-Verbrennungstour wollte Paludan im muslimischen Fastenmonat Ramadan durchführen. Nun distanziert sich sogar die ebenfalls rechtsextreme Partei Alternativ för Sverige (Alternative für Schweden) von ihrem einstigen Parteimitglied. Wohlgemerkt nicht aufgrund der rassistischen und zum Genozid aufrufenden Reden des Provokateurs, sondern wegen Chatnachrichten, in denen er seine sexuellen Fetische in der parteieigenen Discord-Gruppe mit Minderjährigen thematisierte.

Paludan selbst bestreitet nicht, dass die Nachrichten von ihm sind, behauptet aber, nicht gewusst zu haben, sich mit Minderjährigen zu schreiben.

Unter dem Vorwand von Meinungsfreiheit ist Paludans Vorhaben jedoch aufgegangen, denn die Reaktion auf die angekündigte Koran-Verbrennungstour waren gewaltvolle Ausschreitungen. Von brennenden Autos bis zu verletzten Polizisten und Protestanten war das Chaos groß. Deshalb entschied er sich, seine Tour vorerst abzubrechen.

Die Polizei wäre nämlich nicht in der Lage ihn zu schützen, was ein großer Verlust für Schweden bedeuten würde, wenn ihm etwas zustößt, meinte er selbst auf seiner Facebook-Seite. Deutlich macht die gewaltvolle Reaktion auf Paludans Agitation auch ein allgemeines Problem von Demonstrationen:

Man kann noch so gute Absichten haben, an einer Demo teilzunehmen und friedlich für eine Sache stehen, doch die Kontrolle über gewaltbereite Randalierer, die die Aktion für sich instrumentalisieren, hat man leider so gut wie nie. Laut der schwedischen Polizei haben Mitglieder krimineller Banden an den Ausschreitungen teilgenommen, die weder an Paludan noch an seiner Hetze interessiert waren. Ihnen ginge es einzig und allein darum, Gewalt an die schwedische Gesellschaft und Polizei auszuüben.

Internationale Reaktionen

Zahlreiche arabische Staaten wie auch die Türkei verurteilten den Hass gegenüber der islamischen Religion und Muslimen von Seiten des Rechtsextremen. Auch das saudische Außenministerium nahm dazu via Twitter Stellung und verurteilte den "vorsätzlichen Missbrauch des Heiligen Korans, die Provokationen und die Hetze gegen Muslime durch einige Extremisten in Schweden". Das Königreich betone "die Bedeutung von Dialog, Toleranz, Koexistenz sowue Verzicht auf Hass, Extremismus und Ausgrenzung".

Nach außen hin gefällt es dem Saudischen Königreich gewiss, sich als Hüter des Islam und als dialogbereiter Partner zu profilieren. Tatsache ist jedoch, dass durch die Außenpolitik des Königreichs allein in den vergangenen sieben Jahren mehr Muslime ums Leben kamen als durch irgendeinen europäischen Rechtsextremen.

Im Jemen verloren seit der saudischen Militärintervention Hunderttausende Menschen im Krieg selbst oder an den Folgen davon ihr Leben. Eine Abscheulichkeit, die in keinem Verhältnis mit der Verbrennung einer Koran-Kopie steht. Anstatt Paludan also die Aufmerksamkeit zu geben, nach der er sich sehnt, sollte man sich fragen, welche Taten für Muslime auf der Welt wohl schädlicher sind.

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