Schweres Silizium

Kernphysik: 42Si ist ein gebundener Kern

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Mittels Teilchenbeschleuniger wiesen Kernphysiker ein besonders schweres Isotop des Siliziums mit 28 Neutronen nach; der Kern hat eine endliche Halbwertszeit. Ein derart hoher Neutronenüberschuss ist ungewöhnlich bei gebundenen Kernen. Als Rohmaterial für Briefbeschwerer taugt das schwere Silizium nicht. Diese kernphysikalischen Aspekte sind relevant für die Astrophysik.

Die Ionisierungsenergie der Atome weist abhängig von der Ordnungszahl Z ausgeprägte Maxima auf – nämlich bei den Edelgasen –, was letztlich zur Entwicklung des Periodensystems der Elemente und damit zum Schalenmodell der Atome beitrug. In der Kernphysik gibt es ein ähnliches Schalenmodell, besonders stabile Atomkerne heißen magisch, mit dem Blei-Isotop 208Pb als typischem Beispiel.

Die Isotopentafel der Elemente von H (Z=1) bis Zn (Z=30): Stabile Isotope mit anscheinend unendlicher Halbwertszeit sind schwarz, instabile hellblau markiert. Der entdeckte gebundene Kern des Silizium mit der Ordnungszahl Z = 14 ist rot gekennzeichnet. Jenseits der violett markierten Grenzlinie gibt es keine gebundenen Kerne. (Bild: Robert V. F. Janssens, Argonne National Laboratory , Illinois)

Mittels Teilchenbeschleuniger erzeugten amerikanische Forscher das schwere Isotop 42Si – einen weiteren magischen Kern –, siehe die Fachzeitschrift Nature, Band 435, Seite 922. Silizium hat drei stabile Isotope mit 14, 15 oder 16 Neutronen, das radioaktive Isotop 42Si hat also 12 Neutronen mehr als das schwerste stabile Isotop, wenn auch ein besonders instabiles Isotop mit noch einem Neutron mehr bereits nachgewiesen wurde.

Ein so unausgeglichener Kern ist sehr ungewöhnlich, normalerweise sollte ein solcher stark deformiert sein, also die Form eines Ellipsoids haben. Entgegen der Erwartung scheint der schwere Siliziumkern kugelförmig zu sein.

Die Kerne des schweren Silizium-Isotop lassen sich mittels Flugzeitmessung nachweisen. Ein magnetischer Spektograph sortiert Ionen nach ihrem Verhältnis aus Ladung und Masse. (Bild: J. Fridmann, Florida State University, Tallahassee, Florida)