Sex, Shopping, Gaming: Diese Technologie verändert alles!
Online-Shopper, der Seide und Cord fühlt. Bild: Just dance/ Shutterstock.com
Neue Technologie macht digitale Berührungen real. Winzige Sensoren erzeugen die täuschend echte Tastempfindungen. Das verspricht viel Geld und Spaß.
Ingenieure der Northwestern University haben eine bahnbrechende Haptik-Technologie vorgestellt, die eine realistische und nuancierte Simulation von Berührungen ermöglicht.
Die kompakten, kabellosen Geräte können präzise Kräfte in alle Richtungen ausüben, um komplexe Empfindungen wie Vibration, Druck, Dehnung und Gleiten nachzubilden.
Durch die Kombination verschiedener Sinneseindrücke erzeugen sie ein hochrealistisches Gefühl von Berührung, das insbesondere in Virtual-Reality-Brillen wie der Apple Vision Pro oder der Meta Quest 3 zum Einsatz kommen könnte.
Kleinste Aktuatoren mit sechs Freiheitsgraden
Das Herzstück der Technologie sind winzige Aktuatoren mit voller Bewegungsfreiheit (FOM). Diese nur wenige Millimeter großen Bauteile nutzen einen Magneten und ineinander verschachtelte Spulen.
Durch die Interaktion des erzeugten Magnetfelds mit dem Magneten entstehen Kräfte, die den Magneten bewegen, ziehen, drücken oder drehen können. In Arrays kombiniert, können die Aktuatoren das Gefühl von Kneifen, Dehnen, Quetschen und Tippen erzeugen.
Ein integrierter Beschleunigungssensor erfasst die Orientierung und Bewegung des Aktuators und liefert Informationen über Geschwindigkeit, Beschleunigung und Rotation. So kann eine kontextabhängige haptische Rückmeldung erzeugt werden, die insbesondere für VR-Anwendungen wie bei der Vision Pro oder Meta Quest 3 relevant ist.
Vorteile bei Onlineshopping
"Wenn man mit dem Finger über Seide streicht, hat das weniger Reibung und gleitet schneller als bei Cord oder Sackleinen", erklärt Studienleiter John A. Rogers. "Man kann sich vorstellen, dass man online Kleidung oder Stoffe einkauft und die Textur fühlen möchte."
Vibration und Instrumente
Die Technologie ermöglicht auch die Übertragung von Informationen über die Haut. Durch Variation von Frequenz, Intensität und Rhythmus der haptischen Reize konnten die Forscher beispielsweise Musik in physische Berührungen übersetzen. Allein durch Änderung der Vibrationsrichtung ließen sich verschiedene Instrumente unterscheiden.
Enormes Marktpotenzial
Mit einem prognostizierten jährlichen Marktwachstum (CAGR) von 14,9 Prozent und einem erwarteten globalen Marktvolumen von 13,23 Milliarden US-Dollar bis 2032 verspricht die Haptik-Technologie ein Milliardengeschäft. Insbesondere der Gaming-Sektor treibt die Nachfrage voran. Allein für haptische Gaming-Geräte wie VR-Headsets wird bis 2035 eine Marktgröße von 7,1 Milliarden US-Dollar erwartet.
Dann wird wohl mehr gekauft
Auch im E-Commerce zeigt sich ein enormes Potenzial. Studien belegen, dass haptische Informationen beim Online-Shopping die Kaufwahrscheinlichkeit erhöhen, da sie ein Gefühl von räumlicher Nähe und Vertrauen schaffen. Der Einsatz haptischer Technologien in virtuellen Anproben oder Produktvisualisierungen verbessert nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern steigert auch die Konversionsraten.
Gamechanger für Verbraucher
Für Verbraucher verspricht die Haptik-Technologie vor allem in drei Bereichen bahnbrechende Neuerungen:
1. Virtual Reality und Gaming: Durch die Integration realistischer Berührungen in VR-Brillen wie der Apple Vision Pro oder der Meta Quest 3 könnte die Immersion auf ein völlig neues Niveau gehoben werden. Spieler könnten beispielsweise den Rückstoß von Waffen oder das Berühren virtueller Objekte hautnah erleben. In VR-Trainings für Chirurgen oder Ingenieure ließen sich komplexe Aufgaben durch realitätsnahe taktile Rückmeldungen simulieren.
2. Online-Shopping: Haptische Geräte könnten es Verbrauchern ermöglichen, Produkte vor dem Kauf virtuell zu "fühlen". Dies würde nicht nur die Kundenzufriedenheit steigern, sondern auch die Zahl der Retouren reduzieren. Der E-Commerce-Sektor setzt daher zunehmend auf die Integration haptischer Technologien.
3. Assistive Technologien: Für Menschen mit sensorischen Einschränkungen bietet die präzise Simulation von Berührungen enorme Vorteile. Sehbehinderte könnten durch haptische Wearables Hindernisse erkennen oder Richtungsanweisungen erhalten. Für Hörgeschädigte ließe sich Musik durch Übersetzung in rhythmische Berührungen erlebbar machen.
Psssst!
Darüber hinaus könnte die Haptik-Technologie auch in kontroversen Bereichen wie der Erotikindustrie oder in der Psychotherapie zum Einsatz kommen, etwa bei der Behandlung von Traumata oder der Gestaltung intimer virtueller Erfahrungen.
Und, ganz ehrlich: Genau dieser Bereich dürfte unabhängig von wissenschaftlichen Publikationen und Pressemitteilungen das eigentliche Interesse der – hier kann wohl man getrost aufs Gendern verzichten – Verbraucher treffen.
Verschmelzung der physischen und digitalen Welt
"Wir glauben, dass unser System dazu beitragen kann, die Lücke zwischen der digitalen und der physischen Welt weiter zu schließen", sagt Rogers. "Durch die Hinzufügung eines echten Tastsinns können digitale Interaktionen natürlicher und fesselnder werden." Insbesondere wohl in Kombination mit VR-Headsets wie der Vision Pro oder der Meta Quest 3.
Mit ihrer Fähigkeit, digitale Erlebnisse mit realistischen Berührungen zu bereichern, wird die Haptik-Technologie zweifelsohne zu einem neuen Wachstumsmarkt der Digitalbranche und anderer Geschäftsbereiche, an die nun viele denken und über die nur wenige sprechen.