Sichere Renten: so könnte es klappen

Seite 2: 2. Steuerliche Abzugsfähigkeit von Werbeausgaben abschaffen

Die Werbeausgaben in Deutschland betragen derzeit schätzungsweise 80 Milliarden Euro.10 Nimmt man die gesamten Marketing-Ausgaben, so sprechen wir von einem Betrag in Höhe von 200 bis 400 Milliarden Euro pro Jahr.11

Da kommerzielle Werbung zu Gewinnerzielungszwecken die Konsumenten weder informiert noch sonst irgendeinen Nutzen stiftet, im Gegenteil lediglich alle beworbenen Produkte nur unnötig verteuert, gibt es volkswirtschaftlich gesehen keinen Grund für unsere so immens hohen Werbeausgaben. Das sagten bereits Koryphäen der Volkswirtschaftslehre wie Alfred Marshal oder Arthur Pigou vor etwa 100 Jahren.

Laut ihnen sind Werbeausgaben für kompetitive Werbung, das sind über 90 Prozent all unserer Werbung, "social waste"12 und sollte daher abgeschafft oder eingeschränkt werden, beispielsweise über eine Verteuerung. Genau das würde das Wegfallen der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Werbeaufwand bewirken.

Diese simple Steuermaßnahme würde Einnahmen von anfangs vielleicht 15 Milliarden Euro pro Jahr einbringen. Würde man sie für die Rentenfinanzierung einsetzen, wären immerhin knapp fünf Prozent zusätzliche Einnahmen verfügbar.

Auch mit dieser Maßnahme würden wir zwei Fliegen mit einer Klappe treffen: Zum einen eine Unterstützung der Rentenkassen, zum anderen würde dies mittelfristig zu einer Reduzierung der unsinnig hohen Werbeausgaben führen und dadurch die Marktwirtschaft und das Funktionieren der Märkte stärken, weil weniger Konsumenten-Irreführung und Ressourcen-Fehllenkung stattfände.13

Weitere Maßnahmen

Zwei weitere Maßnahmen zur Sicherung unserer Renten, die ich hier nur noch skizzieren, aber nicht ausarbeiten will, wären:

3. Erhöhter Mehrwertsteuersatz auf alle Produkte, die nicht dem Cradle-to-cradle-Prinzip folgen.

Man kann mit einem Zusatzpunkt Mehrwertsteuer beginnen und diesen nach einem im Vorfeld kommunizierten Plan im Laufe der Jahre langsam auf bis zu zehn Prozentpunkte erhöhen.

Dadurch bekommen die Unternehmen Planungssicherheit. Der große Vorteil eines solchen erhöhten Mehrwertsteuersatzes wäre, dass langfristig billige Schund- und Einmalprodukte, Wegwerfartikel, ein großer Teil der Plastikerzeugnisse usw. systematisch verteuert und dadurch langfristig verringert würden.

Das würde unserer Umwelt und unserer Gesundheit zugutekommen und könnte für die Finanzierung unserer Renten verwendet werden.

4. Haltbarkeits- und Raparierbarkeitslabel auf alle langlebigen Konsumgüter.

Dadurch würde die Haltbarkeit vieler langlebiger Konsumgüter steigen, wir würden bessere und günstigere Produkte bekommen und könnten unsere Erwerbsarbeitszeit reduzieren – und das alles ohne jeglichen Verlust an Lebensstandard. Dadurch könnten wir Arbeitszeit freisetzen und hätten unter anderem mehr Personal für Alters-, Senioren- und Pflegeheime.

Fazit

Die hier vorgestellten Maßnahmen könnten, wenn sie zur Finanzierung der Renten eingesetzt würden, unsere Rentenprobleme für die nächsten Generationen lösen. Darüber hinaus würden sie einen Beitrag zu einer sozialeren Wirtschaftsordnung leisten, unsere Umwelt entlasten, unnötige Arbeit reduzieren und unser Leben lebenswerter machen.

Zum Autor:

Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962: Studium und Promotion in Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der LMU München. Neun Jahre Berufstätigkeit als Bankier, davon sieben Jahre als Investment Banker. Seit 2002 Professor an der Hochschule Aalen für Finanzierung und Volkswirtschaftslehre. Autor von sieben Büchern: Gekaufte Wissenschaft (2020); Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019); BWL Blenden Wuchern Lamentieren (2019, zusammen mit Heinz Siebenbrock); Werbung nein danke (2016); Gekaufte Forschung (2015); Geplanter Verschleiß (2014); Profitwahn (2013). Drei Einladungen in den Deutschen Bundestag als unabhängiger Experte (Grüne, Linke, SPD). Zahlreiche Fernseh-, Rundfunk- und Zeitschriften-Interviews, öffentliche Vorträge und Veröffentlichungen. Mitglied bei ver.di und Christen für gerechte Wirtschaftsordnung. Bundestagskandidat für die Basisdemokratische Partei Deutschland (dieBasis). Homepage www.menschengerechtewirtschaft.de

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