Sind die Deutschen zu woke für einen Tesla?
(Bild: Ken Wolter / Shutterstock.com)
Tesla verliert in Deutschland massiv an Boden – die Neuzulassungen brachen um 76 Prozent ein. Experten sehen dafür mehrere Gründe. Liegt es an Elon Musks Nähe zur AfD?
Der Markt für Elektroautos wächst in Deutschland, doch der Stern einer Marke scheint zu sinken: der von Tesla. Aktuelle Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zeigen, dass die Neuzulassungen von Tesla-Fahrzeugen drastisch gesunken sind. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken sie im Februar um satte 76,3 Prozent. Nur noch 1.429 Teslas kamen neu auf deutsche Straßen.
Musk verärgert deutsche Wähler mit politischem Engagement
Experten führen den Einbruch auch auf das umstrittene politische Engagement von Tesla-Chef Elon Musk zurück, heißt es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa). In den Monaten vor der hart umkämpften Bundestagswahl im Februar unterstützte Musk offen die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD), führte auch Bloomberg als Begründung an.
Ob sich das Engagement von Musk für die AfD auszahlte, ist nicht belegt. Sie wurde zweitstärkste Kraft im Bundestag, und der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat geschworen, sie auf Distanz zu halten. Jetzt wird vermutet, Musks Nähe zur AfD könnte Tesla zum Imageproblem in Deutschland werden.
Diese Theorie lässt sich anhand der Zahlen aber nicht bekräftigen. Im Dezember wurden 3.905 Tesla-Fahrzeuge zugelassen. Im Januar sank die Zahl auf 1.277, um dann im Februar wieder anzusteigen. Einen ähnlichen Verlauf mit einem schwachen Start ins Quartal und einem anschließenden Anstieg zum Quartalsende lässt sich aber auch für die Monate zuvor anhand von KBA-Daten belegen.
Elektroauto-Markt wächst – nur Tesla schwächelt
Den Berichten zufolge war der Rückgang bei Tesla umso auffälliger, als die Neuzulassungen von Elektroautos insgesamt um 30,8 Prozent auf 35.949 Fahrzeuge zulegten. Auch in anderen wichtigen Märkten wie Frankreich und Großbritannien schwächelten die Verkäufe des US-Herstellers zu Jahresbeginn, während der Gesamtmarkt wuchs. In Großbritannien stiegen die Neuzulassungen dann im Februar aber um elf Prozent an.
Doch Experten sehen auch andere Gründe für die Tesla-Flaute: So setzt das Unternehmen die Produktion in einigen Werken, darunter Grünheide bei Berlin, zeitweise aus. Grund sind Umbauten der Montagelinie für das Elektro-SUV Model Y, mit Abstand Teslas populärstes Modell. Nach einem Facelift wird es einige Zeit dauern, bis die Produktion wieder auf Touren kommt.
Zudem warten viele potenzielle Käufer erst einmal ab, bis die überarbeitete Version des Model Y auf den Markt kommt. Auch der zunehmende Wettbewerb, etwa durch den chinesischen Hersteller BYD, könnte Tesla Marktanteile gekostet haben.
Vandalismus und Produktionsausfälle belasten Grünheide-Werk
Musks Werk in Grünheide hatte zuletzt auch mit Vandalismus zu kämpfen. Eine Aktivistengruppe bekannte sich zu Brandanschlägen auf die Eisenbahninfrastruktur rund um die Tesla-Fabrik. Online erklärten die Täter, sie wollten eine Erweiterung der "Gigafactory" verhindern.
Die mehrwöchigen Produktionsausfälle aufgrund der Umbauten für das Model Y kommen für das brandenburgische Werk zur Unzeit. Auch wenn die Gründe vielfältig sind: Nach dem massiven Einbruch der Zulassungszahlen dürfte Tesla darauf hoffen, dass die Deutschen bald wieder Lust auf die Stromer mit dem "T" auf der Motorhaube bekommen – trotz der Kontroversen um Firmenchef Musk.