Sind die Ungeimpften schuld?

Seite 2: Ein verletzender Rechtfertigungsdruck

Für Großbritannien hieß es in besagter Sendung, dass Geimpfte andere Personen "nur halb so häufig" anstecken. Bedenklich genug, immerhin sind dort 80 Prozent doppelt geimpft. Bei uns geht angeblich nur jede zehnte Ansteckung auf einen Geimpften zurück.

Es ist, als ob das Virus mit seiner Unlogik uns spottend vor sich hertreibt. Denn unsere Impfquote ist vermutlich genauso hoch wie die britische. Aber wer weiß das schon so genau, allein das Zählen hat uns überfordert.

Die häufigsten Redewendungen der DLF-Sendung waren dann auch: "Es besteht die Hoffnung…", "… deuten alle bisherigen Erkenntnisse in Richtung …", "… ist aktuell noch nicht klar …", "… fehlen dazu ausreichend belastbare Daten.

Immerhin reichen die Daten, um an der Gefährlichkeit des Virus keinen Zweifel zu haben, um diese Krankheit durchaus nicht haben zu wollen. Um wahrzunehmen, dass derzeit vor allem jüngere Ungeimpfte auf den Intensivstationen liegen.

Über die allerdings gern verschwiegen wird, was Augenzeugen berichten, dass nämlich Betroffene mehrheitlich aus sozial benachteiligten Umfeldern kommen - starke Raucher, Alkoholabhängige, Übergewichtige, Diabetiker – jedenfalls Patienten mit angeschlagenem Immunsystem. Warum sollte auch das Kriterium der Vorerkrankung nur auf Ältere zutreffen?

Warum bin ich nicht geimpft? Es ist verletzend genug, sich für eine so persönliche Entscheidung rechtfertigen zu müssen, weil man sonst gleich in die "radikale Querdenker-Szene" entsorgt wird. Ja, ich war vor drei Jahren unmittelbar nach einer Grippeschutz-Impfung ein halbes Jahr lang mit einer schweren Bronchitis und chronisch erhöhtem Fieber sehr belastend erkrankt.

Ja, das ist vielleicht kein hinreichender Grund, Analogien zu anderen Impfungen zu vermuten. Vielleicht aber doch. Erst jetzt las ich in der Nature vom 14. Oktober 21, dass es die Veranlagung geben kann, auf Influenza-Viren "verzerrt" zu reagieren, insbesondere, wenn man einer Impfung ausgesetzt ist.

Die Fachwelt nennt das "antigene Erbsünde" und erforscht jetzt (!), ob dieses Phänomen auch bei Sars-CoV-2 auftritt. Die Reaktionen des Immunsystems seien "eines der großen Rätsel der Pandemie". Kein Grund für Hellhörigkeit?

So gibt es für verschiedene Menschen viele verschiedene Gründe für Hellhörigkeit. Etwa den, dass alle in der EU zugelassenen Impfstoffe derzeit nur eine "bedingte Zulassung" haben. Das heißt, sie haben ein beschleunigtes Verfahren durchlaufen, in dem fehlende Daten ausnahmsweise nachgereicht werden können und nicht, wie normalerweise, alle vor der Zulassung vorliegen müssen.

Das betrifft etwa das komplette Fehlen von Studien zu Langzeitfolgen. Dadurch wurden die normalen Prüfzeiten erheblich verkürzt. Die EU hat eine Experten-Taskforce gebildet, die für die Marktzulassung letztlich abwägen sollte, ob der Nutzen die Risiken überwiegt.

Aber das ist schwierig, wenn man nicht recht weiß, wie lange der Impfstoff wirkt und auch Antikörper bald nach der Krankheit zugunsten von Gedächtniszellen verschwinden. Die nicht nachweisbar sind, von denen aber zu hoffen ist, dass sie bei einer Neuinfektion Botenstoffe aussenden, die die benötigten Antikörper produzieren.

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