Sind die tödlichen Hitzewellen vom Klimawandel angetrieben?

In Griechenland wüten derzeit mehrere Waldbrände, die erhebliche Schäden angerichtet haben und die Evakuierung der Bewohner erforderlich machen. Bild: European Union, Copernicus Sentinel-2 imagery

Energie und Klima – kompakt: Neue Studie untersucht die Extremtemperaturen in Europa, USA und China. Inwiefern sind steigende Treibhausgase dafür verantwortlich? Was kommt auf uns zu?

Die schweren Hitzewellen, die seit Juni den Mittelmeerraum, China und die USA heimsuchen, sind mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auf den Klimawandel zurückzuführen. Das ist das Ergebnis einer neuen Attributions- oder Zuordnungsstudie, die ein Team aus britischen und niederländischen Forscherinnen und Forschern am gestrigen Dienstag veröffentlicht hat.

Demnach würde die chinesische Hitzewelle in einer Welt ohne zusätzliche Treibhausgase in der Atmosphäre nur einmal in 250 Jahren auftreten. Die extremen Höchsttemperaturen in Nordamerika und Südeuropa seien ohne die massenweise Verbrennung fossiler Brennstoffe "nahezu unmöglich".

Ohne Klimawandel wären zudem in allen drei untersuchten Regionen Hitzewellen mit der gleichen Wahrscheinlichkeit, wie die derzeit auftretenden kühler. In Südeuropa um 2,5 Grad Celsius, in Nordamerika um zwei und in China um ein Grad Celsius.

Wenn die Verbrennung fossiler Treibstoffe wie Kohle, Gas und Erdöl nicht rasch eingestellt wird und die Welt sich weiter erhitzt, so die am Imperial College in London, beim niederländischen Wetterdienst und beim Klimazentrum der Roten Kreuzes/Roten Halbmonds in Den Haag arbeiten Forscherinnen und Forscher, werden entsprechende Hitzewellen noch wärmer werden und noch länger anhalten.

Bei einer Erwärmung um zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau – im vergangenen Jahr waren wir bei einem Plus von 1,13 Grad Celsius, würden Hitzewellen wie die derzeitigen alle zwei bis fünf Jahre auftreten. Die Autorinnen und Autoren raten daher dringend, Hitze-Aktionspläne aufzustellen. Außerdem weisen sie am Rande darauf hin, dass die erheblichen Gesundheitsgefahren der Hitzewellen in vielen Ländern auch noch durch das Altern der Bevölkerung – auch in Chinas – und die zunehmende Urbanisierung verstärkt werden.

Städte sind in der Regel, insbesondere, wenn nicht für ausreichend Parks und anderes städtische Grün gesorgt wurde, deutlich wärmer als das Umland. In der europäischen Hitzewelle 2022 starben vermutlich über 60.000 an den Folgen hoher Temperaturen, war vor zwei Wochen im Fachblatt Nature Medicine vorgerechnet worden.

Wie wird Verbindung zu Klimaveränderungen untersucht?

Aber wie kommen Aussagen über die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen und den Zusammenhang mit den Klimaveränderungen zustande? Dafür wurden zunächst die drei betrachteten Regionen genauer geografisch definiert und die Zeitabschnitte festgelegt.

Für den Süden der USA und den Norden Mexikos wurden die Zeit vom ersten bis zum 18. Juli genommen, für Südeuropa der 12. bis 18. Juli und für das chinesische Tiefland (außer dem äußersten Nordosten) der 5. bis 18. Juli.

Sodann wurden einerseits aus den für die Wettervorhersagemodelle aufbereiteten Temperaturdaten genommen, oder genauer, die jeweiligen örtlichen Tageshöchsttemperaturen. Andererseits wurde mit 19 verschiedenen Klimamodellen das Klima mit unterschiedlichen Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre simuliert und für die jeweiligen Regionen und Zeiträume Zeitreihen der Tageshöchsttemperatur erstellt.

Schließlich wurden diese statistisch analysiert, um festzustellen, wie häufig ähnliche Episoden, wie die beobachtete Hitzewellen auftreten. Heraus kam, wie oben beschrieben, dass die jüngsten nordamerikanischen und südeuropäischen Juli-Hitzewellen ohne die zusätzlichen, durch den Menschen erzeugten Treibhausgase nicht denkbar sind und dass die chinesische Hitzewelle in einem ungestörten Klima ein äußerst seltenes Ereignis gewesen wäre.

Nicht untersucht wurde übrigens die Hitzewelle in Nordafrika, wenn man von einem sehr kleinen Streifen der algerischen und tunesischen Küste absieht, die noch in der für Südeuropa definierten geografischen Region lagen. Aus Algerien, Tunesien und Marokko wurden im Juli jedoch ebenfalls extreme Temperaturen von 46 bis 49 Grad Celsius berichtet.

In Algerien sind den dort wütenden Waldbränden inzwischen 34 Menschen zum Opfer gefallen, heißt es beim auf Afrika spezialisierten britisch-US-amerikanischen Sender Arise.