Solarboom in Deutschland: Darum sind Batteriespeicher jetzt ein Muss

Symbolische Darstellung vom Speichern von Solarstrom

Der Solarboom hält an, doch Speicher fehlen. Deutschland führt beim Ausbau von Batteriekapazitäten. Doch reicht das für die Energiewende?

Der Ausbau von Solar- und Windenergie in Deutschland erfordert einen massiven Ausbau von Batteriespeichern. Damit können nicht nur wetterbedingte Spitzen in der Energieerzeugung aufgefangen, sondern auch teure fossile Brennstoffe ersetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Energie-Thinktanks Ember.

Deutschland Spitzenreiter bei Batteriespeichern in der EU

Deutschland ist in der EU führend beim Ausbau von Batteriespeichern. Laut Ember entfielen Ende 2023 rund 46 Prozent der gesamten europäischen Batteriekapazität auf die Bundesrepublik. Im Juni 2024 lag die installierte Leistung hierzulande bereits bei 9,5 Gigawatt (GW).

Bei optimaler politischer Unterstützung und finanziellen Rahmenbedingungen könnte Deutschland seine Batteriekapazität bis Ende 2024 auf bis zu 11,4 GW ausbauen, schätzt Ember. Wäre diese Leistung bereits im Sommer 2024 verfügbar gewesen, hätte Deutschland allein im Juni 36 Gigawattstunden (GWh) teuren fossilen Strom in den Abendstunden ersetzen können.

Je nachdem, welcher Brennstoff ersetzt worden wäre, hätte dies Einsparungen von 1,3 Millionen Euro für Steinkohleimporte oder 2,5 Millionen Euro für Erdgasimporte gebracht, rechnet Ember vor.

Solarboom führt zu mehr Überschüssen und negativen Preisen

Mit dem anhaltenden Solarboom steigt auch der Bedarf an Speichern. Zwischen August 2023 und Juli 2024 erreichte die Erzeugung von Solarstrom in neun EU-Ländern Spitzenwerte von über 80 Prozent der stündlichen Stromnachfrage, in Griechenland und den Niederlanden lag sie zeitweise sogar darüber.

Die hohe Einspeisung von Solar- und Windstrom führte dazu, dass die Preise an den Strombörsen immer häufiger auf null oder ins Negative fielen. In den Niederlanden gab es im Juli 2024 in zwölf Prozent der Stunden Null- oder Negativpreise, die am häufigsten um 14 Uhr auftraten. Zum Vergleich: Im Winter 2023/24 gab es solche Preise im Durchschnitt nur in drei Prozent der Stunden, meist nachts.

Niedrige und negative Preise verschlechtern die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen, da die Betreiber weniger Einnahmen für ihren Strom erzielen. Dieses Problem dürfte sich noch verschärfen, wenn die Solarkapazitäten weiter ausgebaut werden, die Flexibilität aber nicht Schritt hält.

Batterien können abends Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren

Im Gegensatz zu den Mittagsstunden sind die Strompreise im Sommer 2024 in den Abendstunden in vielen EU-Ländern extrem hoch. Zu dieser Zeit ist die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen noch hoch und die Preise sind an die volatilen Gas- und Kohlepreise gekoppelt.

Die Preisunterschiede zwischen Mittag und Abend, die sogenannten Spreads, waren im Sommer 2024 deutlich höher als im Vorjahr, hauptsächlich in Ländern mit starkem Solarwachstum. In Griechenland und Ungarn stiegen die Spreads von 71 auf 262 Euro/MWh und von 102 auf 397 Euro/MWh.

Diese Entwicklung stärkt die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern, die durch den Einkauf von Strom zu niedrigen Preisen und den Verkauf zu hohen Preisen Arbitragegewinne erzielen können. Dadurch können sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu Spitzenlastzeiten verringern und gleichzeitig die Nachfrage zu Zeiten hoher Solareinspeisung erhöhen.

Auch die Steuerzahler könnten durch den Bau von Stromspeichern entlastet werden. Denn derzeit kommen sie nicht nur für die Subventionen der Erzeugung von Ökostrom auf. Sie zahlen auch für Drosselungen und Notversorgungen, heißt es bei Reuters. Und das sei immer weniger zu rechtfertigen.