Solarparks unterstützen Artenvielfalt in Kulturlandschaft
Solarparks auf ehemaligen Agrarflächen bieten wertvollen Lebensraum. Die Anlagen fördern nachweislich die Biodiversität. Doch was macht diese Orte für Tiere und Pflanzen so besonders?
Nach der Veröffentlichung der Studie "Solarparks – Gewinne für die Biodiversität" im Jahre 2019 wird mit der neuen Studie "Artenvielfalt im Solarpark – Eine bundesweite Feldstudie" eine Aktualisierung des Themas präsentiert. In der aktuellen Studie für den Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) wurden in der Hauptsache Anlagen untersucht, die sich auf ehemaligen Agrarflächen befinden.
Während die Auswirkungen von Photovoltaikanlagen (PVA) auf die Flora und Fauna landwirtschaftlich geprägter Lebensräume bisher noch nicht umfassend erforscht sind, herrscht allgemein Konsens darüber, dass gerade intensiv genutzte Agrarlandschaften besonders stark vom Rückgang der Biodiversität betroffen sind.
Methodik der Studie
Für die aktuelle Studie wurden im Jahr 2024 in insgesamt 25 Solarparks in zehn Bundesländern sowie einer Anlage in Dänemark Daten zu Fauna und Flora erhoben. Es wurden dazu jeweils detaillierte Begehungen durch die Autoren der Studie sowie weiteren Fachgutachter durchgeführt.
Die vorliegende Studie basiert auf über 100 Einzeluntersuchungen und insgesamt 40 Untersuchungsberichten mit Arterfassungen zur Pflanzenwelt, zu Vögeln, Tagfaltern, Heuschrecken, Fledermäusen, Reptilien sowie in geeigneten Solarparks mit Gewässern auch zu Amphibien und Libellen.
Zu den erfassten Tiergruppen zählten Heuschrecken, Tagfalter, Reptilien, Vögel und Fledermäuse. Sofern in den PV-Freiflächenanlagen Gewässer vorhanden sind, wurden diese auf das Vorkommen von Libellen und Amphibien untersucht. Bei allen Solarparks wurde insbesondere die botanische Ausstattung sowie die für die Artenvielfalt relevanten Strukturelemente erfasst.
Weitere zufällig erfasste Arten ergänzten die gesammelten Daten. Die Studie berücksichtigte zudem zusätzliche aktuelle Untersuchungen sowie von den jeweiligen Betreibern bereitgestellte Informationen zur Bauweise und Pflege der Anlagen.
Solarpark bislang genehmigungsrechtlich wie Industriebauten behandelt
Solarparks als technische Bauten werden bislang hinsichtlich ihrer Bodenversiegelung und der Folgen für Flora und Fauna Industriebauten gleichgestellt. Das sorgt für erhöhten genehmigungsrechtlichen Aufwand und vielfach auch für kostenträchtige vorgeschriebene Ausgleichsmaßnahmen.
Der durch die aktuelle Studie gewonnene Erkenntniszuwachs und die Erweiterung der empirischen Datenbasis können jetzt dazu dienen, Fakten für die Praxis zu liefern, um gesichertes Wissen von Annahmen und Behauptungen unterscheiden zu können. Dies kann zu einer Versachlichung mitunter kontrovers geführter Debatten über den naturschutzfachlichen Wert von Solarparks beitragen.
Denn Solarparks etablieren sich zunehmend als integraler Bestandteil der Agrarlandschaft und werden von Tieren und Pflanzen als neuer Lebensraum erschlossen und genutzt. Dies wurde in der nun vorgestellten Studie dargelegt. Damit wirken Solarparks der seit Langem erkannten und seit Jahrzehnten dokumentierten Entwicklung der großräumig zunehmenden Unwirtlichkeit der Agrarlandschaft entgegen.
Die Einbeziehung neuartiger Habitatstrukturen in die Betrachtung des Naturwerts ist hauptsächlich dann geboten, wenn die von Arten genutzten traditionellen Lebensräume oder Strukturen in der agrarisch intensiv genutzten Landschaft nicht mehr existieren und meist auch mittelfristig nicht wieder herstellbar sind.
Neue Lebensräume für zahlreiche Arten
Nachdem die Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft unter umfangreicher Zuhilfenahme der Agrochemie in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Monotonisierung geführt hat, schaffen die Freiflächenphotovoltaikanlagen jetzt neue Lebensräume für viele Arten, eine Entwicklung, die man sonst nur auf ebenfalls der öffentlichen Nutzung vorenthaltenen Truppenübungsplätzen festgestellt werden konnte.
Schon der im Jahr 2024 veröffentlichte Faktencheck Artenvielfalt stellte dazu fest, dass der rasche Wandel der hiesigen Landschaft eine stete Überprüfung des vorliegenden Wissens und der Maßnahmen für den Biodiversitätsschutz benötigt.
Die Ergebnisse der weltweit bislang umfangreichsten Untersuchung zur Artenvielfalt in Solarparks auf Landwirtschaftsflächen sind wertvoll für die Genehmigungspraxis. Sie können helfen, das Artenvielfaltspotenzial in Solarparks gezielt zu aktivieren.
Die zentrale Erkenntnis der aktuellen Studie besteht darin, dass gut geplante Solarparks auf ehemaligen Agrarflächen einen echten Mehrwert für die Artenvielfalt im Vergleich zur Vorhersituation darstellen. Dabei ist die richtige Pflege der Anlagen einer der entscheidenden Faktoren für die Artenvielfalt. Mahd und Beweidung stellen wichtige Pflegemaßnahmen für Schaffung und Erhalt von Biodiversität dar.
Robert Busch, Geschäftsführer des bne, sieht aufgrund der vorliegenden Studie in Solarparks wahre Multitalente der Energiewende, wenn er feststellt:
Unsere Studie zeigt, dass Solarparks weit mehr leisten können als nur günstigen Strom zu produzieren. Moderne Photovoltaik-Freiflächenanlagen schaffen wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna in unserer stark landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft.
Gerade weil Solarparks inmitten der Agrarlandschaft entstehen, stärken sie über Jahrzehnte aktiv die Biodiversität vor Ort und damit in Deutschland. Die umfangreichen Erkenntnisse zum Ist-Stand der Artenvielfalt in Solarparks sind sowohl für die Genehmigungspraxis als auch für den Arten- und Naturschutz relevant.