Spannungen im Südchinesischen Meer: Erneuter Eklat zwischen Manila und Beijing
Taiwan, China und die Philippinen erheben Ansprüche. Manila wirft Beijing "aggressives Verhalten" vor. Jüngstes Abkommen bereits wieder in Gefahr?
Wenige Tage nach einem politischen Abkommen zwischen China und den Philippinen schlagen die Wellen im Südchinesischen Meer erneut hoch. Die Philippinische Marine wirft China nach einer Aktion jetzt "aggressives" Verhalten vor, wie die South China Morning Post berichtet.
Eskalation am Scarborough-Riff
Demnach führten zwei chinesische Flugzeuge am 8. August nahe dem umstrittenen Scarborough-Riff gefährliche Manöver durch, die das Risiko von Zwischenfällen in der Region erhöhen könnten. Laut Angaben des philippinischen Militärs hätten die Flugzeuge Leuchtraketen in den Weg eines philippinischen Propellermaschinen-Streifenfluges gefeuert, was die Besatzung gefährdete.
Das Flugzeug konnte jedoch sicher zurückkehren.
Die philippinische Regierung unter Präsident Ferdinand Marcos Jr. verurteilte das chinesische Vorgehen als "ungerechtfertigt, illegal und rücksichtslos", zumal sich das Flugzeug auf philippinischem Hoheitsgebiet befunden habe. Die Philippinen kündigten diplomatischen Protest an. China hingegen verteidigt sein Vorgehen und behauptet, das philippinische Flugzeug nach wiederholten Warnungen "rechtmäßig" abgezogen zu haben.
Die Agenzia Nova berichtet, stellt den Vorfall in eine Reihe jüngerer Zwischenfälle zwischen Manila und Beijing.
China übernahm das Riff nach einem Patt mit den Philippinen im Jahr 2012. Im Juni erklärte das philippinische Militär, dass ein Seemann bei einer Kollision in einem anderen Teil des Südchinesischen Meeres einen Daumen verloren habe, als die chinesische Küstenwache auch philippinische Ausrüstung beschlagnahmte oder zerstörte.
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Das Scarborough-Riff bedeckt eine Fläche von etwa 150 km². Es befindet sich 250 Kilometer vor der philippinischen Hauptinsel Luzon und fast 800 Kilometer südöstlich der chinesischen Insel Hainan. Neben China und den Philippinen beansprucht seit 1995 auch Taiwan das Riff.
Abkommen mit Manila in Gefahr
Die Spannungen betreffen nicht nur militärische Auseinandersetzungen, sondern auch Umweltbelange. Im Mai beschuldigten die Philippinen chinesische Fischer, das Ökosystem des Riffs und die dortige Korallenpopulation durch Cyanidfischerei und die Ernte von Riesenmuscheln zu zerstören. China wies die Vorwürfe zurück und betonte die "hervorragende Umweltqualität" der Gewässer um das Riff.
Trotz des Vorfalls im August und der vorherigen Zwischenfälle besteht zwischen den Philippinen und China ein provisorisches Abkommen über Nachschubmissionen für die philippinische Marinebasis auf dem "Second Thomas Shoal", ein weiteres umstrittenes Riff im Südchinesischen Meer.
Ob dieses durch die jüngste Eskalation infrage gestellt wird, erscheint derzeit zumindest nicht ausgeschlossen.