Spionage: War die Ausweisung russischer Diplomaten eine gute Idee?
Der MilitĂ€rische Abschirmdienst sagt indirekt, dass er frĂŒher wusste, wo die HauptverdĂ€chtigen saĂen. Jetzt scheint er es nicht mehr so genau zu wissen. Oder ist das alles zu altmodisch gedacht?
Die Bundeswehr hatte in den vergangenen Jahren ein Rechtsextremismus-Problem in den eigenen Reihen [1]. WĂ€hrend sich fĂŒr AuĂenstehende die Frage stellt, ob dieses nun eingedĂ€mmt ist, widmet sich der MilitĂ€rische Abschirmdienst (MAD) nach eigenen Angaben verstĂ€rkt dem Ă€uĂeren Feind. Die deutsche Positionierung im Ukraine-Krieg durch Waffenlieferungen und Ausbildungshilfe fĂŒr die Kiewer StreitkrĂ€fte macht das nach EinschĂ€tzung des MilitĂ€rgeheimdienstes nötig.
In seinem Bericht fĂŒr die Jahre 2021 und 2022 [2] warnt der MAD vor verstĂ€rkter AusspĂ€hung der Bundeswehr durch Russland und China. Die Nachrichtendienste beider Staaten seien als "aktivste Akteure der Spionage" festgestellt worden, heiĂt es in dem Report.
Das Interesse auslĂ€ndischer Dienste an TĂ€tigkeiten, Absichten und MaĂnahmen der Bundeswehr habe sich "erheblich verstĂ€rkt", so die PrĂ€sidentin des Bundesamts fĂŒr den MAD, Martina Rosenberg.
War in den letzten Jahren der Kampf gegen extremistische Bestrebungen, deren Erkennung und Verhinderung bestimmendes Thema insbesondere der Nachrichtendienste, so rĂŒcken mit der russischen Offensive und den damit verbundenen Folgen die Themen Spionage und Cyberabwehr deutlich in den Vordergrund.
Martina Rosenberg, PrĂ€sidentin des Bundesamtes fĂŒr den MilitĂ€rischen Abschirmdienst
Angedeutet wird jedoch, dass das Geschehen durch die Ausweisung russischer Diplomaten fĂŒr die deutschen Dienste unĂŒbersichtlicher geworden sei.
Dass die Bundesregierung im vergangenen Jahr 40 russische Diplomaten zu "unerwĂŒnschten Personen" im erklĂ€rt habe, sei zunĂ€chst eine besondere Herausforderung fĂŒr die russischen Dienste â der MAD geht davon aus, dass deren vormals eingespielte SpionageaktivitĂ€t zu wesentlichen Teilen von akkreditierten russischen Diplomaten koordiniert worden sei und durch deren Ausweisung geschwĂ€cht wurde. Eine nachhaltige BeeintrĂ€chtigung wĂŒrden russische Nachrichtendienste aber "nahezu sicher durch andere Methoden der Informationsbeschaffung auszugleichen versuchen".
Mit anderen Worten: FrĂŒher hatte man die HauptverdĂ€chtigen auf dem Radar, jetzt aber nicht mehr. Das macht einen erheblichen Unterschied: Enttarnte Gegner sind eines GroĂteils ihrer GefĂ€hrlichkeit beraubt und können sogar fĂŒr eigene Zwecke instrumentalisiert werden, indem sie beispielsweise mit falschen Informationen gefĂŒttert werden.
Allerdings stellt sich angesichts moderner Cyber-Spionagetechniken [3] auch die Frage, ob es nicht etwas altmodisch gedacht ist, sich hier akkreditierte Diplomaten als SchlĂŒsselfiguren vorzustellen.
Der MAD geht nach wie vor von einer "hohen Zahl hier eingesetzter russischer Nachrichtendienstmitarbeiter" aus â das bestĂ€tige die "herausgehobene Wertigkeit Deutschlands". Dass der Geheimdienst nicht offenlegt, wie er das genau in Erfahrung gebracht hat, liegt in der Natur der Sache.
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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.rnd.de/politik/bundeswehr-ueber-700-verdachtsfalloperationen-wegen-rechtsextremismus-seit-anfang-2021-FZXLFVY5WFCRNCUYNG2C5LMU6E.html
[2] https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/mad-bundesamt-fuer-den-militaerischen-abschirmdienst/mad-jahresbericht-2021-2022-5631034
[3] https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sicherheit/spionageabwehr-wirtschafts-und-geheimschutz/cyberspionage/cyberspionage-node.html
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