Sprich mit HAL!

Eine israelische Firma hat das Sprachprogramm HAL auf den Sprachentwicklungsstand eines 15 Monate alten Kindes gebracht

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Die Schöpfer von HAL sind, wie New Scientist berichtet, überzeugt, dass das Sprachprogramm lernfähig genug ist, um bald Konversation zu treiben zu können, wie sie unter erwachsenen Menschen üblich ist. Auf der Website der Firma Artificial Intelligence Enterprises aus Tel Aviv ist zwar bisher nur ein Flash-Intro zu sehen, das Sonne und Mond als Beispiele wissenschaftlicher Durchbrüche bemüht, aber dann leuchtet es dem Besucher entgegen: "Ai is making the next breakthrough. Soon computers will converse the way we converse with each other".

HAL, benannt nach dem Computer aus Kubricks Film 2001 - Odyssee im Weltraum (Kubrick 2 0 0 1), ist ein Programm künstlicher Intelligenz, das Umgangssprache versteht und schon bald mindestens fähig sein soll, auf dem Niveau eines 5jährigen Kindes zu antworten. Bisher hat HAL schon unabhängige Experten davon überzeugt, nicht mit einem Computer, sondern mit einem Kind im Krabbelalter zu sprechen.

Ai hat den Australier Jason Hutchens als Chefentwickler gewonnen. Hutchens ist der Programmierer der Chatbots (Vgl.Der King bittet zum Chat) HeX sowie MegaHAL und Gewinner des Loebner-Jahrespreises. Hugh Gene Loebner, Soziologe und New Yorker Geschäftsmann, schuf diesen Wettbewerb, der seit 1991 ausgeschrieben wird und darauf abzielt, Prüfer in einem modifizierten Turing-Test davon zu überzeugen, mit einem Menschen zu sprechen, wenn sie am Computer sitzen und chatten. Nach 5 Minuten müssen sie entscheiden, ob sie mit einem menschlichen Gegenüber oder einem Chatbot Konversation betrieben haben. Für das Programm, das drei von zehn Prüfern davon überzeugt, mit einem Menschen gechattet zu haben, sind 100'000 Dollar ausgesetzt, die aber noch nie gewonnen wurden. Jährlich erhält der Programmierer, dessen Chatbot insgesamt am menschlichsten wirkte, eine Prämie von 2000 Dollar.

HAL soll jetzt einen entscheidenden Schritt nach vorne geschafft haben, wenn auch noch auf allen Vieren krabbelnd. Der Sprachcomputer kann nun Kommandos ausführen, die ohne strikte Syntax gegeben werden und er kann sogar verwirrende, weil ähnliche strukturierte Sätze wie "Time flies like an arrow" und "Fruit flies like a banana" verstehen und entsprechend reagieren. Angeblich hat er sogar einen gewissen Sinn für Humor. Jason Hutchens vergleicht seine Entwicklung in ihrer Bedeutung für künftigen Technologien mit der Entdeckung des elektrischen Stroms. "Once it exists there are millions of uses for it," sagt er. Zumindest für den Bereich künstlicher Intelligenz wäre ein überzeugender Sprachcomputer eindeutig eine Revolution.

HAL ist mit einer ganzen Sammlung von Algorithmen ausgestattet, die es ihm gestatten, ständig dazu zu lernen. Ein "Erzieher" erzählt ihm über die Tastatur verschiedene Kindergeschichten und antwortet auf seine Nachfragen, wie Mama und Papa es beim Vorlesen tun.

Bisher ist der Sprachcomputer noch nicht darauf eingestellt, auf sensorische Inputs zu reagieren, er versteht nur eingetippte Worte. Dafür ist sein Programmumfang so gering, das er sogar auf einem Laptop läuft. Er ist lernfähig, das unterscheidet ihn von den anderen Sprachprogrammen, die mit riesigen Datenbanken und einer Menge statistischer Technik versuchen, sich grammatikalisch richtig auszudrücken. Die herkömmlichen Chatbots versuchen das richtige Stichwort in der eingehenden Frage zu finden, um dann einen sinnvolle Formulierung von sich zu geben, die oft schon als fertiger Satz in ihrer Programmierung vorhanden ist.

Wie gesagt, die Sprachkapazität ist noch im Baby-Alter, auf die einfache Frage, was er spielen will, antwortet HAL: "Ball, mummy". Noch spricht er nur Englisch, er kann aber auch andere Sprachen erlernen. Kontinuierlich wird er mit neuen Algorithmen und Stimuli gefüttert, niemand erklärt ihm, wie er Sprache erlernen soll, er tut es einfach. "The whole point is that we don't know how it's doing it," meint Hutchens dazu. Eines Tages soll er auch auf gesprochene Fragen reagieren können, seine Simulation menschlicher Sprache soll immer intelligenter wirken.

Interessant wird es, wenn HAL langsam in die Pubertät kommt und sich dem Turing-Test für erwachsene Chatbots stellt. Vielleicht ist er ja der Kandidat, der die Loebner-Goldmedaille und die 100'000 Dollar absahnen kann. Mal sehen, was für Gedichte er dann schreiben wird, denn das ist eine Funktion, in der sein Bruder MegaHAL, der auch von Hutchens programmiert wurde, sich schon versucht:

blue skies

by Adam and MegaHAL

Please let me forget

All of those blue skies

Where your words were my freedom