Stahl-Krise in Duisburg bedroht 55.000 Jobs in ganz Deutschland

(Bild: Shestakov Dmytro / Shutterstock.com)
Stahlindustrie in Duisburg steht vor dem Abgrund. Branche kämpft mit Energiepreisen und Fachkräftemangel. Der drohende Jobabbau könnte eine Kettenreaktion auslösen.
Deutschlands Stahlindustrie steckt seit einiger Zeit in der Krise – und Duisburg ist das Epizentrum dieser Entwicklung. Fast die Hälfte des deutschen Stahls wird in der Stadt am Rhein produziert.
Duisburg: Das Epizentrum der Stahlkrise
Die Branche hat mit massiven Problemen zu kämpfen: Die Energiepreise sind hoch, es fehlt an Fachkräften und bürokratische Hürden bremsen die Unternehmen aus. Die Folge: Seit 2019 ist die Zahl der Beschäftigten in der Duisburger Stahlindustrie um fast elf Prozent gesunken. Und dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn auch für die kommenden Jahre haben die Stahlunternehmen weitere Entlassungen angekündigt.
Die Krise der Stahlindustrie in Duisburg ist jedoch nicht nur ein lokales Problem. Eine neue Studie der IW Consult, einer Tochter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), zeigt: Ein anhaltender Stellenabbau in Duisburg hätte gravierende Folgen für die gesamte deutsche Wirtschaft.
Tausende Jobs in Gefahr
Die Wissenschaftler haben verschiedene Szenarien durchgerechnet. Das Ergebnis ist alarmierend: Sollten in der Duisburger Stahlindustrie 11.000 Arbeitsplätze wegfallen, wären deutschlandweit mittelfristig bis zu 55.000 Jobs in Gefahr. Das Bruttoinlandsprodukt, also die Summe aller in Deutschland erwirtschafteten Waren und Dienstleistungen, würde um 5,6 Milliarden Euro schrumpfen.
Besonders betroffen wären Branchen, die stark von Duisburger Stahl abhängig sind. Dazu zählen die Automobil- und Maschinenbauindustrie. Denn der in Duisburg produzierte Stahl ist ein wichtiger Grundstoff für die Herstellung von Autos und Maschinen.
Können die Unternehmen nicht mehr ausreichend mit heimischem Stahl versorgt werden, müsste er vermutlich aus dem Ausland importiert werden, was die Preise erhöhen dürfte. Die Forscher gehen davon aus, dass der Automobilindustrie rund 1,3 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren gehen könnte. Im Metall- und Maschinenbau könnten es 820 und 730 Millionen Euro sein.
Hoffnungsschimmer: Grüne Stahlproduktion in Duisburg
Noch kann es Hoffnung geben für den angeschlagenen Stahlstandort Duisburg und damit für die deutsche Stahlindustrie insgesamt. "Setzt die neue Bundesregierung die richtigen Rahmenbedingungen, kann Duisburg zum globalen Vorreiter in der grünen Stahlproduktion werden", sagt Studienautorin Benita Zink.
Denn die Herstellung von klimaneutralem, "grünem" Stahl gilt als Schlüssel, um die Branche zukunftsfähig zu machen. Das Problem: Bislang fehlt es an einer verlässlichen und bezahlbaren Versorgung mit klimaneutralem Wasserstoff, der für die "grüne" Stahlproduktion benötigt wird.
Doch der Umbau der Stahlindustrie hin zu einer klimafreundlichen Produktion ist nur ein Teil der Lösung. "Entscheidend ist auch der Aufbau einer widerstandsfähigen und vielseitigen Wirtschaft", betont Zink. Konkret bedeutet das: Duisburg und die umliegende Region müssen unabhängiger vom Stahl werden und neue, zukunftsträchtige Industrien ansiedeln. Nur so lässt sich die Wirtschaft krisenfester machen.
Die Studie macht deutlich: Die Probleme der Stahlindustrie in Duisburg sind eine Bedrohung für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland. Es braucht ein entschlossenes Handeln der Politik, um gegenzusteuern. Sonst droht der Verlust zigtausender Arbeitsplätze – nicht nur in Duisburg, sondern in der ganzen Republik.