Stefan Raab kommt auf den Elefanten
TV-Total-Moderator nimmt Titelsong für "Ottifanten-Film" auf.
Während andere Stars und Sternchen sich fortwährend und redlich Mühe geben, wenigstens einmal im Jahr in den Schlagzeilen ihren Namen zu lesen, darf der Fernsehmoderator und Musiker Stefan Raab (34) dafür bald einen Dauerplatz belegen. Zuletzt ließ er die Fernsehnation einige Tage darüber rätzeln, wer der von ihm eingeschleuste Maulwurf unter den Bewohnern des Big-Brother-Containers ist, nur um jetzt bekannt zu geben, das es einer der ganz banalen Hühner aus dem Stall ist. Und dann sind da die Plagiatsvorwürfe wegen seines Grand-Prix dŽEurovisions-Hit "Wadde hadde dudde da?", deren er sich andauernd erwehren muss.
Doch Stefan Raab kümmert das mal wieder überhaupt nicht und schon steht er wieder in neuen Startlöchern. Denn der zum Ende des Jahres erwartete Zeichentrick-Kinofilm der bekannten "Ottifanten" des nordfriesischen Komikers Otto Waalkes wird dann einen Titelsong vom "TV Total"-Moderator haben. Dies wurde durch eine Quelle bei Produktionsfirma bekannt, wo Raab am Ende der Woche zu ersten Beratungen eintraf. Der Film wird ganz in der Tradition großer Walt-Disney-Zeichentrickfilme bei Buena Vista im Verleih starten.
Die Plagiatsvorwürfe gegen den Sohn eines Metzgerehepaares haben mittlerweile noch weitere Kreise gezogen. Der Musikverlag Wintrup wirft dem Ex-Viva-Moderator vor, der Refrain des Stücks sei von dem Song "Burn rubber on me" der US-Gruppe GAP kopiert. Raab erklärte daraufhin, dass sein Lied inzwischen eine so große Popularität erreicht habe, dass jeder behaupte, es geschrieben zu haben. "Aber eigentlich müssten diese Leute sich dann erst einmal untereinander verklagen, denn ich bin ja der Letzte in der Reihe, der den Song geschrieben hat"! Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) teilte am Donnerstag in Hamburg mit, ein fünfköpfiges "Eurovisions"-Gremium werde Anfang kommender Woche in Stockholm darüber beraten, ob der Schlager identisch mit anderen Titeln wie z.B. "Say You'll be there" von den Spice Girls sei. Auch die Manager der britschen Frauengruppe wollen gerichtliche Schritte erwägen. Auch bei der Verleihung des Musikpreises Echo, die letzte Woche zum neunten Mal in Hamburg gefeiert wurde und wo Raab im März '97 auch zum besten Produzent des Jahres gewählt worden war, nutzte er wieder einmal die Öffentlichkeit und sprach den allgemeinen Ideenklau in der Musikindustrie an. Auf der Bühne spekulierte Raab im gewohnt ironischen Ton, dass deswegen im Saal wohl "mehr als 80.000 Jahre Gefängnisstrafe versammelt seien".
Seine Idee der "Raabigramme", in denen er Prominente reimend auf den Arm nimmt und die auch auf seiner neuesten CD zu hören sind, hatte er allerdings auch vom Showdinosaurier Rudi Carrel geklaut, der damals die "Rudigramme" erfunden hatte. Seine Allianz mit Otto Waalkes, dessen neuestes Werk "Otto - Der Katastrophenfilm" am 23.März in die deutschen Kinos kommt, setzt Raabs geschickte Medienpäsenz weiter fort. Schon füher hatte er als Musikproduzent Charterfolge mit Songs wie "Böörti Böörti Vogts", "Hier kommt die Maus", "Guildo hat euch lieb", "Ö La Palöma" und natürlich dem wochenlangen Nummer 1-Nervhit "Maschen-Draht-Zaun". Wie immer man die Qualität oder gar die Originalität dieser Songs bewerten soll, so beherrscht der Mann mit dem Zahnarztlächeln doch wie keiner den Umgang mit den Medien. Gilt es immer noch als fast zu geschmacklos, wenn deutsche Fernsehstars oder Schauspieler ganz bescheiden ihre neue CD, Buch oder Kochlöffel in die Kamera halten, verwandelt Raab seine eigene Sendung "TV-Total" in eine Dauerwerbesendung mit gehöriger Self-Promotion. Dabei muss er gerade bei seinen Gästen fast aufpassen, dass ihm die Feindbilder nicht abhanden kommen. Wer zu oft und zum Teil auch zu nett mit Leuten wie Patrick Lindner oder Karl Moik umgeht, dem wird irgendwann die Munition ausgehen. Man darf also gespannt sein, wie Stefan Raab über das Jahr sonst noch auf der Medientastatur spielen wird. Schlagzeilen sind ihm allerdings jetzt schon sicher, und das nicht nur beim Grand Prix in Stockholm!