Studie: Milliardenlücke bei Finanzierung des Wasserstoffmarkts bis 2045

Symbolische Darstellung von grünem Wasserstoff

CO2-armer Wasserstoff ist Schlüssel für Klimaneutralität. Doch eine neue EWI-Studie zeigt: Es droht eine Finanzierungslücke von bis zu 200 Milliarden Euro.

Wasserstoff gilt als der Hoffnungsträger der Energiewende. In Szenarien für ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 spielt der CO2-arme Energieträger eine entscheidende Rolle. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft eine große Lücke, wie eine neue Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts (EWI) an der Universität zu Köln zeigt.

Die Kurzstudie "The financing gap in the hydrogen market ramp-up" hat die Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff unter die Lupe genommen. Dazu hat ein Forscherteam um Ann-Kathrin Klaas die prognostizierten Kosten von Wasserstoff mit denen konventioneller Energien in den Sektoren Industrie, Verkehr, Strom und Gebäude verglichen.

Break-even-Analyse deckt Finanzierungslücke auf

Für jede Anwendung wurde ermittelt, bis zu welchem Preis Wasserstoff günstiger ist als fossile Alternativen. Diese "Break-even-Preise" lagen fast durchweg unter den für die Zukunft erwarteten Marktpreisen für Wasserstoff.

Multipliziert mit den in Klimaszenarien angenommenen Wasserstoffmengen, ergibt sich daraus eine theoretische Finanzierungslücke. Klaas sagte dazu:

Die von uns ermittelte Finanzierungslücke weist darauf hin, dass die in den Klimaneutralitätsszenarien beschriebene Wasserstoffnachfrage der Voraussetzung unterläge, dass die Nutzung dieses Energieträgers künftig bezuschusst werden würde.

Unsicherheiten führen zu enormer Bandbreite

Die Studie hat die Lücke für neun Preisszenarien berechnet. Das Ergebnis: Bereits 2030 fehlen zwischen zwei und zehn Milliarden Euro, 2045 sind es schon 30 bis 100 Milliarden Euro. In besonders ungünstigen Szenarien mit hohen Wasserstoff- und niedrigen fossilen Preisen wächst die Lücke bis 2045 auf 50 bis 200 Milliarden Euro.

Dämpfend wirken politische Maßnahmen wie CO2-Bepreisung, Maut, Steuern und Treibhausgasminderungsquote, die fossile Energieträger verteuern. Auch zukünftige Regulierungen wie die Erneuerbare-Energien-Richtlinie III, grüne Leitmärkte und Klimaschutzvereinbarungen könnten die Lücke verringern. "Es bleibt abzuwarten, in welchem Umfang diese Maßnahmen die Finanzierungslücke werden reduzieren können", so Klaas.

Studie als Weckruf für die Politik

Die große Bandbreite der Ergebnisse spiegelt die vielen Unsicherheiten wider. "Den größten Einfluss auf die Höhe der von uns errechneten Finanzierungslücke hat der unbekannte zukünftige Wasserstoffpreis", betont die Studienleiterin. Auch die Preise für fossile Brennstoffe und CO2 spielen eine wichtige Rolle.

Die Studie ist ein Weckruf an die Politik. Sie zeigt, welche enormen Herausforderungen mit dem klimaneutralen Umbau der Wirtschaft verbunden sind. Um Wasserstoff zum Durchbruch zu verhelfen und die deutschen Klimaziele zu erreichen, könnten Subventionen in Milliardenhöhe nötig sein. Marktmechanismen allein dürften nicht ausreichen.