Südkorea: Squid Game in Corona-Zeiten

Seite 2: Polizeigewalt provoziert neuen Streik in Südkorea

Die Polizei führte am 2. September unter erneut dem Vorwand der "Pandemiebekämpfung" eine Razzia in der Gewerkschaftszentrale der KCTU durch und verhaftete Yang wegen Verstoßes gegen das Versammlungs- und Demonstrationsgesetz sowie das Gesetz zur Bekämpfung und Verhütung von Infektionskrankheiten sowie wegen Störung des Straßenverkehrs.

Damit provozierte die Regierung selbst den Streik, den sie eigentlich im Keim ersticken wollte. Dem Aufruf der KCTU folgten auch in breiter Front die Metall- und Textilarbeiter, internationale Solidaritätsaufrufe ließen nicht auf sich warten.

Die Globale Gewerkschaftsföderation IndustriALL erklärte hierzu: ‘Wir bringen unsere Unterstützung für den Generalstreik vom 20. Oktober zum Ausdruck und kämpfen für eine Reform des Arbeitsrechts, für grundlegende Gewerkschaftsrechte und die Abschaffung prekärer Arbeit, für (…) eine Stärkung des öffentlichen Dienstsektors und der sozialen Sicherungssysteme. Wir fordern die multinationalen Unternehmen auf, die Vereinigungsfreiheit zu respektieren, Drohungen und Repressionen zu beenden und die überbetrieblichen Tarifverhandlungen in Korea zu verbessern."

Vorerst geht die Repression weiter. Am 2. November teilte die Staatsanwaltschaft in Seoul mit, dass sie für Yang Kyung-soo aufgrund seines Verstoßes gegen die Covid-19-Regeln und gegen das Demonstrationsrecht eine Gefängnisstrafe von anderthalb Jahren fordern werde.

Die Stadtverwaltung der südkoreanischen Hauptstadt ließ derweil verkünden, sämtliche Teilnehmer an den Streikdemonstrationen vom 20. Oktober ohne Ausnahme mit Strafgeldern belegen zu wollen. Möglich macht dies die auch im Ausland vielgefeierte Trackingsoftware zur Pandemieverfolgung.

Zur Seite stehen diesen angekündigten Repressionsmaßnahmen der staatlichen Organe auch Gruppen der Zivilgesellschaft, welche laut koreanischen Medien nun fürchten, dass der Arbeitskampf die Infektionszahlen in die Höhe treiben könnte.

Bislang ist den Behörden jedoch kein einziger Infektionsfall bekannt, der mit den Arbeitsniederlegungen vom 20. Oktober in Verbindung gebracht werden kann.

Laut offiziellen Angaben starben in Südkorea bislang 2.892 Menschen an Covid-19, die meisten von ihnen über 80 Jahre.

2.000 Arbeiter sterben in Südkorea jährlich durch unzureichende Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz wegen fehlender Gesetzesvorgaben.

Das Squid Game geht weiter.