Syrien - Christen in Angst

Seite 5: Christen im Machtbereich der syrischen Islamisten und unter türkischer Besatzung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wie bereits erwähnt, flohen Christen, immer wenn die Rebellen vorrückten, entweder in die Gebiete unter der Kontrolle der Regierungstruppen von Assad oder in die von Kurden beherrschten Regionen. Die syrischen islamistischen Rebellen beherrschen einige Gebiete im Norden von Syrien wie Azaz, Jarabulus, Al-Bab und Afrin. Alle diese Gebiete gehören administrativ zur Provinz Aleppo.

Hinzu kommt die Provinz Idlib sowie Teile der Provinzen Hama und Latakia, die von syrischen Islamisten sowie von der Türkei besetzt werden. Die Türkei behauptet zwar, dass diese Regionen unter Kontrolle der syrischen Opposition stehen, faktisch hat aber die Türkei die eingeschränkte Herrschaft dort.

Daher handelt es sich bei diesen Regionen, insbesondere Afrin, um syrische Staatsgebiete, die von der Türkei völkerrechtswidrig besetzt werden. Mit Ausnahme von Afrin, was hauptsächlich von Kurden bewohnt war, handelt es sich bei diesen Gebieten in der Regel um Regionen, die mehrheitlich von arabischen Sunniten besiedelt werden.

Idlibs Christen lebten in der gleichnamigen Provinzhauptstadt und in einigen Dörfern wie Yacoubiya, Ghassania, Quenya und El Jadida. Auch in der Stadt Dschisr asch-Schughur lebten bis 2011 einige Christen. Vor dem Vorrücken der syrischen Rebellen, FSA, Al Nusra-Front oder IS, sind die meisten Christen in die Regionen unter der Kontrolle von Assads Truppen geflohen.

Auch wenn sich die FSA als moderat bezeichnete, ein großer Unterschied zwischen dem Verhalten ihrer Kämpfer gegenüber Christen und dem Verhalten der Mitglieder der der Al Nusra Front oder des IS war nicht erkennbar. Wie viele Christen dort lebten ist nicht bekannt. Man geht von etwa 12.000 Christen aus, die in der ganzen Provinz lebten. Verschiedenen Quellen zufolge haben nahezu alle Christen Idlib verlassen.

Ende des christlichen Lebens unter der türkischen Besatzung

Wie bereits erwähnt, leben kaum Christen in den Gebieten, die von den syrischen Islamisten und dem türkischen Militär beherrscht werden. Afrin, eine syrisch-kurdische Region, war eine Oase der Glaubensfreiheit. Mit der Besatzung Afrins durch die türkische Armee im März 2018 wurde die jüngste christliche Gemeinde im Nahen Osten zerschlagen.

Fast alle Christen sind geflohen oder wurden vertrieben. Dort treiben jetzt die mit der Türkei verbündeten Islamisten ihr Unwesen. In Afrin herrscht jetzt faktisch das islamische Scharia-Recht. Das trifft besonders Frauen und Andersgläubige hart. Doch wer sich dem nicht unterwirft, wird drakonisch bestraft. Afrin beherbergte außer sunnitischen Kurden auch kurdische Yeziden, Aleviten/Alawiten sowie Christen.

Im Februar 2015, als ein GfbV-Mitarbeiter Afrin besuchte, lebte dort nur noch ein Armenier mit seinem Sohn. Da die Region im Norden und Westen nahezu vollständig von der Türkei und im Süden und Osten von syrischen islamistischen Rebellen abgeriegelt war, durften sich diese Armenier nur noch innerhalb von Afrin bewegen.

Die anderen Christen in Afrin waren in den vergangenen Jahren zum Islam konvertiert. Laut der Evangelical Christian Union Church gab es vor dem Einmarsch der türkischen Armee ungefähr 200 bis 250 christliche Familien in Afrin (etwa 1.200 Personen). All diese Christen mussten mit dem Einmarsch der türkischen Truppen aus Afrin fliehen. Dort leben jetzt keine Christen mehr.