TV-Star und Schmuddelkind: Wie Putins Propagandist Solowjow Russland aufmischt
- TV-Star und Schmuddelkind: Wie Putins Propagandist Solowjow Russland aufmischt
- Solowjow provoziert auch in eigenen Reihen
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Er ist der Stimmungsmacher für den Kreml. TV-Moderator hetzt gegen die Ukraine und den Westen, aber auch nach innen. Damit macht er sich nicht nur Freunde.
Fast immer, wenn in westlichen, sozialen Netzwerken Videos mit besonders harten, aufsehenerregenden Aussagen aus dem russischen Fernsehen auftauchen, stammen sie aus Talkshows des bekanntesten Propagandisten des Kreml: Wladimir Solowjow.
Nato nuklear auslöschen
Manchmal geht es darum, die Nato nuklear auszulöschen (sogar inklusive Invasion der Schweiz) oder Solowjow sieht den Westen als Hort des Satanismus und will Berlin erobern.
Dass sich diese Aussagen so rasend verbreiten, liegt neben ihrer viralen Brutalität auch an der Tatsache, dass sie von radikalen Förderern Kiews offensiv in Umlauf gebracht werden. Nichts befördert im Westen das pauschale Bild vom "bösen Russen" so gut wie Ausschnitte und Zitate vom tobenden Moderator des Kreml-Fernsehens.
Sie eignen sich ausgezeichnet dafür, deutschen Konsumenten den "Kampf bis zum Sieg" gegen Russland näherzubringen, egal wie viele Opfer eine langfristige Fortführung des Krieges in der Ukraine noch bringen mag.
Der Aufstieg des Wladimir Solowjow
Wer ist Wladimir Solowjow und warum bekommt er in Russland für seine Tiraden gegen den Westen und russische Liberale so viel Sendezeit?
Nach einem Studium an der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften verschlug es den aus einer jüdischen Familie stammenden Solowjow in den 1990er-Jahren in die USA, wo er sich interessanterweise aktiv für den Wahlkampf von George Bush Senior engagierte. Nach zwei Jahren kehrte er nach Russland zurück und begann seine Medienkarriere.
Dort nutzte er seine US-Kontakte und interviewte George W. Bush. Seine Karriere als Moderator lief ausgezeichnet und er nutzte sie für einträgliche Nebenjobs, etwa "Beratertätigkeiten" der russischen Sberbank.
So gelangte er zu einem beträchtlichen Wohlstand, zwei Villen besitzt er unter anderem in Italien. Auch an privaten Skandalen mangelt es der schillernden Figur nicht. Und natürlich ist er auf den westlichen Sanktionslisten verzeichnet.
In seinen Sendungen wechselt er zwischen eigenen, scharfen Monologen und einer Rolle als Schiedsrichter zwischen seinen Gästen, die sich oft aus einem Pool russischer politischer Akteure aus der zweiten Reihe rekrutieren. Dabei profiliert er sich stets als Vertreter konservativer Werte und dreht gerne unliebsamen Gästen das Wort im Mund herum.
Emotionaler Hofberichterstatter für regierungsnahe Ältere
Beim Publikum des russischen Staatsfernsehens kommt seine emotionale Art gut an. Ansonsten gibt er sich wandelbar, einmal als guter Patriot, dann wieder als strenger Antinationalist – immer voll von sich überzeugt.
Egal, wie sehr sich seine Positionen widersprechen. Vor allem ältere und regierungsnahe Russen schalten seine Sendungen im Fernsehen an, während das jüngere, urbane oder oppositionelle Russland sich schon lange eher online informiert.
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Wichtig für Solowjow war, dass er schließlich auch ganz oben im Kreml gut ankam. 2015 interviewte er zweifach Putin, eines der Interviews floss ein in einen pathetischen Dokumentarfilm, in dem Solowjow seinen Präsidenten als Wiederhersteller der russischen Großmacht pries.
Sendereihe: "Moskau. Kreml. Putin"
Solowjow erhielt dafür die entsprechende Belohnung, moderierte ab 2018 eine neue Kreml Haus- und Hofreihe namens "Moskau. Kreml. Putin.", wo er, stets unkritisch und bewundernd, schildern durfte, wie Putin seine letzten Tage verbrachte.
Der russische Journalist Dmitri Kolesew vergleicht diese einstündige Sendung sehr treffend mit dem Personenkult der UdSSR zur Breschnew-Zeit.
Die Filme sind eine Mischung aus "Insideraufnahmen", wohlwollenden Kommentaren und Beurteilungen kremlnaher "Experten". Putin wird zum mythischen Helden verklärt.
Seine guten Kontakte zum Kreml brachten Solowjow in die Position, die er vor allem seit Beginn der russischen Ukraine-Invasion erfolgreich ausübt: die des prominenten TV-Propagandisten mit 1,4 Millionen Followern allein im sozialen Netzwerk X, der seit zwei Jahren gegen die Ukraine, die "Diener Satans", zum "Heiligen Krieg" bläst.