Tesla stoppt wohl Pläne für preisgünstiges Elektroauto
Ein günstiges Elektroauto sollte den Weg zum Massenmarkt ebnen. Produziert werden sollte es auch in Grünheide. Davon nimmt Tesla nun offenbar Abschied.
Tesla wird wohl auch in Zukunft nur etwas für Menschen mit dickem Geldbeutel bleiben. Der US-Elektroautobauer gibt offenbar seine Pläne für ein günstiges Elektroauto auf. Das hatte Reuters am Freitag unter Berufung auf drei mit der Angelegenheit vertraute Quellen berichtet.
Ehemaliger Tesla-CEO bedauert Entscheidung
Der Bericht hat erste Reaktionen ausgelöst. Martin Eberhard, Mitbegründer und ehemaliger Chef von Tesla, äußerte laut Reuters auf dem HSBC Global Investment Summit in Hongkong sein Bedauern über die Entscheidung.
Es sei eine Schande, dass "Tesla sein Low-End-Programm für das Model 2 verzögert oder ganz einstellt", sagte er. Es sei schade für das Unternehmen, aber ein Zeichen dafür, dass China die Chance habe, in diesem Segment zu wachsen.
Abkehr von langjährigem Ziel
Das abgesagte Modell sollte bei rund 25.000 US-Dollar beginnen und war als Wachstumsmotor für Teslas Übergang zu einem Hersteller für den Massenmarkt gedacht. Im vergangenen Jahr wurden Pläne bekannt, dass dieses Auto im brandenburgischen Grünheide gebaut werden könnte.
Der Verzicht auf diese Pläne stellt offensichtlich einen Strategiewechsel des Unternehmens dar. In seinem ersten "Masterplan" für das Unternehmen aus dem Jahr 2006 hatte Tesla-Chef Elon Musk vorgesehen, zunächst Luxusmodelle zu produzieren und mit den Gewinnen ein "günstiges Familienauto" zu finanzieren.
Musk weist Berichte zurück
Von Tesla gibt es bisher keine offizielle Bestätigung für die Planänderung. Das Unternehmen reagierte dem Bericht zufolge nicht auf Anfragen. Lediglich Musk hatte auf X, früher Twitter, gewettert: "Reuters lügt". Was genau eine Lüge ist, sagte er allerdings nicht.
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Herausforderungen und Wettbewerb
Die Entscheidung kommt zu einer Zeit, in der Tesla weltweit harter Konkurrenz durch chinesische Elektroautohersteller ausgesetzt ist, die Autos zu Preisen von nur 10.000 US-Dollar auf den Markt bringen.
Das Herzstück der Pläne für ein kostengünstiges Elektroauto war bisher das sogenannte Gigacasting-Verfahren. Dabei wird der gesamte Unterboden des Fahrzeugs in einem Stück gegossen. Bisher sind dafür rund 400 Einzelteile nötig.
Ein Durchbruch bei diesem Verfahren war lange Zeit nicht gelungen, doch im vergangenen Jahr gab es Hinweise auf mögliche Fortschritte. Es wurde spekuliert, dass damit ein Elektroauto in 18 bis 24 Monaten entwickelt werden könnte, während die Konkurrenz noch doppelt so lange benötigt.
Gedämpfte Aussichten für die Zukunft
Welche Auswirkungen die Aufgabe der ursprünglichen Pläne auf den Standort Grünheide haben wird, ist noch unklar. Das Ziel des Unternehmens, im Jahr 2030 rund 20 Millionen Fahrzeuge zu verkaufen, dürfte ohne Massenmarkt jedoch kaum zu erreichen sein.
Wall-Street-Analysten gehen laut Reuters davon aus, dass der Absatz nur auf 4,2 Millionen Fahrzeuge steigen könnte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr verkaufte Tesla rund 1,8 Millionen Autos.