Tesla unter Druck: Behörde hinterfragt Sicherheit des Autopilot-Systems
Tesla im Visier: US-Behörde prüft Autopilot. Unfälle bei schlechter Sicht werfen Fragen auf. Steht Musks Robotaxi-Traum vor dem Aus?
Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hat eine umfangreiche Untersuchung von Tesla-Fahrzeugen eingeleitet. Im Mittelpunkt steht dabei das Fahrassistenzsystem "Full Self-Driving" (FSD), das laut Tesla zwar "vollständig selbstfahrend" ist, aber dennoch unter der Kontrolle des Fahrers stehen muss.
Vier Unfälle geben Anlass zur Sorge
Auslöser der Untersuchung waren vier Unfälle, bei denen die Sicht durch Nebel, Staub oder blendendes Sonnenlicht eingeschränkt war. Bei einem dieser Unfälle im November 2023 in Rimrock, Arizona, wurde ein Fußgänger von einem Tesla Model Y erfasst und getötet. Die NHTSA will nun klären, ob das FSD-System in der Lage ist, "eingeschränkte Sichtverhältnisse auf der Fahrbahn zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren", wie die Behörde mitteilte.
Die Untersuchung betrifft insgesamt 2,4 Millionen Fahrzeuge der Modelle S, X, 3, Y und Cybertruck aus den Baujahren 2016 bis 2024. Sie ist der erste Schritt, bevor die Behörde einen Rückruf anordnen kann, sollte sie zu dem Schluss kommen, dass die Fahrzeuge ein inakzeptables Sicherheitsrisiko darstellen.
Teslas Kamera-Ansatz in der Kritik
Experten sehen Teslas Ansatz, bei teil- und vollautonomen Fahrsystemen ausschließlich auf Kameras zu setzen, kritisch. Jeff Schuster, Vizepräsident bei GlobalData, sagte gegenüber Reuters: "Die Wetterbedingungen können die Fähigkeit der Kamera, Dinge zu sehen, beeinträchtigen, und ich denke, das regulatorische Umfeld wird dies sicherlich beeinflussen."
Im Gegensatz zu Tesla setzen Konkurrenten wie Waymo auf zusätzliche Sensoren wie Lidar und Radar, um die Fahrumgebung zu erfassen. Das Google-Schwesterunternehmen Waymo führt in vier US-Städten bereits mehr als 100.000 Fahrten pro Woche ohne Fahrer durch.
Stolperstein für Musks Robotaxi-Pläne?
Für Tesla-Chef Elon Musk kommt die Studie zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Erst kürzlich stellte er das "Cybercab" vor, ein zweisitziges Robotaxi-Konzept ohne Lenkrad und Pedale. Ab 2026 will Musk solche Fahrzeuge bauen. Doch dafür benötigt Tesla die Genehmigung der NHTSA – und die aktuelle Untersuchung könnte diesen Prozess verzögern.
Die NHTSA will nun auch prüfen, ob es weitere ähnliche FSD-Unfälle bei eingeschränkter Sicht gegeben hat und ob Tesla das System so aktualisiert oder verändert hat, dass es unter solchen Bedingungen beeinträchtigt werden könnte. "Die Überprüfung wird den Zeitpunkt, den Zweck und die Fähigkeiten solcher Aktualisierungen sowie Teslas Einschätzung ihrer Auswirkungen auf die Sicherheit bewerten", so die Behörde.
Nicht die erste Untersuchung
Es ist nicht das erste Mal, dass Teslas Fahrerassistenzsysteme ins Visier der Behörden geraten. Erst im Dezember rief das Unternehmen mehr als zwei Millionen Fahrzeuge in den USA zurück, um neue Sicherheitsmaßnahmen in sein Autopilot-System einzubauen. Die NHTSA prüft noch, ob dieser Rückruf ausreicht, um die Bedenken hinsichtlich der Unaufmerksamkeit der Fahrer auszuräumen.
Ferner laufen laut Reuters seit Oktober 2022 strafrechtliche Ermittlungen gegen Tesla im Zusammenhang mit seinen FSD- und Autopilot-Systemen. Das US-Justizministerium hat im Oktober 2023 entsprechende Vorladungen ausgesprochen.
Für Tesla steht viel auf dem Spiel. Das Unternehmen sieht sich mit zunehmender Konkurrenz und schwacher Nachfrage in seinem Automobilgeschäft konfrontiert. Die Robotaxi-Initiative soll neue Wachstumschancen eröffnen. Doch die aktuellen Ermittlungen könnten diese Pläne empfindlich stören.