Theorie bestätigt: Astronomen stoßen auf neunringige Galaxie
Leda 1313424 ist zweieinhalbmal so groß wie die Milchstraße und hat mit neun Ringen sechs mehr als jede andere bekannte Galaxie.
(Bild: NASA, ESA, Imad Pasha (Yale), Pieter van Dokkum (Yale))
Astronomen entdecken eine neunringige Galaxie. Die faszinierende Struktur wurde durch eine Kollision geschaffen. Doch was verbirgt sich hinter den Ringen?
Astronomen sind im Universum auf eine astronomische Rarität gestoßen: die Galaxie LEDA 1313424, von Forschern liebevoll "Bullseye"-Galaxie genannt, die von neun ringförmigen Strukturen durchzogen ist.
Zufällige Entdeckung vom Doktoranden
Entdeckt wurde dieses kosmische Kuriosum eher zufällig vom Doktoranden Imad Pasha von der Yale University. Er berichtet: "Ich schaute mir gerade die Aufnahmen einer Himmelsdurchmusterung an, als mir eine Galaxie mit mehreren klaren Ringen auffiel."
Genauere Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble und dem Keck-Observatorium auf Hawaii bestätigten die Vermutung: Leda 1313424 besitzt tatsächlich neun helle, konzentrische Ringe, die sich um das Zentrum der Galaxie gruppieren.
Während nahe dem Zentrum die Ringabstände noch eng beieinander liegen, vergrößern sie sich mit zunehmendem Abstand, sodass die äußersten Ringe mehrere tausend Lichtjahre voneinander entfernt sind. Noch nie zuvor wurde eine derart hohe Ringzahl in einer Galaxie beobachtet.
Galaxienkollision als Ursache
Doch wie entstand diese ungewöhnliche Struktur? Die Astronomen fanden auch darauf eine Antwort: Ursache ist eine Zwerggalaxie, die vor rund 56 Millionen Jahren frontal durch das Zentrum der 250.000 Lichtjahre durchmessenden Spiralgalaxie LEDA 1313424 geschossen ist.
"Wir haben eine klare Spur von Gas entdeckt, das sich noch immer zwischen den beiden Galaxien erstreckt und sie miteinander verbindet", erklärt Koautor Pieter van Dokkum von der Yale University. "Das ist der Schlüssel, der zeigt, dass Material aus einer Galaxie herausgezogen wurde."
Tatsächlich hatte die Kollision Folgen: Durch den Aufprall wurde Materie wellenförmig nach innen und außen gestoßen, was in den durchlaufenen Zonen der Galaxie die Sternentstehung anregte. So bildeten sich im Laufe von Jahrmillionen mehrere konzentrische Ringe aus Gas, Staub und jungen Sternen.
"Das ist wie wenn man einen Stein in einen Teich wirft, wobei sich der erste Ring am schnellsten und am weitesten nach außen ausbreitet", erläutert Pasha.
Vorhersagen bestätigt
Interessanterweise folgt die Galaxie Leda 1313424 mit ihren Ringen ziemlich genau den Vorhersagen von Modellen für derartige frontalen Galaxienkollisionen. "Wir fangen die Galaxie in einem ganz besonderen Moment ein", sagt van Dokkum. "Es gibt nur ein sehr enges Zeitfenster, in dem eine Galaxie nach einem solchen Einschlag so viele Ringe zeigt."
Der Grund: Die von innen nach außen wandernden Dichteturbulenzen schwächen sich mit der Zeit immer mehr ab. Die Astronomen schätzen, dass sich die Ringe daher nach wenigen hundert Millionen Jahren wieder auflösen werden.
Zuerst verschwinden dabei die äußersten, ältesten Ringe. Die meisten bisher bekannten Ringgalaxien haben daher nur noch ein bis maximal drei Ringe.
Dank der Entdeckung von LEDA 1313424 wissen die Astronomen nun, dass die Modelle richtig lagen.
"Diese Theorie wurde für den Tag entwickelt, an dem jemand so viele Ringe sehen würde", sagt van Dokkum. "Es ist ungeheuer befriedigend, diese lang gehegte Vorhersage mit der Bullseye-Galaxie zu bestätigen."
Die Forscher hoffen nun, mithilfe künftiger Teleskope wie dem Nancy Grace Roman Space Telescope noch mehr solcher außergewöhnlichen Galaxien zu finden. Denn dann, so van Dokkum, werden interessante Objekte viel leichter ins Auge fallen. "Wir werden lernen, wie selten diese spektakulären Ereignisse wirklich sind."