Tickt auch bei Männern die biologische Uhr? Neue Studie warnt vor später Vaterschaft

Alter Vater mal mit kleinem Kind

(Bild: Irina Wilhauk / Shutterstock.com)

Neue US-Studie zeigt: Auch für Männer tickt die biologische Uhr. Mit steigendem Alter des Vaters nehmen die Risiken für das Kind zu. Was bedeutet das für Spätväter?

Wenn es um den Kinderwunsch geht, ist den meisten Menschen bewusst, dass die biologische Uhr der Frau tickt. Zwischen dem 20. und 24. Lebensjahr erreicht ihre Fruchtbarkeit ihren Höhepunkt, ab dem 30. nimmt sie allmählich ab. Ab 35 Jahren beschleunigt sich dieser Prozess.

Und ab dem 40. Lebensjahr weisen bis zu 90 Prozent der Eizellen bereits chromosomale Störungen auf, die eine erfolgreiche Schwangerschaft immer unwahrscheinlicher machen. Aber auch das Risiko von Fehlgeburten und genetischen Anomalien bei Neugeborenen steigt mit zunehmendem Alter der Mütter weiter an.

Das von der Natur vorgegebene Zeitfenster beeinflusst, ob und wie Frauen Karriere machen oder ihren Partner wählen. Und der gesellschaftliche Druck, Karriere und Familie zu vereinbaren, trägt zum Wachstum der IVF-Branche bei, die mit Dienstleistungen rund um die künstliche Befruchtung Geld verdient.

Späte Vaterschaft: Neue Erkenntnisse zu Risiken

In der Vergangenheit wurde oft angenommen, dass diese biologische Uhr für Männer nicht tickt. Die Boulevardpresse ist voll davon. Mick Jagger wurde mit über 70 Jahren nochmals Vater, Robert De Niro freute sich mit fast 80 Jahren nochmals über Vaterglück. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.

Eine neue Studie aus den USA, die im JAMA Network veröffentlicht wurde, zeigt jedoch, dass auch eine späte Vaterschaft nicht unbedenklich ist – sowohl für die Kinder als auch für die Gesellschaft. Denn in Nordamerika geht der Trend dahin, dass immer mehr Männer bei der Geburt ihres Kindes 50 Jahre oder älter sind.

Auswirkungen des väterlichen Alters auf Schwangerschaft und Geburt

Einen Hinweis auf die Risiken einer späten Vaterschaft lieferte bereits eine Studie aus dem Jahr 2018. Die Daten zeigten, dass Babys von Vätern, die älter als 35 Jahre sind, ein höheres Risiko für negative Folgen wie ein niedriges Geburtsgewicht, Krampfanfälle und Atemprobleme direkt nach der Geburt haben.

Je älter der Vater, desto höher das Risiko. Waren die Väter über 45 Jahre alt, stieg das Risiko einer Fehlgeburt um 14 Prozent. Waren sie über 50 Jahre alt, war das Risiko, dass ihr Kind auf die Neugeborenen-Intensivstation musste, um 28 Prozent erhöht.

In der aktuellen Studie analysierten die Forscher die Daten von mehr als 46 Millionen Lebendgeburten in den USA zwischen 2011 und 2022. Das Durchschnittsalter der Väter stieg von 30,8 Jahren im Jahr 2011 auf 32,1 Jahre im Jahr 2022. Der Anteil der Geburten mit Vätern im Alter von 50 Jahren oder älter stieg von 1,1 Prozent im Jahr 2011 auf 1,3 Prozent im Jahr 2022.

Auch nach Berücksichtigung des mütterlichen Alters und anderer Faktoren erhöhte sich mit jedem Anstieg des väterlichen Alters um 10 Jahre der Anteil der Geburten, bei denen Reproduktionstechnologien zum Einsatz kamen. Außerdem stieg die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die erste Geburt der Mutter handelte. Auch das Risiko einer Frühgeburt und eines niedrigen Geburtsgewichts nahm zu.

DNA-Veränderungen in Spermien: Gesundheitsrisiken für Kinder

Der Hauptgrund dafür ist wahrscheinlich, dass die Spermienqualität mit zunehmendem Alter des Vaters abnimmt. Die Forscher konnten nachweisen, dass die Spermien älterer Männer häufiger DNA-Fragmente, abnormale Chromosomenzahlen, neue Mutationen und epigenetische Veränderungen aufweisen.

Insgesamt kann die Anhäufung von Veränderungen bei älteren Männern das Risiko für Krankheiten wie Autismus, Krebs im Kindesalter, Achondroplasie und Schizophrenie erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen assistierten Reproduktion sinkt und das Risiko perinataler Komplikationen, d. h. Komplikationen rund um die Geburt, steigt.

Die Forscher betonen, dass ein stärkeres Bewusstsein für die Risiken einer späten Vaterschaft notwendig ist. Auch die Faktoren, die diesen gesellschaftlichen Wandel vorantreiben, müssen genauer untersucht werden. Schließlich unterstreicht die Studie, dass nicht nur das Alter der Mutter, sondern auch das des Vaters die Gesundheit des Nachwuchses beeinflusst.