Tiefrote Prognose: IWF erwartet Wirtschaftsabstieg für Deutschland, Scholz schlingert
IWF sieht Deutschland als Schlusslicht der G7. Nullwachstum für 2024 prognostiziert. Kanzler Scholz sucht Ausweg aus der Krise, doch seine Pläne stoßen auf Widerstand.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft erneut nach unten korrigiert. Laut dem am Dienstag in Washington vorgestellten Jahresbericht rechnet der IWF für 2024 mit einem Nullwachstum – das schwächste Ergebnis aller G-7-Staaten. Auch für 2025 senkte er die Prognose deutlich um 0,5 Punkte auf magere 0,8 Prozent, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Deutschland droht somit ein Abstieg zum Schlusslicht der großen Industrienationen. "Deutschland wird durch die Haushaltskonsolidierung und einen starken Rückgang der Immobilienpreise belastet", erklärte der IWF die Gründe. Auch strukturelle Probleme wie der Fachkräftemangel und die Zurückhaltung der Verbraucher machten der Wirtschaft zu schaffen.
Die Bundesregierung zeigt sich etwas optimistischer und erwartet für 2025 ein Plus von 1,1 Prozent. Ähnlich sieht es die OECD, die von einem Wachstum von 1,0 Prozent ausgeht. Doch die mauen Aussichten für den einstigen Wirtschaftsmotor Europas sind nicht von der Hand zu weisen.
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Weltweit sieht der IWF die Lage etwas positiver. Trotz Unsicherheiten und Risiken soll die globale Wirtschaft in diesem und im nächsten Jahr um jeweils 3,2 Prozent zulegen. "Es sieht so aus, als sei der weltweite Kampf gegen die Inflation weitgehend gewonnen, auch wenn der Preisdruck in einigen Ländern anhält", kommentierte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas.
Bundeskanzler Olaf Scholz appellierte angesichts der Konjunkturflaute an die Arbeitgeber, mehr Mitarbeiter einzustellen und die Löhne zu erhöhen. In einer Rede vor dem Arbeitgeberverband BDA am Dienstag in Berlin forderte er, ausländische Fachkräfte anzuwerben und den Mindestlohn anzuheben, um das Wachstum anzukurbeln.
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"Die Wirtschaft stagniert. Die schlechte Stimmung tut ihr Übriges", sagte Scholz. "Wir müssen gemeinsam aus dieser schwierigen Lage herauskommen." Deutschland droht in den kommenden zehn Jahren ein Verlust von sieben Millionen Erwerbstätigen durch den demografischen Wandel. Der Fachkräftemangel kostet die Wirtschaft schon jetzt fast 50 Milliarden Euro jährlich.
Die Regierung hat die Einwanderungsregeln gelockert, um mehr Talente ins Land zu holen. Scholz wirbt auf einer Reise nach Indien in dieser Woche zusammen mit einer großen Wirtschaftsdelegation für Deutschland als Einwanderungsland.
Neben dem Ruf nach mehr Einstellungen plädierte der Kanzler für steigende Löhne, um mehr Menschen zur Arbeit zu motivieren und die Binnennachfrage anzukurbeln. Die SPD will den Mindestlohn im Wahlkampf auf 15 Euro pro Stunde anheben. "Ich weiß, dass wir hier nicht immer einer Meinung sind", sagte Scholz den Arbeitgebern.
Um Wachstum und Investitionen voranzutreiben, lädt Scholz Ende des Monats Wirtschaftsführer und Gewerkschaften zu einem Gespräch ein. Ähnliche Treffen brachten in der Vergangenheit wenig, doch der Handlungsdruck steigt – auch mit Blick auf die Wahl im September 2025.