TikTok im Zwiespalt: Wachstum und drohendes Verbot in den USA

Betreiber von TikTok mit Gewinnsprung

Betreiber der Kurzvideo-App mit steil steigendem Gewinn. Besonders lukrativ sind die USA. Aber dort droht ein Verbot und lauert die Konkurrenz.

US-Politiker wollen, dass die Kurzvideo-App TikTok nicht mehr in chinesischer Hand ist. Die Firma ByteDance, die hinter TikTok steht, soll gezwungen werden, die App zu verkaufen. Andernfalls droht ein Verbot in den USA.

Längere Frist für Verkauf von TikTok

Bisher war eine Frist von sechs Monaten für den Verkauf vorgesehen. Der US-Senat erwägt nun, die Frist auf ein Jahr zu verlängern. Damit soll zum einen verhindert werden, dass TikTok zum Politikum im Wahlkampf wird.

Die Fristverlängerung soll aber auch den Zwangsverkauf auf rechtlich sichere Füße stellen. Bisherige Versuche, TikTok in den USA zu verbieten, scheiterten beispielsweise daran, dass Richter in dem Verbot eine Einschränkung der Redefreiheit sahen.

ByteDance: Ein wachsender Riese in der Online-Welt

Mit einem Verbot oder einem Zwangsverkauf würde aber auch ein großer Player aus dem Markt der sozialen Netzwerke verdrängt. Laut einem Bericht von Bloomberg konnte ByteDance seinen Gewinn im vergangenen Jahr deutlich um 60 Prozent steigern. Damit habe es sogar das Wachstum der Online-Konkurrenten Tencent und Alibaba übertroffen.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg demnach von 25 Milliarden Dollar im Vorjahr auf mehr als 40 Milliarden Dollar. Der Umsatz kletterte demnach von 80 Milliarden auf rund 120 Milliarden US-Dollar.

ByteDance plant neue Apps und E-Commerce-Expansion

Und ein Teil dieses Geldes fließt in die Entwicklung neuer Apps. Auf der offiziellen Website von TikTok wurde bereits eine vorläufige Seite für die App "TikTok Notes" eingerichtet. Laut einem Bericht des Magazins The Information arbeitet ByteDance auch an einer "Coin-App", die auf einige europäische Länder wie Spanien und Frankreich abzielt.

Die Einführung von TikTok Notes in den USA würde ein weiteres Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ByteDance und Instagram von Meta Platforms bedeuten, das seine TikTok-ähnliche Kurzvideofunktion Reels im Jahr 2020 eingeführt hat.

TikTok: Ein goldener Markt in den USA

Ein Markt ist für TikTok besonders lukrativ: die USA. Dort hat die App rund 170 Millionen Nutzer, die dem Unternehmen nicht nur über digitales Marketing Geld in die Kasse spülen, sondern auch über den TikTok-Shop. Dieses E-Commerce-Geschäft in den USA will ByteDance in diesem Jahr verzehnfachen.

Für viele Unternehmen wären die von Bloomberg veröffentlichten Zahlen der Beweis ihres Erfolgs – nicht so für ByteDance. In einer offiziellen Erklärung auf der Nachrichtenaggregationsplattform Jinri Toutiao erklärte ByteDance: Die behaupteten Finanzzahlen seien "unwahr".

TikToks Konkurrenzkampf auf dem US-Markt

Der US-Markt ist hart umkämpft – und trotz seiner Bekanntheit kein Heimspiel für TikTok. Fast 94 Prozent der TikTok-Nutzer in den USA haben in den vergangenen 90 Tagen auch YouTube geöffnet, während 80 Prozent Instagram nutzten und 68 Prozent auf Facebook surften, so ein Bericht des Marktforschungsunternehmens Sensor Tower vom März.

"Google und Meta wären in der Lage, die Nachfrage der Werbetreibenden nach kurzen Videoplatzierungen zu befriedigen, da sie mit Shorts und Reels über eine brauchbare Alternative für kurze Videos verfügen", wird Abraham Yousef, Senior Insights Analyst bei Sensor Tower, in der South China Morning Post zitiert.