Treibt der Klimawandel unsere Versicherungsbeiträge nach oben?

Noch scheuen Versicherer solche Herausforderungen nicht. Aber der Schutz wird teurer. Foto: Martin Seifert (CnndrBrbr at German Wikipedia) / CC0 1.0

Versicherungskonzerne sehen in manchen Folgen des menschengemachten Klimawandels auch eine Chance, haben aber kein Interesse daran, dass er völlig außer Kontrolle gerät.

Außer dem ultimativen Weltuntergang gibt es kaum eine Katastrophe, an der sich nicht bis zu einem gewissen Grad Geld verdienen lässt. Für die Versicherungsbranche müssen aber die Risiken kalkulierbar bleiben.

Manches müsse einfach teurer werden, "ohne deshalb gleich besser geworden zu sein", sagte der Vorstandschef des Rückversicherers Munich Re, Joachim Wenning, an diesem Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz in München. Die Schadenserwartungen seien gestiegen – und das liegt nicht nur an der Inflation, sondern auch am menschengemachten Klimawandel.

"Erhebliche Versicherungslücken"

Angesichts der weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen sieht das Dax-Unternehmen gute Chancen, sein Geschäft auszubauen: "Es gibt erhebliche Versicherungslücken", betonte Wenning. Munich Re beobachte eine steigende Nachfrage aufgrund der wachsenden Unsicherheit - nicht zuletzt wegen des Klimawandels.

"Die Versicherung von Naturkatastrophen ist eines unserer profitabelsten Geschäfte, und hier gilt es meines Erachtens, die Kapazität jetzt zu sehen, um die Margen zu ernten", so Wenning. In Jahren mit besonders vielen oder schweren Stürmen und Hochwasserschäden fallen zwar sehr hohe Kosten an, die die Gewinne einbrechen lassen. Davon will sich Wenning aber nicht abschrecken lassen:

Was ich besonders hervorheben möchte, sind die Chancen, die das Naturkatastrophengeschäft bietet.


Joachim Wenning

Für bisherige Verhältnisse war das Jahr 2021 auf diesem Sektor für die Munich Re vergleichsweise teuer: Die Zerstörungen durch den Hurrikan "Ida" und das Sturmtief "Bernd" summierten sich auf 1,7 Milliarden Euro. Dabei entfiel allerdings "nur" eine halbe Milliarde auf "Bernd" – wobei sich die dadurch ausgelöste Hochwasserkatastrophe mit insgesamt mehr als 180 Toten in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern mehr Menschen in Deutschland eingeprägt haben dürfte.

Der finanziell berechenbare Schaden belief sich in diesem Fall auf rund 29 Milliarden Euro, diverse Versicherungen haben davon laut einem Bericht des Handelsblatts insgesamt mehr als sieben Milliarden zu begleichen.

"Ida" hatte in den USA, Lateinamerika und der Karibik gewütet – mit einer Schadensbilanz von insgesamt rund 65 Milliarden US-Dollar, davon waren nach Medienberichten 36 Milliarden versichert – also im Gegensatz zum Katastrophenfall in Deutschland mehr als die Hälfte.

Auch "klimafreundliche Technologien" sollen versichert werden

Natürlich haben Versicherungskonzerne kein Interesse daran, dass solche Phänomene in Zukunft völlig unkalkulierbar werden. Die Munich Re versichere auch "klimafreundliche Technologien", betonte Wenning am Mittwoch. "Vorrangig ist dabei die Entwicklung von Lösungen zur Versicherbarkeit von Risiken, die bei neuen Technologien naturgemäß mit hoher Unsicherheit behaftet sind", hatte Munich Re 2018 seine "Enabling-Strategie" erklärt. Die Kunden der Munich Re in diesem Bereich sind andere Versicherungen, die ihrerseits unkalkulierbare Risiken meiden wollen.

Die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen nehmen bereits seit Jahrzehnten zu, wenn auch nicht linear auf jedes einzelne Jahr gerechnet. Der Versicherungsschutz wird dementsprechend teurer – die Preise ziehen laut Wenning Worten in diesem Jahr an.

Trotz der hohen Belastungen in diesem Bereich und durch die Coronapandemie übertraf die Munich Re im vergangenen Jahr ihr Ziel um gut 100 Millionen Euro und erwirtschaftete einen Nettogewinn von gut 2,9 Milliarden Euro. Für 2022 strebt der Konzern eine weitere Gewinnsteigerung auf 3,3 Milliarden Euro an.

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