Trockener Winter: Droht ein weiteres Dürrejahr in Europa?

Eisbedeckung auf dem Arktischen Ozean und seinen Randmeeren. Noch vor wenigen Jahrzehnten war das Meer nördlich von Norwegen und Westrussland zu dieser Jahreszeit mindestens zur Hälfte mit Eis bedeckt. Bild: Universität Bremen

Energie und Klima – kompakt: Die Eisbedeckung in der Arktis nimmt weiter ab. Währenddessen erlebt Europa den zweitwärmsten Winter seit Aufzeichnungen. Was sind die Gründe dafür, wohin steuern wir?

Der zurückliegende Winter war für Europa der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders im östlichen und Teilen des nordöstlichen Europas war es gemessen am langjährigen Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020 viel zu warm. Das ergibt sich aus der Analyse des EU-Klimaprogramms Copernicus. (Die Meteorologen sehen die Monate Dezember bis Februar als Winter an. In ihrer Zählung hat am 1. März der Frühling begonnen.)

Im Durchschnitt über den ganzen Kontinent und die drei Wintermonate war es in Europa 1,44 Grad Celsius wärmer als im Mittel der Jahre 1991 bis 2020. Das ist auch insofern bemerkenswert, als die vergangenen Jahrzehnte bereits deutlich vom Klimawandel gezeichnet waren. Nur der Winter 2019/2020 war geringfügig wärmer und die Winter 2006 und 2007 ähnlich warm.

Besonders ausgeprägt waren die für die Jahreszeit viel zu hohen Temperaturen über der nördlichen Barentssee und über Spitzbergen. Damit setzt sich dort der Trend fort, dass sich die Arktis weit schneller als der globale Durchschnitt erwärmt. Für die kalte Jahreszeit bedeutet das vorerst vor allem, dass sich im Winter weniger Meereis bildet, das heißt, das Eis nicht so dick wird, sodass die Eisbedeckung im Sommer leichter und schneller verschwinden kann.

Im hohen Norden wird die Eisfläche in den nächsten Tagen ihr jährliches Maximum erreichen. Es könnte aber auch bereits durchlaufen sein. Wie die Daten des National Snow and Ice Data Center der USA zeigen, ist das Niveau derzeit eines der niedrigsten seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen in den 1970er-Jahren.

Auffallend ist das weitgehende Fehlen von Meereis in der Barentssee und im Südwesten Spitzbergens. Die dortige Küste ist immer noch eisfrei, und die Jahre, in denen es im Winter für einige Wochen eine Eisbrücke von Island nach Grönland gab, scheinen lang vorbei. Auch in der Ostsee ist die Eisbedeckung weit unterdurchschnittlich und hat sich erst in den letzten Wochen herausgebildet.

Für die Nordsee zeigt die oben abgebildete, auf aktuellen Satellitenmessungen beruhende Eiskarte der Bremer Uni keinerlei Eis, während es Mitte des vorigen Jahrhunderts zum Beispiel für Helgoland noch normal war, dass die dortige Küste im Winter vereiste.

Für das globale Klima ist indes besonders die Eisbedeckung der Arktis im Sommer von Bedeutung. Je mehr Wasser im Sommer, wenn die Sonne im hohen Norden (fast) rund um die Uhr scheint, frei ist, desto stärker kann sich das Meer und damit auch die angrenzenden Küstenregionen erwärmen. Entsprechend hat es das arktische Meereis in den letzten 15 Sommern immer wieder in die Schlagzeilen geschafft, weil große Wasserflächen offen lagen, wo noch vor 20 Jahren kein Durchkommen für Schiffe war.

Sommerlicher Rückgang des Eises hat verschiedene Gründe

Die Größe des winterlichen Maximums steht allerdings nicht im direkten Zusammenhang mit der Meereisausdehnung im Sommer. In den Jahren mit besonders starkem, sommerlichem Rückgang des Eises hat es in den vergangenen zwei Jahrzehnten durchaus auch Jahre gegeben, in denen das Winter-Maximum noch keinen Hinweis darauf gegeben hatte.

Letztlich geben verschiedene Faktoren den Ausschlag, ob weite Bereiche des arktischen Ozeans in August und September frei von Eis sind. Neben der schon erwähnten Eisdicke sind das die Temperatur, die Bewölkung und nicht zuletzt die Winde, die das Meereis zusammenschieben oder durch die Framstraße zwischen Spitzbergen und Grönland hinaus in den Nordatlantik drücken, wo es dann schnell im wärmeren Wasser schmilzt.

Aber zurück zur Copernicus-Bilanz für den europäischen Winter. Wie berichtet, ist es in weiten Teilen West- und Südeuropas sowie auch südlich des Mittelmeeres zurzeit zu trocken, zum Teil auch deutlich zu trocken. Namentlich die italienische Po-Ebene hat erhebliche Probleme.

Die Copernicus-Daten zeigen, dass in Frankreich, Großbritannien, Irland und im südöstlichen Spanien sowie in Italien, Griechenland und der Türkei sowie rund ums Schwarze Meer unterdurchschnittlich Niederschlag gefallen ist und die Böden entsprechend trocken sind.

In Frankreich, Norditalien und der Türkei setzt sich damit der Trend fort. Dort waren bereits die vergangenen zwölf Monate von zu geringem Regen geprägt. In Verbindung mit den in ganz Europa überdurchschnittlichen Temperaturen und vor allem den massiven sommerlichen Hitzewellen, die die Verdunstung steigern, führt das zum Austrocknen der Böden. Sollte der März nicht endlich den vielerorts ersehnten feuchten Segen bringen, steht die Landwirtschaft vielerorts in Europa vor einem weiteren schweren Jahr.

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