Trump: "Gecancelled"
Für den noch amtierenden Präsidenten steht nun mehr als nur seine politische Existenz auf dem Spiel
Nicht erst seit seinem zweiten Impeachment, das am Dienstag erfolgt ist, scheint die Stimmung des Noch-U.S.-Präsidenten im Keller zu sein. Die Washington Post berichtet, der noch-amtierende Führer der Vereinigten Staaten sei zunehmend isoliert, missmutig und auf Vergeltung aus. Ob Trump schon an körperlicher Verwahrlosung leidet, wie weiland Leonardo di Caprio in “The Aviator”, ist nicht bekannt. Offensichtlich ist, dass manch einer von denen, die ihm viele Jahre die Stange gehalten haben, nun überhastet von Bord geht.
Dass Trumps Position signifikant geschwächt ist, lässt sich daran ablesen, dass er glaubt, auf seine vormals engsten Unterstützer nicht mehr bauen zu können. Und vielleicht ist das auch so: Auf den Vizepräsidenten Mike Pence und den Führer der republikanischen Minderheit im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, sei er besonders wütend sowie auf Mitch McConnell den Führer der Republikaner im Senat. McConnell hatte Anfang der Woche hinter den Kulissen erklärt, dass er das von den Demokraten initiierte Impeachment unterstütze.
Selbst die Beziehung zu seinem langjährigen Faktotum Rudi Giuliani scheint in Auflösung begriffen zu sein. Trump habe einen seiner Adjutanten angewiesen, Giulianis Anwaltsgebühren nicht mehr zu überweisen. Angeblich bestand er darauf, die Kosten persönlich zu genehmigen, die während Giulianis vergeblicher Reisen zur Anfechtung der Wahlergebnisse angefallen sind. Der Tagessatz in Höhe von 20.000 U.S.-Dollar habe sein Missfallen geweckt.
Einige Stunden nach dem am Dienstag erfolgten Impeachment hat Trump ein neues Video veröffentlicht, in dem er die in der vergangenen Woche erfolgte Belagerung und Erstürmung des Kapitols verurteilt. Beratern zufolge, die die New York Times zitiert, habe er sich unter dem Druck der katastrophalen Konsequenzen der tödlichen Ereignisse zu diesem Schritt durchgerungen. Anscheinend setzt sich die Meinung durch, dass Trump sich mit rechtlichen Konsequenzen für den Angriff konfrontiert sehen könnte.
"Mr. Trump war noch nie so isoliert wie in dieser Woche", berichtet die New York Times. Die wenigen im Weißen Haus anwesenden Mitarbeiter würden versuchen das "Oval Office" zu vermeiden. Eine wachsende Zahl von Mitarbeitern habe gekündigt. Anscheinend gebe es keine Vorbereitungen, um Trump in der nun anstehenden Verhandlung vor dem Senat zu verteidigen.
Ein Anlass dafür, dass Trump sich zu dem neuen Video-Statement durchgerungen hat, könnte darin liegen, dass er zunehmend auch wirtschaftlich unter Druck kommt. Am Dienstag kündigte der Bürgermeister von New York City, Bill de Blasio, an, dass die Stadt ihre Verträge mit der Trump Organization kündigen werde. "Die Anstiftung zu einem Aufstand gegen die U.S.-Regierung stellt eindeutig eine kriminelle Aktivität dar", so de Blasio. "Die Stadt New York wird nichts mehr mit der Trump-Organisation zu tun haben."
Am Tag zuvor hatten bereits einige der treuesten Geschäftspartner von Trump angekündigt, keine neuen Geschäfte mit ihm mehr zu machen. Laut einem Bericht der New York Times habe die Deutsche Bank beschlossen, auf Abstand zu gehen. Zwar seien noch mehr als 300 Millionen Dollar an Krediten offen. Doch von neuen Geschäften werde man absehen. Insgesamt habe Trump seit den 1990er Jahren über zwei Milliarden Dollar an Krediten von den Deutsche Bankern erhalten.
Dass die Trump-Show abgesetzt wurde, wäre für ihn vielleicht noch zu verkraften. Wenn jedoch der Geldfluss versiegt, auf den er in seiner Existenz in der Immobilienwirtschaft angewiesen ist, dann geht es für ihn ans Eingemachte.