Trumps Mauer soll sich mit Sonnenenergie selbst finanzieren
Experten stellen Rentabilität infrage
US-Präsident Donald Trump offenbarte der Öffentlichkeit gestern während einer Rede in Cedar Rapids im US-Bundesstaat Iowa, dass man in seiner Administration gerade darüber "nachdenkt", die geplante Mauer an der Grenze zu Mexiko mit Photovoltaikanlagen auszustatten, weil es dort "viel Sonne" gibt. Mit dem so produzierten Strom könnte sich das Bollwerk Trumps Worten nach selbst finanzieren - und Mexiko müsse "viel weniger Geld bezahlen". US-Haushaltsmittel für den Bau, die der Kongress bislang noch nicht genehmigte, sieht Trump als Vorschuss an, den er sich von Mexiko durch Zölle oder Steuern auf Auslandsüberweisungen zurückholen möchte. Während das Department of Homeland Security die Baukosten mit 21,6 Milliarden Dollar schätzt, gehen die Demokraten im Senat von mehr als dem Dreifachen dieser Summe aus.
Obwohl der oberste Vorgesetzte bei seiner Rede in Iowa die "ziemlich gute Vorstellung" als seine Idee bezeichnete, spricht viel dafür, dass sie einer Bewerbung entstammt, die die in Las Vegas ansässige Firma Gleason Partners bereits im Frühjahr einreichte. Sie geht von einer Selbstfinanzierung innerhalb von 20 Jahren aus, wenn man den Strom sowohl in die USA als auch nach Mexiko verkauft. Die Analysten von PowerScout sind da etwas pessimistischer und glauben nicht, dass das Bauwerk seine Kosten in weniger als 25 Jahren erwirtschaftet. Der von Gleason angegebene Kostenvoranschlag von siebeneinhalb Millionen Dollar pro Mauermeile ist PowerScout zufolge ebenfalls unrealistisch. Geht man von den aktuellen Preisen aus, würden den Analysten zufolge 46 Millionen Dollar pro Meile alleine für die Solaranlagen anfallen, weshalb sie die Gesamtkosten auf eine Summe zwischen 68 und 158 Milliarden Dollar schätzen.
Deutsche Firma Energieheld rät Trump ab
Sebastian Zahn von der deutschen Firma Energieheld würde Trump vom Bau einer Mauer mit Solaranlage abraten, weil so eine Anlage aufgrund mehrerer negativer Faktoren "nie auf die angegebene Nennleistung von 3,2 Millionen kWP" käme, "sondern eher auf die Hälfte." Der Experte meint gegenüber Telepolis, der US-Präsident müsse bei der Installation einer Photovoltaikanlage beachten, dass "möglicherweise nur auf der amerikanischen Seite" Panele angebracht werden können - "es sei denn, [er] kooperiert entsprechend mit den mexikanischen Behörden." Weil eine südliche Ausrichtung für ein Solar-Panel "ideal" und die amerikanische Seite nach Norden hin ausgerichtet ist, rechnet Zahn mit einem Leistungrückgang auf 80 Prozent.
Hinzu kommt seinen Worten nach, dass die Module wegen der senkrechten Mauer und Kletterhindernissen wie Stacheldraht mittig befestigt werden müssten, obwohl eine Neigung von 30° besser wäre. Das habe "einen weiteren Leistungsrückgang auf 60 bis 70 Prozent zu Folge" und die angebrachten Solarmodule könnten deshalb "voraussichtlich nur 60 bis 70 Prozent ihrer eigentlichen Leistung erbringen". Darüber hinaus sorgten "Sand, Wind und Staub" in der Grenzregion dafür, "dass die Anlagen regelmäßig mit hohem Wasseraufwand gereinigt werden müssen" - ein Problem, das seinen Angaben nach "aktuell in Afrika sehr akut" ist.
Unter Berücksichtigung solcher Faktoren schätzt Zahn die Gesamtkosten bei einer Mauerlänge von 3200 Kilometern, fünf Modulen pro Meter, einer Anlagengröße von 3200 Mega-Watt-Peak (MWp) mit einer Nennleistung (Maximalleistung) von 3,2 Millionen kWP und einem Preis von 950 Euro/kWp auf eine Investitionssumme von 3,04 Milliarden Euro oder 3,36 Milliarden Dollar.
Lang gezogene Anlagen suboptimal
Da die Leitungen für die Solarmodule "eine enorme Strecke überbrücken" müssen, rechnet Zahn mit einem erheblichen Energieverlust. Eine "langgezogene Fläche" ist seinen Angaben nach "hinsichtlich einer Kabelführung alles andere als ideal", weshalb man für Solarparks "im Regelfall rechteckige Flächen und nicht schmale, langgezogene nutzt": "Außerdem", so der Experte, "müsste man statt einem zentralen Technikraum mit Wechselrichter auf mehrere kleinere Technikräume zurückgreifen, was wiederum die Kosten pro Leistung in Höhe treiben würde."
Beim Bundesverband Solarwirtschaft merkt man auf Fragen zu einer Solarmauer ebenfalls an, dass lange Strecken für Solarpaneele die schlechteste Option seien, weil dann die Anschlusskosten sehr hoch sind. An deutschen Autobahnen und Fernstraßen werden sie nach Angaben des Verbandes nur deshalb eingerichtet, weil es sonst kaum geeignete Flächen gibt. Auf die Frage, wie viel diese Solarstrecken an Autobahnen und Fernstraßen pro Kilometer kosten und wieviel man damit einnimmt, heißt es beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, dazu lägen "keine Zahlen vor, die eine belastbare Aussage zulassen würden."
Bleibt die Frage, wie die Grünen auf Trumps gigantischen Solarplan reagieren. Mögen sie den US-Präsidenten jetzt? Oder doch nicht? Auf diese Frage gab es heute für Telepolis in der Bundeszentrale der Partei leider keine Antwort.
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