Trumps Zoll-Hammer: Stürzt die Weltwirtschaft in die Krise?
Donald Trump führt die höchsten US-Zölle seit über 100 Jahren ein. Ökonomen warnen vor globaler Rezession. Erste Unternehmen wie Mercedes reagieren bereits.
Donald Trump hat die drastischste Erhöhung von Einfuhrzöllen in der jüngeren US-Geschichte angekündigt. Der durchschnittliche Zollsatz soll auf über 20 Prozent steigen – das Dreifache der berüchtigten Smoot-Hawley-Zölle von 1930, die zur Verschärfung der damaligen Weltwirtschaftskrise beitrugen.
"Tag der wirtschaftlichen Unabhängigkeit"
"Dies ist einer der wichtigsten Tage in der Geschichte Amerikas", verkündete Trump laut Bloomberg vor jubelnden Auto- und Stahlarbeitern. "Es ist unsere Erklärung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit." Ab Samstag soll ein Basiszoll von zehn Prozent auf alle Importe erhoben werden. Am 9. April folgen weitere "gegenseitige" Zölle für bestimmte Produkte.
Die neuen Abgaben könnten laut Michael Feroli von JPMorgan Chase jährlich 400 Milliarden Dollar einbringen – etwa 1,3 Prozent der US-Wirtschaftsleistung. Mit den Zöllen will Trump Steuersenkungen aus seiner ersten Amtszeit ausgleichen, die in den kommenden Monaten vom Kongress verlängert werden sollen.
Ökonomen warnen allerdings, dass am Ende die Verbraucher in den USA massiv zur Kasse gebeten werden könnten. Sie sprechen laut Bloomberg von der größten Steuererhöhung seit 1968. Denn die geplanten Einnahmen, so Feroli, werden wohl von den Importeuren und den US-Verbrauchern stammen, für die die Preise nach oben gehen.
Damit sinkt die Kaufkraft und die persönlichen Einkommen gehen zurück. "Allein diese Auswirkungen könnten die Wirtschaft gefährlich nahe an eine Rezession bringen", so Feroli. Letztlich könnten sich Unternehmen gezwungen sehen, mit Investitionen abzuwarten.
Ökonomen warnen vor globaler Rezession
Die negativen Auswirkungen der neuen Zölle bleiben aber nicht nur auf die USA beschränkt. Viele Experten sehen die Weltwirtschaft vor einem Wendepunkt. "Viele Länder werden wahrscheinlich in eine Rezession geraten", warnt Olu Sonola, Wirtschaftsforscher von Fitch Ratings. Schließlich könne man die meisten Prognosen vergessen, wenn dieser Zollsatz über einen längeren Zeitraum bestehen bleibe.
Rob Subbaraman, Chefökonom des Finanzdienstleisters Nomura, vergleicht die Situation gegenüber Bloomberg mit den Ölpreisschocks der 1970er Jahre: "Dies ist ein großer, negativer, globaler Kostenschub." US-Unternehmen würde es schwerfallen, alternative Importe zu beschaffen, während der Rest der Welt mit einem Einbruch der Wirtschaft zu rechnen habe.
Die EU und China haben bereits Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. "Wir bereiten weitere Gegenmaßnahmen vor", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. China forderte die USA auf, die Zölle "sofort aufzuheben". Die Trump-Administration warnte dagegen vor Vergeltungsmaßnahmen, die nur weitere Zölle zur Folge hätten.
Mercedes erwägt Produktionsverlagerung in die USA
Erste Unternehmen reagieren bereits. Mercedes-Produktionsleiter Jörg Burzer bestätigte laut Bloomberg am Donnerstag, dass der Konzern die Verlagerung eines weiteren Modells in das US-Werk in Alabama prüft. Damit würde der Autobauer die neuen 25-prozentigen Autozölle umgehen.
Besonders betroffen ist der beliebte SUV GLC mit über 64.000 verkauften Einheiten im Vorjahr. Mit einem Einstiegspreis unter 50.000 US-Dollar hat er geringere Gewinnmargen als teurere Modelle. Die Zölle könnten die Rentabilität stark belasten.
Für Trump könnte sich seine Strategie damit auszahlen: Die Zölle zwingen ausländische Unternehmen dazu, mehr in den USA zu produzieren – genau das hatte er versprochen. Kritiker wie Ed Gresser vom Progressive Policy Institute warnen jedoch: "Dies ist kein guter Tag für amerikanische Familien oder für die amerikanische Industrie."
Rechtliche Zweifel an Trumps Vorgehen
Experten sehen auch rechtliche Probleme. Nach der US-Verfassung ist eigentlich der Kongress für Zölle zuständig. Trump beruft sich auf Notstandsbefugnisse. Ein hochrangiger Regierungsbeamter stellte klar: "Dies ist keine Verhandlung. Es handelt sich um einen nationalen Notstand."
Die Befürworter der Zölle argumentieren, dies sei nötig, um den Verlust von Millionen Fabrikarbeitsplätzen rückgängig zu machen. "Der Freihandelskonsens wurde den amerikanischen Arbeitern von Ökonomen und Politikern aufgezwungen", sagte Oren Cass von American Compass, einer Organisation, die sich für einen eingeschränkten Handel ausspricht. Die neue Politik werde "den Grundstein für eine neue Reihe von Vereinbarungen in der internationalen Wirtschaft legen."